Kommentar
10:16 Uhr, 28.11.2008

Datenpotpourri aus Europa und Japan in Moll – Devisen in ruhigem Fahrwasser!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2935, nachdem gestern Tiefstkurse in New York bei 1.2861 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.25. „Carry-Trades“ zeigen sich in widerstandsfähiger Verfassung. EUR-JPY notiert bei 123.20, während EUR-CHF bei 1.5495 oszilliert.

Die Daten, die uns heute früh aus Japan erreichten, unterstreichen bis auf Bauausgaben und Neubaubeginne, ein sich deutlich verstärkendes Rezessionsszenario.
Bauausgaben und Neubaubeginne waren durch massivste Einbrüche (Basiseffekte) im Vorjahr geprägt. Ergo ist die Aussagekraft dieser positiven Daten im Jahresvergleich nachhaltig eingeschränkt.
Bezüglich des heutigen Datenpotpourris aus Japan verweisen wir auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“.

Die Datensätze aus der Eurozone konnten gestern nicht nachhaltig überzeugen:

• Wir freuen uns über den deutschen Arbeitsmarktbericht per November. Noch einmal sank die Arbeitslosigkeit um 10.000. Gleichwohl nimmt die Dynamik der positiven Entwicklung spürbar ab. Im Monatsvergleich ergab sich ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um 0,3% nach -0,7% im Vormonat. Im Jahresvergleich lag der Rückgang bei -11,3% nach zuvor -12,5%. Die saisonal bereinigte Quote verharrte erwartungsgemäß bei 7,5%.
• Die Geldmenge M-3 lieferte per Oktober nicht den erwarteten Rückgang auf eine Zunahme um 8,1%, sondern blieb unverändert bei 8,7%, nachdem der Vormonatswert von 8,6% auf 8,7% revidiert wurde. Die Veröffentlichung hatte keine wesentliche Marktwirkung. Der Chart verdeutlicht die nachhaltige Entspannung im letzten Jahr.

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• Der „Economic Sentiment Index“ der Eurozone sank im Berichtsmonat von zuvor 80,0 auf 74,9 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 78,6 Punkten angesiedelt. In allen Bereichen, ob Industrie, Baugewerbe, Einzelhandel, Dienstleistungen oder bei den Verbrauchern ergaben sich Rückgänge. Schlussendlich wurde das niedrigste Niveau seit 15 Jahren markiert. Die Rezession in der Eurozone gewinnt an Statur.

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Heute erwarten wir die Veröffentlichung der Arbeitslosenrate der Eurozone per Oktober. Analysten unterstellen einen Anstieg von zuvor 7,5% auf 7,6%. Der beigefügte Chart verdeutlicht den Trendwechsel bei der Arbeitslosigkeit in der Eurozone.

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Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per November soll einen Einbruch auf Jahresebene von zuvor 3,2% auf 2,3% liefern. Diese voraussichtliche Entwicklung ist eine Steilvorlage für die anstehende markante Zinssenkung der EZB per Anfang Dezember. Einlassungen diverser Vertreter der EZB sind Beleg, dass auch die EZB klotzen und nicht kleckern wird. 50 bis zu 100 Basispunkte bestimmen die Diskussion ausgehend von derzeit 3,25%.

Mittelwerte haben übrigens Sexappeal!

Wenden wir uns kurz und bündig dem US-Rettungspaket zu. Bloomberg hatte im Rahmen des „Freedom of Information Act“ Aufklärung über die Maßnahmen der Fed angefordert, die bisher verweigert wurden. Hier ist ein kräftiges „Hoppla“ als Kommentar fällig!
Im Zuge dieser Entwicklung lieferte Bloomberg eine Aufstellung über die bisher getroffenen Maßnahmen seit Ausbruch der Finanzkrise. Bei den Maßnahmen handelt es sich um Garantien, Eigenkapitalspritzen oder Aktionen an Analgemärkten. Das Volumen spricht für sich.
Laut Bloomberg News stellt sich das gesamte Rettungspaket der USA seit Beginn der Krise seitens Fed, Regierung, FDIC und FHA auf ein Gesamtvolumen von circa 8.500 Mrd. USD oder gut 58% des US-BIP oder gut 15% des Welt-BIP.
Die Zahlen als auch die Attitüde der Verantwortlichen verdeutlichen die Determination der Verantwortlichen in Regierung, Zentralbank und Aufsichtsbehörden in der Krisenbekämpfung. So weit, so gut!
Gleichzeitig sind sie jedoch auch Ausdruck dafür, dass man Gesetzen, Regeln und dem ordnungspolitischen Rahmen, diplomatisch ausgedrückt, wenig Respekt zollt.
Wenn der Staat von seinen eigenen Bürgern Rechtseinhaltung fordert und selbst das Recht ignoriert, stellt sich die Frage, ob damit fehlende Rechtsstaatlichkeit nicht ein markantes demokratisches Defizit belegen? „Food for thought!“

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2570 -00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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