Das Papier für den Anleger, der sich nicht „traut“
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„Die genialste Versuchung seit es Zertifikate gibt“ - dieser etwas abgewandelte Werbeslogan galt in besseren Börsenzeiten als diesen für Produkte, die mit einem sogenannten All-Time-High-Mechanismus ausgestattet waren und unter der gleichnamigen Bezeichung vor allem von der HypoVereinsbank bzw. von der Commerzbank als „Best-End“-Zertifikat angeboten wurden. Denn das Kennzeichen dieser speziell für sicherheitsorientierte Langfrist-Investoren geeigneten Spezies ist eine ausgeklügelte Ausstiegs-Optimierung, die an einem festen monatlichen Stichtag einen bestimmten Prozentsatz des erreichten Kursniveaus des Basiswertes festhält und bezogen auf die gesamte Laufzeit des Papiers den höchsten auf diese Weise erzielten Level bei der Rückzahlung am Laufzeitende berücksichtigt. Für Anleger, die sich wenig oder gar nicht um die aktuelle Entwicklung an den Börsen kümmern möchten, gibt es kaum eine komfortablere Lösung, um ganz ohne Gewissensbisse ständig am Markt präsent zu sein. Das einzige, was der Investor bei diesem Produkttyp außer dem nötigen Kapital mitbringen sollte, ist neben einem etwas längeren Anlagehorizont ein gegenüber dem jeweiligen Underlying positive Kurserwartung, da der „ATM“-Mechanismus natürlich auch finanziert werden muss. Dies bedeutet wiederum, dass ohne Einzug einer zusätzlichen Barriere, die bei starken Kurseinbrüchen möglicherweise das „Erreichte“ schnell wieder zunichte machen könnte, nicht die vollen 100 Prozent des monatlich festgestellten Kursniveaus eingelockt werden können. In der Regel bewegt sich die Rate dabei zwischen 85 und 90 Prozent, was wiederum bedeutet, dass der Basiswert mindestens rund 18 Prozent zulegen müsste, um überhaupt in den positiven Bereich zu gelangen.
Nach den Wirren der Finanzmarktkrise ist es um derlei Zertifikate mit Höchststands-Sicherung relativ ruhig geworden und auch der Einstieg in bereits lange am Markt gehandelte Produkte bietet sich nach den Kursstürzen des vergangenen Jahres nicht gerade an, da die Hoffnung auf weitere neue Höchststände gegen null gehen dürfte und die aktuellen Fixingniveaus nur eine magere Rendite bei Fälligkeit erlauben.
Wer sich dennoch für die Investition in ein „All Time High“ interessiert, wird derzeit in unserem Nachbarland Österreich bei der Volksbanken AG (OEVAG) fündig. Das neue noch bis zum 21. August zeichenbare Produkt verfügt neben einer monatlichen Höchststandsgarantie von 85 Prozent über einige weitere Ausstattungsmerkmale. Dazu gehört ein bei dieser Struktur eigentlich überflüssiger vollständiger Kapitalschutz zum Laufzeitende, der nur dann Sinn machen würde, wenn es dem Basiswert über den Ausstiegs-Mechanismus während der gesamten fünfjährigen Laufzeit nicht gelingt, eine entsprechende Performance zu erzielen, die zumindest ein Kursniveau von 100 Prozent garantiert. Apropos Basiswert, bezogen sich die meisten bisher emittierten Produkte verständlicherweise auf reine Aktien-Indices, so kommt man bei der OEVAG jetzt mit einer Aktien-/Renten-Variante daher. Und auch hier erwartet den Investor eine weitere Überraschung. Denn statt in den gängigen Euro STOXX 50 fließen hier 70 Prozent des Kapitals in den DJ Euro STOXX Sustainability 40, sowie die restlichen 30 Prozent in den IBOXX Sovereign 5-7 Years Euro Index, der die Wertentwicklung von 5-7 jährigen europäischen Staatsanleihen abbildet. Bei der Aktien-Komponente holt der Index-Sponsor im Rahmen der jährlichen Überprüfung der Zusammensetzung den Rat der renommierten SAM (Sustainable Asset Management) Group ein, die sich auf das Thema Nachhaltigkeit anhand ökonomischer, ökologischer und sozialer Kriterien spezialisiert hat. Dabei wandern unter anderem die jeweils 40 Einzelwerte des übergeordneten Euro STOXX Sustainability Index mit der größten Marktkapitalisierung im Streubesitz in die Endauswahl. Auch wenn das Anlagethema auf den ersten Blick sehr spannend anmutet, konnte die Nachhaltigkeits-Benchmark bei der Wertentwicklung gegenüber dem breiten Markt in den vergangenen Jahren kaum überzeugen und lag auf ein- bis dreijähriger Sicht leicht hinter dem Euro STOXX zurück.
Der BörseGo Tipp: Das neue ATH-Produkt wendet sich an den Anleger, der gleichzeitig nach mehreren Sicherheitskomponenten verlangt. Ob hier allerdings soviel Redundanz wirklich sein muss, sollte jeder Investor selbst entscheiden. So bietet das OEVAG-Papier neben einem vollständigen Kapitalschutz auch noch eine Höchststands-Garantie und einen diversifizierten Basiswertekorb, der gleichzeitig die Renten- und Aktien-Seite spielt, letztere sogar unter dem Nachhaltigkeitsaspekt. Unter Berücksichtigung der zugrundeliegenden Struktur hätte man zumindest bei der Wahl des Basiswertes ein etwas höheres Risiko eingehen können, um das für eine akzeptable Rendite notwendige Chancen-Potential zu erhöhen. Schließlich will auch der 3-prozentige Ausgabeaufschlag erst einmal verdient sein.
Nachhaltigkeits Höchststands Garant Zertifikat | |
Emittent/WKN: | OEVAG / A0VVZ2 |
Laufzeit: | 25.08.2014 |
Preis: (in Zeichnung bis zum 21.08.2009) | Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 3 % Agio) |
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview
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