Kommentar
10:05 Uhr, 31.07.2017

Das verflixte 7. Jahr an der Börse

Der Bullenmarkt ist bereits 8. Trotzdem gibt es noch das verflixte 7. Jahr. 2017 kann immer noch richtig böse enden.

Wie versöhnlich das Jah in Europa endet, hängt vor allem vom Euro ab. Geht die Aufwertung der letzten Wochen weiter, kann das für eine waschechte Korrektur sorgen. Die US-Börsen muss das nicht beeindrucken. Sie profitieren von der Eurostärke. Dafür schreiben wir das Jahr 2017 und Jahre, die auf 7 enden, sind für die US-Börse schwierig.

J. Lyons Fund Management hat auf den Umstand des verflixten 7. Jahres aufmerksam gemacht. Dabei wurden alle Jahre ab 1900 untersucht. Daten gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts. Ich habe die Analyse daher erweitert und alle verfügbaren Jahre verwendet, um das 7. Jahr zu untersuchen. Das Ergebnis ist das gleiche: Jahre, die auf 7 enden, sind für Anleger schlechte Jahre.

2017 sieht bisher ganz und gar nicht nach einem schlechten Jahr aus. Das kann sich noch ändern, denn es ist nicht das erste Halbjahr, das Sorgen bereitet. Grafik 1 zeigt die Performance nach Quartal aller Jahre. Jahre, die auf 1 enden, z.B. 2011 oder 2001, sind schwach. Das konnte man zuletzt unterschreiben. 2011 gab es einen Crash im Sommer und 2001 begann ein langer und mühsamer Bärenmarkt.


6er Jahre sind ebenfalls nicht besonders erfreulich. Wirklich schlimm ist aber das 7er Jahr. Bis auf das zweite Quartal sind im Durchschnitt alle anderen negativ. Das letzte Quartal, in dem normalerweise die Jahresendrallye stattfindet, ist besonders schlecht.

Vom bisherigen Jahresverlauf lassen sich wenige Parallelen erkennen. Das erste Halbjahr war positiv. Wäre 2017 ein durchschnittliches Jahr, hätte H1 negativ sein müssen (siehe auch Grafik 2). Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass nun die zweite Jahreshälfte auch positiv enden wird. Gründe für eine Korrektur gibt es.

Diese Gründe sind nicht neu und hinlänglich bekannt. Es dürfte für niemanden überraschend kommen, dass die außergewöhnliche Geldflut der Notenbanken langsam ein Ende findet. Ebenso ist es nicht neu, dass gerade der US-Markt hoch bewertet ist, in der Politik nichts weitergeht, ein Handelskrieg droht und Nordkorea jederzeit durchdrehen könnte. Und dann wäre da noch Chinas Kreditproblem...

Was bekannt ist, sorgt Anleger relativ wenig. Problematisch sind neue Umstände, von denen keiner weiß wie man sie einschätzen soll. Dann wird vorsichtshalber Risiko minimiert. Am Horizont lässt sich aktuell nichts erkennen, was eine Risikoreduktion rechtfertigen würde. Die Aussichten für das zweite Halbjahr sind also nicht schlecht.

Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine schwache Jahreshälfte hoch. Immerhin 60 % der zweiten Halbjahre verlaufen negativ. Nur 40 % aller übrigen Halbjahre, die nicht in Jahre, die auf 7 enden, fallen, enden negativ. Das ist eine große Differenz. Auffällig ist dabei, dass sich dieser Trend seit Jahrhunderten hält (Grafik 3). Es kann alles nur Zufall sein, aber ein Zufall, der sich über 200 Jahre gehalten hat? Kaum vorstellbar.


Persönlich gehe ich schon lange davon aus, dass das zweite Halbjahr schwierig werden könnte. Ein Ende des langfristigen Aufwärtstrends sehe ich in diesem Jahr allerdings noch nicht. Vielmehr setze ich auf eine Korrektur. Saisonal kommen diese gehäuft im September bis Anfang Oktober vor. Das trifft vermutlich mit dem Beginn der Bilanzreduktion der US-Notenbank und der Veröffentlichung des Plans der EZB zum QE Ausstieg zusammen. Das bietet sich als Auslöser irgendwie an.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Nicht neu das Thema - aber interessant ist trotzdem.Zusätzlich gute Graphiken mit einer langen Datenreihe. Danke dafür

    14:26 Uhr, 31.07. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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