Kommentar
06:45 Uhr, 09.12.2016

Das muss man Donald Trump wirklich lassen!

Trump ernten viel Kritik, aber auch viel Lob. Für gewöhnlich gehöre ich zu den Kritikern, doch in einer Sache muss man Trump auch ein paar positive Worte zugestehen.

Trump hat etwas geschafft, was es in den USA lange nicht mehr gab: Begeisterung. Zugegeben, nicht jeder ist über seine Wahl begeistert, weder in den USA noch international. Ein wichtiger Teil der Amerikaner ist aber begeistert. Es sind nicht nur jene begeistert, die sich im Stich gelassen fühlten, sondern praktisch Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht.

Die Performance der Börse spricht Bände darüber, was Anleger von Trump halten: nämlich viel. Andernfalls wären die Börsen kaum dynamisch angesprungen. Trump gibt vielen Hoffnung, ob den Absteigern der Gesellschaft oder Investoren. Das ist schon ungewöhnlich. Normalerweise widersprechen sich die zwei Dinge.

Aktuell widersprechen sie sich im Sentiment nicht. Auch wenn es viele Kritiker gibt, so konnte Trump die Nation doch mitreißen. Das zeigt sich auch in den Wirtschaftsdaten. Trump ist noch nicht im Amt und hat noch kein Gesetz erlassen oder geändert. Es gibt also noch keinen faktischen Einfluss auf die Wirtschaft, dafür aber einen in der Erwartung und Stimmung.
Die Einkaufsmanagerindizes für die USA und für die Region Chicago sprangen nach der Wahl nach oben. In Chicago erreichte der Index den höchsten Stand seit zwei Jahren. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Indizes. Es zeigt sich zwar schon seit mehreren Monaten eine positive Entwicklung ab, doch gerade der Chicagoer Index, der mehr oder minder den Rostgürtel repräsentiert, zeigt sich hocherfreut.

Die Industrieproduktion lässt das bisher kalt. Die Stimmung ist zwar gestiegen (Tief wurde im Dezember 2015 erreicht), doch die Produktion ist nach wie vor im Rückwärtsgang. Das negative Wachstum hat sich verlangsamt, aber es bleibt, was es ist: negativ.

Nun gehen Einkaufsmanager davon aus, dass es im kommenden Jahr mehr Potential gibt und sich die Lage verbessern wird. Ohne Trump wäre die Aussicht wohl weniger optimistisch. Das alles wird durch ein einfaches Wirtschaftsprogramm ermöglichst: eine Wiederholung der Reaganomics.

Unter Reagan wurden die Steuern gesenkt und trotz aller gegenteiligen Bemühungen die Staatsausgaben nach oben geschraubt. Reagan wurde mit dieser Politik zu einer Art Heiligen. Seine Bilanz ist dabei eigentlich wenig ermunternd. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Industrieproduktion und die Entwicklung des Dollar Index (invertiert dargestellt). Die Korrelation ist relativ eindeutig: steigt der Dollar, dann sinkt die Produktion.

Reagan konnte dagegenhalten. Der Dollar wertete rasant auf, doch die Industrieproduktion konnte sich einigermaßen gut halten. Das gelang keinem Präsidenten nach ihm. Das Wachstum in der Produktion brachte allerdings niemandem etwas. Es wurde kein einziger Job in der Produktion geschaffen. Trotz aller Bemühungen verloren die USA unter Reagan 640.000 Jobs in der Produktion.

Bush legte noch eins drauf. Innerhalb seiner ersten und letzten Amtszeit gingen 1,25 Mio. Jobs verloren. Unter Clinton wurden wieder 400.000 Stellen aufgebaut, bis unter Bush Junior 4,6 Mio. Jobs verloren gingen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bush Junior die Politik Reagans wiederholte. Er senkte die Steuern und gab mehr aus.

Unter Obama ging der Trend weiter, wenn auch deutlich langsamer. Die Erholung des Sektors ist extrem zaghaft gewesen und kehrte sich zuletzt wieder um. Wie dem auch sei, die Reaganomics haben den Arbeitern wenig gebracht. Unter Bush I und Bush II hat die Replikation zu einem Desaster geführt.

Ob es Trump besser gelingt, will ich hier ausnahmsweise gar nicht beurteilen. Das kann sich jeder selber denken und wir werden es in einigen Jahren beurteilen können. Positiv ist, da kann man sagen, was man will, dass eine Aufbruchsstimmung aufkommt. Daraus kann ein sich selbst verstärkender Effekt werden. Drücken wir die Daumen, dass genau das geschieht.

Clemens Schmale

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14 Kommentare

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  • Matze.
    Matze.

    "Die Performance der Börse spricht Bände darüber, was Anleger von Trump halten: nämlich viel."

    Wenn man sich mal die Vergangenheit anschaut, dann ist die Aktuelle Rallye kein Trumpverdienst. Solche Rallyes fanden nach jeder Wahl, bei der die Gegenpartei den neuen Präsidenten gestellt hat statt!! Und in den meisten Fällen ging sie bis? Genau - bis zum Amtsantritt bzw. kurz danach!

    09:35 Uhr, 09.12. 2016
  • Jo1807
    Jo1807

    Herr Schmale, ich kann keine Korrelation zwischen Dollar und Produktion in der von Ihnen gezeigten Grafik erkennen. Das sieht nach Wunschdenken aus.

    Zudem schreiben Sie: "Trump gibt vielen Hoffnung, ob den Absteigern der Gesellschaft oder Investoren. Das ist schon ungewöhnlich. Normalerweise widersprechen sich die zwei Dinge."

    Dass Trump sowohl Absteigern als auch Investoren Hoffnung gibt ist ja nett, basiert aber auf dem derzeitigen Trump-Traum, den scheinbar verschiedenste Gruppen träumen. Aber "Träume sind Schäume" und werden sich bald in Luft auflösen. Illusionen.

    08:58 Uhr, 09.12. 2016
  • P_44
    P_44

    Jegliches "Lob" für einen solchen Frauenfeind ist inakzeptabel! Ich habe den Artikel nicht gelesen und werde ihn nicht lesen. Es gibt einfach bestimmte Standpunkte, die einen Menschen für alle Zeit unmöglich machen.

    08:25 Uhr, 09.12. 2016
    3 Antworten anzeigen
  • Ridicule
    Ridicule

    Guter Artikel! ... die USA mit ihrer "Can do - Mentality" schaffen auf jeden Fall schon mal Rahmenbedingungen, von denen alle profitieren können (das Ausmaß kann man natürlich immer diskutieren). Trump muss man im Moment den "Benefit of the doubt" geben, denn er hat schon so manches in den Tagen initiiert, was Berufspolitiker mitunter nicht mal in ihrer Amtszeit hinbekommen. Über Details mag man streiten (können), aber alleine die Aktiengewinne machen bereits mehr aus, als jede Gewerkschaft mit Lohnforderungen hinbekommt. Schade, dass wir keinen Trump haben :-(

    08:10 Uhr, 09.12. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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