Kommentar
09:28 Uhr, 19.12.2020

Das Überraschendste an der Pandemie

Die Corona-Pandemie macht viele Negativschlagzeilen. Das Überraschendste ist aber nicht negativ, sondern positiv.

Es gibt keine Zweifel, dass die Pandemie ein schreckliches Ereignis ist, auf das wir alle gerne verzichtet hätten. Jeder ist auf die eine oder andere Art davon betroffen, sei es durch Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Einschränkungen oder Todesfälle. Darüber wird tagtäglich berichtet. An Negativschlagzeilen mangelt es nicht. Daher will ich einen Blick auf das Positive werfen.

Das Positive ist eine wirtschaftliche Überraschung. Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr nach Berechnungen der Weltbank um ca. 5 % schrumpfen. Das ist der größte Einbruch seit Ende des Zweiten Weltkriegs (Grafik 1). Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Demobilisierung zu einem Wachstumseinbruch.

Nicht lange davor wuchs die Weltwirtschaft während der Großen Depression drei Jahre lang nicht und jedes einzelne Jahr war ähnlich schlimm wie das aktuelle. Auf den ersten Blick ist das alles nicht unbedingt positiv.

Es hilft auch nicht, dass die Welt in einem so synchronen Abschwung ist wie noch nie (Grafik 2). Selbst während der Großen Depression konnten mehr Länder wachsen als 2020. Dennoch ist das Resultat in diesem Jahr eine positive Überraschung. Die Historie zeigt, dass es noch sehr viel schlimmer kommen kann.

Obwohl sich die Welt wochenlang im Lockdown befand, was absolut einmalig ist, ist das Resultat weniger schlimm als befürchtet. Das liegt daran, dass Regierungen und Notenbanken so entschlossen gegengesteuert haben wie noch nie. Der Verlauf hätte weitaus katastrophaler sein können.

Gerne werden die Probleme hervorgehoben. Von diesen gibt es viele. Einschränkungen führen in einzelnen Sektoren zum Überlebenskampf vieler Unternehmen und nach neun Monaten wünschen sich alle eine Normalisierung. Vergleicht man das mit den Alternativen, kommt die Welt den Umständen entsprechend gut durch die Krise.

Die Alternativen sind wenig ermunternd. Man könnte der Pandemie freien Lauf lassen und hohe Sterblichkeit in Kauf nehmen. Kaum eine Familie würde verschont bleiben. Man könnte die Wirtschaft auch noch stärker herunterfahren als im aktuellen Lockdown und den kompletten Kollaps der Wirtschaft provozieren. Die Große Depression würde dagegen wie ein Aufschwung wirken.

Die Mischung aus Einschränkungen, geldpolitischer und fiskalischer Unterstützung hat der Welt bisher aus wirtschaftlicher Sicht einen glimpflichen Ausgang beschert. Vergleicht man das mit der Historie des globalen Wachstums ist das alles andere als selbstverständlich.

Gemessen an der Herausforderung ist der wirtschaftliche Verlauf überraschend, in positiver Hinsicht. Das zeigt auch der Aktienmarkt. Wie schlimm es hätte werden können, zeigte die Panik im März. Zu Beginn warfen Notenbanken mit hunderten Milliarden um sich und es half alles nichts. Die Hilfen wurden so lange nach oben geschraubt bis Anleger das Gefühl hatten, dass dies der Lage gerecht wird. Diese Zuversicht hilft dem Markt heute noch, denn es hätte weitaus schlimmer sein können.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Schtonk
    Schtonk

    Sehr guter und sehr richtiger Kommentar! Ein schaler Nachgeschmack wird von der Pandemie trotzdem übrig bleiben. Es ist m.E. nicht der wirtschaftliche oder finanzpolitische Einschnitt, sondern das massive Outing der politischen Randbereiche (links und rechts) und ihr offenbar immer stärkerer Einfluss auf die Gesellschaft. Ob links, grün oder rechts: Jeder verschanzt sich hinter seiner Haltung, die in Wahrheit nur die Unfähigkeit zum konstruktiven Dialog ist. Sorge bereitet, dass das gemeinsame Feindbild der sogenannte "Kapitalismus" ist.

    21:39 Uhr, 20.12. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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