Kommentar
10:20 Uhr, 07.04.2021

Das nahende Pandemie-Ende gefährdet den Aktien-Bullenmarkt

Ein Ende der Pandemie sollte für den Aktienmarkt eigentlich gut sein. Das Gegenteil könnte der Fall sein.

Der Bullenmarkt wurde von Analysten und Kommentatoren immer wieder als realitätsfern bezeichnet. Während der Aktienmarkt neue Allzeithochs erreicht, sind Millionen Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit. Viele Unternehmen sind am Rande des Bankrotts. Allzeithochs spiegeln die Realität der Wirtschaft und Menschen nicht wider, so die Meinung. Das ist nicht ganz richtig. Einige Branchen haben durch die Pandemie profitiert. Man denke nur an den Technologiesektor und Onlinehandel. Ein Teil der Wirtschaft implodierte, ein anderer Teil boomte. Nicht zuletzt deswegen konnte der Nasdaq stark zulegen. Auch an der Börse notieren Firmen, die in Mitleidenschaft gezogen wurden, z.B. Airlines oder Unternehmen aus dem Tourismussektor. Die Kurse sind auch dort teils auf Allzeithochs. Das erklärt sich durch die enorme staatliche Unterstützung. Anleger erwarten, dass nach dem Ende der Pandemie ein nie dagewesener Boom stattfindet. Hoffnung treibt die Kurse....

Zu guter Letzt gab es ein unerwartetes Phänomen. Vor allem Privatanleger entdeckten die Börse wieder für sich. So viele Börsenneulinge in so kurzer Zeit gab es selten. Der Mangel an Unterhaltungsmöglichkeiten zog viele an die Börse. Einfache und kostenfreie Apps wie Robinhood unterstützten den Trend.

Privat- und Kleinanleger setzten vor allem auf Optionen. Sie handeln nach dem Motto: Je mehr Hebel, desto besser. Die Nachfrage nach Optionen und Aktien hat Teile der Rallye maßgeblich bestimmt. Ein Ende der Pandemie gefährdet die Nachfrage.

Das gehandelte Volumen an Optionen korreliert stark mit der Mobilität (Grafik 1). Je strikter der Lockdown in den USA war, desto mehr Optionen wurden gehandelt. Seit Februar steigt die Mobilität wieder. Es ist wohl kein Zufall, dass in dieser Zeit das gehandelte Volumen abnahm.


Die Korrelation liegt bei 0,6 (1 würde perfekte Korrelation bedeuten). Für einen Indikator ist das ein sehr starker Wert. Häufig findet man Indikatoren im Bereich von 0,2-0,4. Mit zunehmender Mobilität, also dem Ende der Pandemie, fällt ein wichtiger Faktor der Rallye weg: gelangweilte Kleinanleger.

Dies hat vor allem für Technologiewerte Folgen. Seit dem Anstieg der Mobilität seit Anfang Februar konnte der S&P 500 den Nasdaq 100 outperformen (Grafik 2). Die Outperformance beginnt nun aber zu stocken. Das ist eine gute Neuigkeit. Es deutet daraufhin, dass der Wegfall von spekulationshungrigen Kleinanlegern größtenteils verdaut ist.


Was bleibt, sind andere Problemfelder. Ein Ende der Pandemie bedeutet nicht nur weniger Kleinanleger, sondern auch ein Ende der staatlichen Hilfen und weniger Unterstützung durch die Geldpolitik. Gleichzeitig müssen Unternehmen beweisen, dass die Hoffnung auf einen Boom nach Pandemieende Wirklichkeit werden.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten