Kommentar
10:04 Uhr, 23.07.2015

Das Produktivitätsparadoxon

Produktivitätswachstum ist gut. Es steigert den Wohlstand. Was aber, wenn das Wachstum eigentlich dazu führt, dass Löhne sinken und Arbeitsplätze wegfallen?

In den USA blickt die Notenbank besorgt auf das Produktivitätswachstum. Es verlangsamt sich seit einigen Jahren erheblich. Grafik 1 zeigt einen Produktivitätsindex. Seit 2010 flacht das Wachstum deutlich ab. Es liegt derzeit nur noch bei der Hälfte dessen, was die US Wirtschaft in den Jahren vor der Finanzkrise erreichte.


Das geringere Produktivitätswachstum ist ein großes Problem, da es Auswirkungen auf Beschäftigung und Löhne hat. Der reale Stundenlohn steigt tendenziell mit der Produktivität. Bis in die 70er Jahre war der Verlauf parallel, seitdem driften beide Indizes immer weiter auseinander. Reallöhne steigen sehr viel langsamer als die Produktivität.

Bereits das ist ein großes Problem. Unternehmen können immer mehr Güter und Dienstleistungen mit immer weniger Beschäftigten herstellen. Gleichzeitig steigen aber die Einkommen nicht. Letztlich heißt das, dass mehr hergestellt werden kann, als sich die Menschen leisten können.

In den USA wurde dieses Paradox lange Zeit umgangen, indem Konsumenten immer mehr Schulden aufnahmen. Sie verdienten zwar weniger bzw. wuchs der Lohn relativ langsam bei überproportional steigendem Output, doch kauften sie immer mehr. Das geht nur, wenn man mehr und mehr Kredit aufnimmt. Wie das endete wissen wir.

Die Notenbank geht in ihren Überlegungen gar nicht so weit. Sie stellt nur fest, dass die Produktivität langsamer wächst. Unter solchen Umständen steigen die Löhne erst recht nicht, daher ist das langsame Produktivitätswachstum ein Problem. Verursacht wird es durch unterschiedliche Trends. Einer davon ist die Tendenz von Unternehmen immer weniger zu investieren und stattdessen lieber eigene Aktien zurückzukaufen.

Einige Ökonomen kritisieren die Notenbank für ihre einfache Sichtweise. Sie argumentieren, dass das Produktivitätswachstum sehr viel höher ist als es in den Statistiken dargestellt wird. Das ist durch die Art der Messung von Produktivität zu erklären.

Mehr Produktivität heißt nichts anderes, als dass ein Mensch in der gleichen Zeit mehr oder zumindest das gleiche in einer besseren Qualität herstellen kann. Eigentlich ist das ein sehr einfaches Prinzip. In der Praxis gibt es allerdings einige Probleme, denn nicht alles wird gemessen. Gemessen wird vor allem über Mengen und Preise. Dabei bleiben viele Dienste unberücksichtigt, die z.B. kostenfrei angeboten werden. Ebenso wird nicht gemessen wie viel effizienter das Leben der Menschen wird, indem sie Technologie benutzen. Ökonomen denken hier insbesondere an die zahlreichen Apps, die das Leben deutlich erleichtern.

Würde man jene Faktoren berücksichtigen, die heute nicht in die Daten einfließen, dann – so das Argument – läge das Produktivitätswachstum sehr viel höher. Das mag sein, doch diese Erklärung geht am Kernproblem vorbei. Das Kernproblem ist nicht wie hoch das Wachstum nun wirklich ist, sondern ob es zu Lohnsteigerungen führt. Das tut es nicht. Grund dafür ist, dass immer weniger Menschen für bestimmte Arbeiten gebraucht werden. Das ist zwar der Kern und der Sinn von Produktivitätswachstum, doch im Gegensatz zu früheren Jahren kann der Mensch nun komplett ersetzt werden.
Ein Beispiel: früher brauchte ein Mensch einen Tag, um einen Fernseher zusammenzubauen. Durch Automatisierung erhöhte sich der Output von einem Fernseher pro Tag auf 10. Heute beträgt der Output 20 Fernseher, allerdings ohne das Zutun eines Menschen. Der Output wurde gesteigert und es wird auch gemessen. Das Problem dabei: der Zuwachs wird nicht durch einen Menschen erreicht, sondern durch Maschinen.

Vereinfacht gesagt wurde früher einem Arbeiter mehr Gehalt gezahlt, wenn die Produktivität stieg. Heute wird das Gehalt komplett eingespart, weil es keinen Arbeiter mehr braucht. Ein Arbeitsplatz wird gestrichen. Gleichzeitig wird mehr produziert. Doch wer soll das kaufen, wenn für den Output keine menschliche Arbeit mehr notwendig ist und entsprechend auch keine Gehälter mehr verdient werden?

Das Problem ist nicht ganz neu, es verschärft sich jedoch. Grafik 2 zeigt den Anteil von menschlicher Arbeit am Output. Dieser Anteil sinkt seit Jahren. Der Anteil, der nicht aus Arbeit kommt, kommt aus Kapital. Das sind z.B. die Maschinen, die eine menschliche Arbeitskraft ersetzen. Diese müssen gekauft werden. Die Investition erwirtschaftet dann eine Rendite, indem etwas produziert und verkauft wird.

Je mehr Arbeit komplett automatisiert werden kann, desto höher wird der Anteil des Kapitals am Output. Das ist ganz normal und hat seine Berechtigung. Für die Gesellschaft ist das jedoch ein Problem, denn immer weniger Menschen verdienen angemessene Löhne. Der Lohn wird eingespart, indem menschliche Arbeit eingespart wird. Statt einen Lohn zu zahlen fließt der Gewinn aus dem Output als Rendite zum Kapital.

Das ist alles genauso wie man es sich in der Theorie vorstellt. Praktisch bedeutet das jedoch, dass der Gewinn des Produktivitätszuwachses nur sehr wenigen Einzelpersonen zufließt. Kapital befindet sich für gewöhnlich nicht im Besitz der Masse, sondern im Besitz von wenigen.

Würde das Kapital der Allgemeinheit gehören (so wie im Kommunismus vorgesehen), dann muss die Entwicklung nicht mit Skepsis beobachtet werden. Kommunismus ist natürlich keine Lösung. Wieso, das konnten wir erleben.
Auf die Politik und Gesellschaft rollt eine große Welle an Problemen zu. Viele Arbeiten werden noch viele Jahre unberührt bleiben. Ein Großteil von Jobs ist nicht von der Automatisierung bedroht. Der „klassische Arbeiter“ hingegen wird durch Technologie immer weiter abgeschafft. Ob für diese Arbeitsplätze, die verloren gehen, ein guter Ersatz gefunden wird, muss sich erst noch zeigen. Momentan muss man eher befürchten, dass es keinen Ersatz gibt, ansonsten würde der Anteil des Kapitals am Output nicht so stark steigen.

Die kommenden Jahre und Jahrzehnte werden herausfordernd. Es könnte sein, dass steigende Produktivität zu einem allgemeinen Wohlstandsverlust führt. Das ist alles andere als einleuchtend und komplett gegen das, was wir seit Jahrhunderten beobachten konnten.

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33 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    Ein weiterer Kommentar zu http://www.ethikseite.de/rawls-overview.html

    Zitat:

    "Die wichtigsten Arten der gesellschaftlichen Grundgüter sind Rechte, Freiheiten und Chancen sowie Einkommen und Vermögen. (Ein sehr wichtiges Grundgut ist das Selbstwertgefühl; [...]). Es dürfte auf der Hand liegen, daß diese Dinge im allgemeinen als Grundgüter zu betrachten sind. Es sind gesellschaftliche Güter, da sie mit der Grundstruktur zusammenhängen; Freiheiten und Chancen werden durch die Regeln der wichtigeren Institutionen festgelegt, ebenso die Einkommens- und Vermögensverteilung. (TG 112f.)"

    Zitat Ende. (Hervorhebungen von mir)

    Was da vertreten wird, ist Kommunismus. Die Tragik der Allmende, die Tragödie des Allgemeinguts, spielt hier eine entscheidende Rolle. Dazu erforschte die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Elinor Ostrom in zahlreichen Feldstudien Fälle, in denen Gemeinschaftsbesitz auf regionaler Ebene sehr gut und nachhaltig bewirtschaftet wird, und zwar von der Gemeinschaft selbst. Das passt zum Zwei Welten Theorem von Hayek. (Mein Beitrag von 15:48) Mit der EU gehen wir aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Und in den USA dominiert auch immer stärker die Zentrale in Washington.

    Das zeigt auch, wie Recht der libertären Ökonomen Hans-Hermann Hoppe hat, wenn er sagt: „Besser tausend Lichtensteins als eine EU!“

    17:34 Uhr, 23.07. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Einige Ergänzungen zu meinen Beiträgen:

    Eine Verteilung kann im Kapitalismus nicht existieren. Warum? „Doch in der Marktwirtschaft wird kein Sozialprodukt erzeugt und verteilt. Kein marktwirtschaftlicher Vorgang kann aufgezeigt werden, den man als Verteilung ansehen könnte. Gerade das, dass nicht gesellschaftlich produziert und nachher verteilt wird, kennzeichnet die Marktwirtschaft und unterscheidet sie von der 'einfachen' Wirtschaft des Sozialismus. Die einzelnen Wirte erzeugen. Der Vorgang, der zur Bildung der Preise, Löhne, Zinssätze und Unternehmergewinne führt, ist kein Verteilungsprozess und ist auch nicht Einkommensbildung... [Die nationalökonomische Betrachtung] muss sich dabei von vornherein von der Vorstellung freihalten, als ob es in einer Gesellschaftsordnung, die auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruht, einen Vorgang geben würde, den man als Verteilung bezeichnen dürfte. Verteilung findet dort statt, wo ein Vorrat in die Verfügung von Einzelnen oder von Gruppen gegeben wird, die vorher keine Verfügung über die ihnen zugewiesenen Anteile hatten. In der Marktwirtschaft ist jedes Produktionsmittel im Sondereigentum, und die Produkte werden in das Sondereigentum hinein erzeugt. Sie treten als im Sondereigentum befindliche Objekte bereits ins Dasein. Wenn man sie verteilen will, muss man sie vorerst enteignen, Enteignungen sind leicht durchzuführen. Man schließt daraus vorschnell, dass das Enteignen zur Grundlage eines auf Dauer berechneten Systems der Versorgung gemacht werden könnte.“ (Ludwig von Mises „Nationalökonomie“, S. 352)

    Die Grundlage für alle sozialistischen Ideen lautet: "Ist das Sozialprodukt erst einmal da, kann man damit machen, was man will." Friedirch von Hayek widerspricht und argumentiert überzeugend: "Dabei wurde übersehen, daß der Produktionsprozeß nicht unabhängig ist vom Verteilungsprozeß, daß heißt, man kann mit dem Sozialprodukt eben nicht machen, was man will.[...]

    Das Sozialprodukt ist nur da, weil die Menschen nach ihrer Produktivität entlohnt und dorthin gelockt werden, wo sie am meisten leisten. Gerade die Unterschiede in der Entlohnung sind es, die den einzelnen dazu bringen, das zu tun, was das Sozialprodukt erst entstehen läßt. Durch Umverteilung lähmen wir diesen Signalapparat." Quelle: Wirtschaftswoche, Nr. 15, 3.4.1992, Seite 74, gedruckte Ausgabe.

    Und: „Der Begriff der sozialen Gerechtigkeit ist in einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit freier Berufswahl völlig sinnlos. Diese unglückliche Idee behauptet, dass die Entlohnung des einzelnen nicht davon abhängen soll, was er tatsächlich zum Sozialprodukt beiträgt, sondern davon, was er verdient. Der Wert der menschlichen Leistung ist sehr verschieden vom subjektiven Verdienst des einzelnen. Auch wenn man mit dem größten Eifer sich bemüht, wenn es für andere Marktteilnehmer nichts wert ist, so hilft´s halt nicht.“ (ebda)

    16:11 Uhr, 23.07. 2015
    2 Antworten anzeigen
  • cysonic
    cysonic

    Hallo Herr Schmale, ich habe mich damit auch auseinandergesetzt und es "technologische Deflation" genannt:

    http://www.kaufkraftschutz.de/nullzinspolitik-und-...

    Solange Kapital so günstig ist, werden sich die Trends weiter verschärfen...

    Beste Grüße!

    14:48 Uhr, 23.07. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Bisher haben die Entwicklungen, die auf große Technologie bedingte Umbrüche folgten, letztlich doch immer wieder zur Verbesserung der Lebensqualität und Mehrung des Wohlstand der Menschen beigetragen. Das lässt hoffen, dass es auch in Zukunft so sein wird. Ich halte als Alternative zu den hier angesprochenen Entwicklungen in Richtung "Kommunismus" eine andere Mögliche Entwicklung für vielversprechender, nämlich die, wie sie im Folgenden geschildert wird:

    "Die Ablösung der Diktatur von Einzelnen oder Minderheiten durch die Diktatur von Parteien oder Mehrheiten ist jedenfalls nicht das Ende der Geschichte. Es ist vielmehr eine Selbsttäuschung grandiosen Ausmaßes zu glauben, Freiheit und auf Zwang gegründete Herrschaft seien kompatibel. Ob diese Herrschaft demokratisch legitimiert ist oder nicht, spielt für diesen Befund keine Rolle. Freiheit bedarf der Freiwilligkeit.

    Wie wir es schaffen, aus dieser Matrix auszubrechen, um auch im Hinblick auf unser Zusammenleben die erfolgreich erprobten Prinzipien des Marktes anzuwenden, nämlich Leistungstausch auf freiwilliger Basis und Recht zur Nichtteilnahme, dürfte die große Frage des 21. Jahrhunderts werden.

    Wahrscheinlich wird es erst einmal auf ein selbstgewähltes Zusammenfinden mit Gleichgesinnten hinauslaufen, weil alle ethnische, kulturelle, religiöse oder nationale Verbundenheit da aufhört, wo Ausplünderung und Bevormundung durch die Mitmenschen beginnt. Dieser Weg dürfte anfänglich über kleinere Sezessionen bzw. räumlich überschaubare Neugründungen führen, die schließlich Ausstrahlungswirkung entfalten. Die heutigen Zwangs- und Ausbeutungsstaaten aber sind Überbleibsel der Vergangenheit, die auf Dauer in einer immer mobileren, immer globaleren Welt nicht überleben werden.

    Ein Markt an Staatsmodellen schüfe hier Abhilfe, zum Wohle aller. Denn der Wettbewerb ist das einzige bewährte, dauerhaft wirksame Entmachtungsverfahren der Menschheit." ( http://prometheusinstitut.de/welchen-staat-wuerden-sie-kaufen/ )

    Wobei ich in dem Artikel den Begriff "Staat" durch den meiner Meinung nach passenderen Begriff "Gesellschaft(-sordnung)" ersetzen würde.

    Es müsste dann in der Überschrift heißen: "Welche Gesellschaftsordnung würden Sie kaufen?"

    Wer da in einer kommunistisch verfassten Gesellschaftsordnung leben möchte, kann sich ja Gleichgesinnte suchen und so leben. Dagegen hätte ich überhaupt nichts einzuwenden, wenn niemand dazu gezwungen würde auch so leben zu müssen. Ich würde, hätte ich die Auswahl, eine kapitalistische, auf der freien Marktwirtschaft gründende Gesellschaftsordnung wählen und würde sicher da auch genügend Gleichgesinnte finden, die in Freiheit, ohne äußern Zwang leben möchten. Mir und Gleichgesinnten käme es dann auch überhaupt nicht in den Sinn, andere dazu zu zwingen, so zu leben, wie wir es möchten.

    14:32 Uhr, 23.07. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Die Produktion wird wohl imens steigen und zeitgleich die Zahl der Konsumenten immens fallen. Mal sehen was draus wird. Die Vergangenheit ist als Masstab nun voellig untauglich. Schon von der schieren Geschwindigkeit der Entwicklung gesehen. Was gerade vorgeht hat keine Vergleichsmoeglichkeit

    13:50 Uhr, 23.07. 2015
  • watuffli
    watuffli

    "Kommunismus ist natürlich keine Lösung. Wieso, das konnten wir erleben."

    Was konnten wir denn erleben, Herr Schmale? Sie verengen den Begriff Kommunismus auf jene politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, wie sie für sozialistische Länder der Vorwendezeit und einige Exoten der Gegenwart (z.B. Nordkorea) kennzeichnend waren und sind. Doch das hat mit Kommunismus im wissenschaftlichen Sinne absolut nichts zu tun (und deshalb hat noch nie jemand den Kommunismus erlebt). Nach MARX impliziert Kommunismus ein Verteilungsprinzip, nach dem alle Mitglieder der Gesellschaft auf der Grundlage höchstentwickelter Produktivität ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Leistungen ausschließlich nach Maßgabe ihrer Bedürfnisse konsumieren können ("Kritik des Gothaer Programms"). Nun, ob ein solcher Zustand Kommunismus oder anders genannt wird, ist eigentlich egal. Aber seine Quintessenz ist angesichts der von Ihnen beschriebenen aktuellen technologischen Entwicklung und sozialen Herausforderungen eigentlich ganz sympathisch.

    13:48 Uhr, 23.07. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • rei61
    rei61

    Hallo Hr.Schmale,

    "Reallöhne steigen sehr viel langsamer als die Produktivität." Früher nannte man das Ausbeutung, wenn Arbeitgeber die Arbeitnehmer immer weniger am wachsenden Ertrag beteiligten. Wäre dies eine deutsche Grafik, könnte man annehmen es läge auch an den steigenden Abgaben an Staat und Sozialversicherung (Real = Brutto - Abgaben - Inflation). Aber es ist eine amerikanische. Da es dort keinen so großen prozentualen Anstieg der Abgaben gab, ist es wohl eine Frage der Verteilung der Gewinne im Land der meisten Milliardäre. So wurde auch für Deutschland gestern gemeldet, dass ein DAX-Vorstand 54x soviel bekommt, wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter (ein Rekordwert)

    Schlüssig und wichtig fand ich den Hinweis von Löwe30 auf die Beschleunigung des fallenden Anteils am Output seit ca.2000.(Auch wenn ich sein Lob auf den Manchester-Kapitalismus nicht teile, denn ungezügelte Märkte bringen Lehman-Zertifikate hervor.) Wenn das Kapital billiger wird, erhöht man die Kapitalseite und verringert die Humanseite.

    Die Angst der Roboterisierung von Dschungelgold teile ich nicht. Er sagt selbst, dass manche Berufe nur schwer ersetzt werden können. Hinzu kommt, dass auch jemand Hochqualifiziertes die Roboter und Maschinen bauen muss. Schlimm wird's erst wenn Roboter eigenständig Roboter bauen. Und hier einen schönen Gruß an die Zylonen ;-).

    Wir sind eine alternde Gesellschaft mit zu wenigen und oft schlecht ausgebildetem Nachwuchs. Hier sind die Ersatzberufe zu finden. Sofern man bereit ist zu investieren.

    13:30 Uhr, 23.07. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Herr Schmale, man muss lernen im JETZT zu leben . Wir leben gerade in einer Zeit der Turboentwicklung, die alles dagewesene in den Schatten stellt. Vergleiche mit Gestern sind Schall und Rauch. . Es entwickelt sich alles nun schneller als wir geistig ueberhaupt noch folgen koennen. . Verknoechert und unflexibel klammern wir uns an erlebtes, das keinerlei Gültigkeit mehr hat. und versuchen daraus Schluesse auf die Zukunft zu ziehen. Das klappt sicher nicht. Schon gar nicht bei dieser rasenden Entwicklung.

    12:40 Uhr, 23.07. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Mit Einem bin ich nicht einverstanden. Heute ist sicher GERADE DURCH die Extremtechnisierung eine neue Form des Kommunismus moeglich geworden. . Man kann sicher die alten ueberhaupt nicht mehr mit unserer Zeit vergleichen. . Ich bin sogar der Meinung , das wir langfristig an einer Art Volkssozialismus in den moderneren Staaten gar nicht vorbeikommen, wollen wir nicht ein Feudalsystem der totalen Unterdrueckung schaffen. Bevoelkert von einer winzigen Feudalklasse, die den Rest der Menschen mit Gewalt auf Distanz halten muss. und nur noch das nackte Ueberleben garantiert....wenn ueberhaupt.. The engineers von Stanislav Lem beschreibt dieses Scenario perfect. Leider ist das Buch praktisch verschwunden. Wir koennten durchaus auf dieses Scenario zulaufen. Die Gier kennt offenbar keine Grenzen mehr.

    11:51 Uhr, 23.07. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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