Kommentar
12:08 Uhr, 17.09.2021

DAX 40 ab Montag: Endlich Konkurrenz für US-Indizes?

US-Aktien schlagen den deutschen Markt seit Jahren. Ein Blick auf die Leitindizes Dax und S&P 500 verdeutlicht das sofort. Kann ein erweiterter Dax mit 40 statt 30 Einzelwerten daran etwas ändern?

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.632,84 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.632,84 Pkt (XETRA)

Kurz gesagt: Nein. Die Dax-Aufsteiger sind eine bunte Mischung an Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen. Sie ändern jedoch nichts daran, dass der Dax industrielastig ist. Daran ändert auch die Aufnahme von Zalando und Hellofresh nichts. Aktuell hat der Dax mit 30 Einzelwerten eine Marktkapitalisierung von 1,5 Billionen Euro. SAP und Infineon sind die beiden Einzelwerte, die sich am ehesten mit dem erfolgreichen Technologiesektor der US-Indizes vergleichen lassen. Sie haben einen Anteil von 13 % am Dax. Der Technologiesektor macht in den USA einen größeren Anteil aus. Im S&P 500 sind es knapp 30 %. Mit der Erweiterung auf 40 Einzelwerte wird der Technologieanteil im Index sogar noch verwässert. Die 10 neuen Unternehmen haben eine Marktkapitalisierung von 313 Mrd. Euro und keines davon lässt sich dem schnell wachsendem Technologiebereich zuordnen. Der Anteil von Technologie fällt damit von 13 % auf weniger als 11 %.

US-Indizes sind aber nicht nur erfolgreich, weil sie Apple, Microsoft und Facebook beinhalten. Sie beinhalten auch Unternehmen wie Amazon. Diese zählen offiziell nicht zum Technologiesektor, sondern zu Konsumdienstleistungen. Hier kann der Dax bisher nur mit Delivery Hero aufwarten. Mit einem Anteil von 2 % am Index bleibt die Gewichtung deutlich hinter den 13 % in den USA zurück.

Derzeit liegt die Gewichtung der zwei Erfolgssektoren aus den USA (Technologie, Konsumdienstleistungen) im Dax bei 15 %. Das ist weniger als die Hälfte der 40 % in den USA. Mit der Erweiterung auf 40 Einzelwerte kommen Zalando und Hellofresh hinzu. Das gleich jedoch lediglich die Verwässerung des Technologiesektor aus. Unterm Strich bleibt der Dax ein Industrieindex.

Vergleicht man den Dax zum S&P 500 könnte man auch sagen, dass hier ein Old Economy mit einem New Economy Index verglichen wird. Die Old Economy, die Industrie, wuchs in den letzten Jahren kaum. Die Entwicklung der Unternehmensgewinne zeigt dies (Grafik 1).

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In den USA konnten die Unternehmensgewinne seit dem Hoch vor der Finanzkrise um fast 50 % zulegen. In Deutschland liegt das Plus bei 17 %. Die Coronakrise hätte der Old Economy eine Renaissance ermöglichen können. Immerhin fragen Konsumenten so viele Güter nach wie noch nie. Das Problem: Lieferengpässe begrenzen die Produktion. Ohne diese Engpässe könnten die Gewinne in Deutschland deutlich schneller wachsen.

Die Underperformance der Industrie hält seit 20 Jahren an (Grafik 2). Das letzte Mal wuchsen die Unternehmensgewinne in Deutschland zwischen 1996 und 2001 schneller als in den USA. Es gab dabei einen ungefähr 10-jährigen Zyklus, bei dem sich Industrie in Deutschland und mehr technologie- und konsumorientierten Unternehmen in den USA abwechselten.

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Die Indizes entwickeln sich entlang dieser Zyklen. Konnte die Industrie schneller wachsen, stieg auch der Dax schneller als der S&P 500 (Grafik 3). Die letzte Outperformance ist lange her und ob es der Industrie gelingt, wieder schneller zu wachsen, sei dahingestellt.
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Auf vergleichbarer Basis hinkt der deutsche Aktienmarkt dem US-Markt deutlich hinterher (Grafik 4). Vergleichbar heißt, dass nicht der Dax mit dem S&P 500 verglichen wird, sondern der Dax-Kursindex. Hier werden die Dividenden nicht reinvestiert. Da das der S&P 500 ebenfalls nicht tut, muss der Dax-Kursindex mit dem S&P 500 verglichen werden.
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Ein Dax 40 ändert am grundlegenden Problem nichts. Das bedeutet nicht, dass die Industrie Amazon und Microsoft nicht gelegentlich outperformen kann. Langfristig ist das jedoch unwahrscheinlich.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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