Kommentar
16:34 Uhr, 09.03.2021

DAX-Anleger aufgepasst: China bremst

Chinas Einfluss auf den deutschen und auch den amerikanischen Aktienmarkt wird unterschätzt. Gerade jetzt sollten Anleger aufpassen, da China für starken Gegenwind sorgt.

Es ist zwar kein Geheimnis, dass China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, aber trotzdem wird Chinas Einfluss auf die globale Wirtschaft und den Aktienmarkt stiefmütterlich behandelt. Das ist ein Fehler, denn Chinas Politik bestimmt den Verlauf von Dax und S&P 500 maßgeblich mit. Der Grund dafür liegt eigentlich auf der Hand. Bevor China Güter exportiert, müssen viele Güter erst importiert werden. Zudem stellen sich die Güter nicht von selbst her. China importiert viele Maschinen aus Deutschland oder Halbleiter aus den USA. Zudem produzieren viele europäische und amerikanische Unternehmen vor Ort. Für Volkswagen ist China der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Chinas Wirtschaft befindet sich seit Jahren in einem Stop-and-Go-Modus. Politik und Notenbank arbeiten eng zusammen. Soll die Wirtschaft schneller wachsen, wird die Geldpolitik gelockert. Banken dürfen mehr Kredit vergeben. Unternehmen wiederum nutzen dies, um zu investieren. Sie kaufen dann z.B. Maschinen aus Deutschland.

Ähnliches gilt für den Konsum. Ist die Politik expansiver, steigen Beschäftigung und Vermögenspreise wie Immobilien, wird mehr konsumiert. Das hilft Unternehmen wie Volkswagen oder Apple. Die Stop-and-Go-Zyklen lassen sich über den Kreditimpuls abbilden. Dieser Impuls zeigt wie expansiv die Politik gerade ist.

Auf den ersten Blick hat dieser Impuls nur wenig mit dem Dax und S&P 500 zu tun (Grafik 1). Gewisse Parallelen lassen sich erkennen. Man kann aber nicht wirklich sagen, dass China das Kursgeschehen bestimmt.


Es wird etwas offensichtlicher, wenn man nicht den Kurs von Dax und S&P 500 darstellt, sondern die Performance (Grafik 2). Die Jahresperformance der Indizes steigt, wenn der Kreditimpuls nach oben zeigt und sie fällt, wenn der Kreditimpuls nachlässt.

Aktuell lässt der Impuls wieder nach. Der Aktienmarkt erreichte vor knapp einem Jahr ein Tief. Aus diesem Grund dürfte die Jahresperformance noch wenige Wochen ganz automatisch ansteigen, da der Vergleichswert aus dem Vorjahr tief ist. Ist dieser Basiseffekt erst abgearbeitet, dürfte sich ein anderes Bild zeigen.

Das ist nicht nur für den Aktienmarkt von Bedeutung, sondern auch für den Euro. Auch der Euro folgt dem Kreditimpuls Chinas (Grafik 3). Der Kreditimpuls entscheidet nicht allein über das Schicksal des Dax und Euros, spielt wegen Chinas enormer wirtschaftlicher Bedeutung aber eine große Rolle.


China will in diesem Jahr wieder 6 % wachsen. Dafür ist eine deutlich weniger expansive Politik notwendig. China konnte 2020 immerhin um 2,3 % wachsen, obwohl die Wirtschaft fast zwei Monate lang stillstand. Dafür war ein deutlich geringerer Impuls notwendig als in früheren Zyklen. Um unter vergleichsweise normalen Umständen um 6 % zu wachsen reicht eine neutrale Politik vollkommen aus. Anleger müssen zukünftig mit Gegenwind rechnen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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