Kommentar
15:10 Uhr, 27.01.2022

Das sind die einzigen billigen Sektoren

Fast alles ist teuer. Nur sehr wenige Sektoren gehen als Schnäppchen durch. Etwas Geduld muss man aber mitbringen.

Nachdem nach und nach aus immer mehr Blasen Luft abgelassen wird, stellt sich unweigerlich die Frage, wo man sich verstecken kann bzw. Aktien findet, die nicht davon betroffen sind. Die wenigsten Indizes sind vor diesem Luftablassen geschützt. Im breiten Markt kann man sich nicht verstecken.

Begonnen hat die Problemsituation bereits vor einem Jahr. Anfang 2021 gab es eine blinde Kaufwut bei allem, was riskant war. Ob das nun Meme-Aktien wie AMC oder Gamestop waren, Blankoscheckunternehmen oder Elektroauto Startups ohne Geschäftsmodell, egal, Hauptsache es war möglichst riskant. Kein Kurs war zu hoch.

Diese Blase platzte bereits im Sommer 2021. Danach wurde aus der zweiten Reihe der Pandemiegewinner Luft abgelassen. Dabei handelt es sich ebenfalls um meist junge Unternehmen, die trotz Wachstum keine Gewinne schreiben. Diese Verlustgaranten wurden gefolgt von grundsätzlich soliden Unternehmen wie Zoom.

Nun folgt die letzte Bastion, Big Tech. Ob Apple, Alphabet oder Microsoft, alles sieht technisch angeschlagen aus. Bisher haben diese Aktien den Markt oben gehalten. Wird nun hier Luft abgelassen, haben es Indizes wie der S&P 500, Nasdaq und selbst der Dow Jones schwer.

Viele Sektoren waren nie so überbewertet wie die Pandemiegewinner. Sie sind wegen geringerer Überbewertung trotzdem nicht billig. Sie sind mehr oder weniger fair bewertet. Was hingegen billig ist, ist das, was Ende 2020 gut lief und seither niemand mehr anfassen will.

Der sogenannte Reopening-Trade wurde von vielen Experten noch bis Juni 2021 empfohlen. Das war an der Realität vollkommen vorbei. Bereits seit Frühjahr 2021 fasste diese Aktien niemand mehr an. Das hat sich bisher auch nicht geändert.

Nachdem man Ende 2020 mit den ersten Impfstoffen auf ein Ende der Pandemie wettete, wurde die Erwartung Quartal um Quartal verfehlt. Erst ließen sich deutlich weniger Menschen impfen als gedacht, dann kamen neue Virusvarianten, gegen die die Impfstoffe weniger gut schützen.

Der Frust ist entsprechend groß. Die Pandemie scheint nie zu enden. Das hilft den Unternehmen, die von der Pandemie profitiert haben (Versandhandel, Homeoffice Zubehör, Software, Videotelefonie etc.), nicht mehr. Bis zur aktuellen Omikronwelle konnten die Pandemiegewinner gegenüber den Verlierern mit steigenden globalen Fallzahlen outperformen (Grafik 1). Aktuell ist das nicht mehr der Fall. Trotz steigender Fallzahlen zeigt sich eine Underperformance.

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Die Verlierer stehen trotz steigender Fallzahlen plötzlich gut da. Das liegt einerseits daran, dass aus den früheren Gewinnern Luft abgelassen wird und andererseits auch daran, dass die Stimmung sehr schlecht ist. Wer verkauften wollte, hat bereits verkauft.

Gleichzeitig dürften am Ende der Omikronwelle in Nordamerika und Europa 90 % der Bevölkerung entweder geimpft oder genesen sein (Grafik 2). Bei neuen Varianten kann man nicht mehr wirklich von Herdenimmunität sprechen. Das ist allerdings auch nicht notwendig. Es reicht, wenn der Anteil schwerer Krankheitsverläufe immer weiter abnimmt. Dies gelingt in den meisten Fällen, wenn jemand genesen oder geimpft ist.

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Die Pandemie ist damit nicht vorbei. Die neue Normalität ist aber in Reichweite. Es ist eine gewisse Spekulation, doch ich kann mir gut vorstellen, dass viele überrascht sein werden, wie sich Reiseunternehmen im Frühjahr vor Buchungen nicht mehr retten können. Persönlich halte ich den US Airlines ETF mit dem Kürzel JETS, Aktien von Norwegian Cruise Line und beobachte Tui AG sehr genau.

Inzwischen gibt es auch einige ETFs, die diese Sektoren abbilden, z.B. den Airline, Cruise und Hotel ETF (ISIN IE00BMFNW783). Wann die Sektoren nachhaltig nach oben drehen, ist schwer zu sagen. Kurzfristig dominiert die von der Fed induzierte Volatilität. Sobald sich diese lichtet, könnten diese Sektoren aufblühen.

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Biontech ist eine billigsten Aktien überhaupt.

    08:57 Uhr, 28.01. 2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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