Kommentar
08:05 Uhr, 25.11.2016

Das muss Donald Trump erst noch verstehen!

Bald ist schon wieder Weihnachten. Da wird es allerhöchste Zeit die Wunschliste vollzupacken. Die neue US-Administration geht mit gutem Beispiel voran und wünscht sich viele widersprüchliche Dinge.

Wie wird Amerika „great again?“ Ganz einfach: Es werden Jobs aus dem billigen Ausland zurückgeholt und der Dollar wieder stark gemacht. Das klingt gut, ist aber ein Widerspruch. Derzeit stört das noch niemanden. Vielmehr wird der Wunschzettel gefeiert. Früher oder später muss eines der beiden Ziele aber aufgegeben werden.

Man kann nicht alles haben, nicht im Leben und nicht in der Wirtschaftspolitik. Man kann es versuchen – und scheitern. So wird auch das Ziel scheitern, Jobs im produzierenden Gewerbe zurück in die USA zu holen und den Dollar gleichzeitig weiter erstarken zu lassen.

In den USA ist der Beschäftigungstrend im produzierenden Gewerbe seit Jahrzehnten eindeutig. Vor 40 Jahren waren noch 22 Millionen Amerikaner in der Produktion tätig. Heute sind es deutlich weniger als 20 Millionen. Im gleichen Zeitraum ist die Bevölkerung von 210 Millionen auf 325 Millionen gestiegen. In der Relation zur Bevölkerung ist der Rückgang massiv.

Vor 40 Jahren waren 10 % der Bevölkerung in der Produktion beschäftigt. Heute sind es weniger als 6 %. Das hat ganze Landstriche und Bevölkerungsschichten hart getroffen. Die Arbeitslosigkeit mag im nationalen Durchschnitt zurückgegangen sein, doch in Regionen, in denen Industrien vorherrschend waren, ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch und die Löhne niedrig.

Nun soll der Dollar wieder stärker werden. Ist das eine gute Idee? Natürlich nicht. Wer mit der Werkbank der Welt (China, Mexiko, Vietnam) konkurrieren will, braucht keine starke Währung, sondern vielmehr eine schwache. Der Dollar ist unter großen Schwankungen eine abwertende Währung. Das konnte den Niedergang der Industrie trotzdem nicht aufhalten. Dafür – wenn der Dollar aufwertete – gingen dann besonders viele Jobs verloren. Den Zusammenhang zwischen Jobwachstum in der Produktion und dem Dollar zeigt Grafik 1.

Soll der Dollar aufwerten und sollen mehr Jobs zurückgeholt werden, dann geht das nur, wenn zu gleichen Löhnen sehr viel mehr produziert werden kann. Die Produktivität steigt seit Jahren allerdings kaum noch. Grafik 2 zeigt das Produktivitäts- und das Beschäftigungswachstum. Tendenziell verlaufen beide Zeitreihen parallel.

Wer mehr Produktion im Land haben will, muss konkurrenzfähig sein. Das geht entweder durch eine schwache Währung oder durch hohes Produktivitätswachstum. Die Währung ist nach derzeitigem Stand kein Vehikel, um die USA wieder konkurrenzfähig zu machen. Es bleibt die Produktivität. Dafür müssten Unternehmen jedoch sehr viel mehr investieren. Steigt der Dollar und steigen gleichzeitig auch die Zinsen, wie es derzeit der Fall ist, dann wird kein Unternehmen freiwillig investieren.

Um die Sache noch etwas komplexer zu machen: steigt die Produktivität an, kommt der Wechselkurs tendenziell unter Druck. Bei steigendem Output pro Arbeitnehmer kann das reale Austauschverhältnis nur konstant bleiben, wenn die Währung schwächer wird (Grafik 3).

Um es zusammenzufassen: Eine schwache Währung erhöht die Konkurrenzfähigkeit. Der Dollar soll aber stärker werden. Um das auszugleichen müsste die Produktivität steigen. Das braucht Investitionen, die aber nicht getätigt werden, wenn der Dollar aufwertet und die Zinsen steigen. Zudem führt hohes Produktivitätswachstum nicht zu einer Aufwertung der Währung. Wie soll das also funktionieren? Ganz einfach: es kann und es wird nicht funktionieren.

Clemens Schmale

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15 Kommentare

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  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    beste beitrag - beitrag bester:

    http://www.godmode-trader.de/artikel/ohne-krieg-ke...

    17:19 Uhr, 25.11. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Donald versteht schon alles...

    Hier whol der BESTE der Artikel auf Godmode Trader der letzten 10 Jahre - *beste*

    Soundtrack zum Beitrag - MP5:

    17:18 Uhr, 25.11. 2016
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    @ Schmale und @ Ridicule

    Hallo Herr Schmale,

    ich finde es im Gegensatz zu Ridicule gerade gut, dass Sie ganz klar Stellung beziehen und eine klare eigene Meinung vertreten.

    Gerade daran fehlt es doch, dass kaum noch jemand den "Mumm" hat, mal klare Kante zu zeigen, sondern alles so ein pädagogisch und politisch korrektes Geschwafel ist.

    Weiter so ... - klare Meinung, klare Stellungnahme ... - auch auf die Gefahr, dass es mal schief geht ...

    14:48 Uhr, 25.11. 2016
  • tschak
    tschak

    Staatsausgaben - insbesondere - auch in PRODUKTIVERE Sektoren - alloziiert??? nebenbei tatsächlich die Löhne UNTER 25k USD steuerfrei stellen (a la CASH FOR CLUNKERS). etc. etc. Alles ist möglich - wenn man evtl. tatsächlich kfr. (mittelfristig) "voll auf Pump" fährt - BEHAVIORAL-view: MINDSET-change possible, A new Startup-Boom (Startup-Boom reloaded, etc). Industrie 4.0 Staatsoffensive (so wie Trump sagt: Roboter sollen in USA gebaut werden, nicht nur genutzt) - sprich: Besonders produktive Sektoren sollen gar staatlich gepusht werden, Startup-Finanzierung, etc. etc. etc......

    13:02 Uhr, 25.11. 2016
  • motörhead
    motörhead

    Hallo Herr Schmale,

    auch diesen Artikel finde ich sehr interessant. Danke. "Wer mehr Produktion im Land haben will, muss konkurrenzfähig sein. Das geht entweder durch eine schwache Währung oder durch hohes Produktivitätswachstum." Könnten Sie bitte noch den Zusammenhang zwischen Produktivität und Qualität erklären ggf. mit Grafiken untermauern?? Warum hatte z.B. Dtld. nach WKII trotz starker Währung eine hohe Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt?? Ich meine, die Produkte waren ja nicht gerade billig. Wurden aber trotzdem gekauft.

    Apropos USA, dort hat man das Wörtchen "Qualität" auch unter Obama wieder auf dem Radarschirm. Es ist nicht nur die Economy, sondern es sind auch die muscles between den Ohren entscheidend für die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt.

    http://www.tagesspiegel.de/wissen/usa-obama-will-e...

    12:06 Uhr, 25.11. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Ridicule
    Ridicule

    @Schmale ... ich schätze Ihre Artikel häufig sehr. Allerdings sollten Sie nicht typisch deutsch und oberlehrerhaft Ihre Statements platzieren ("Ganz einfach: es kann und es wird nicht funktionieren."). Lassen Sie die USA erstmal anfangen um die Resultate dann zu bewerten, als jetzt schon über etwas zu urteilen, wozu Details noch gar nicht bekannt sind. Verweise nur auf den BREXIT, wo sich alle Welt (insbesondere die deutsche ... leider muss ich sagen, Sie gehören auch dazu) wundert, weshalb sich keine negativen Auswirkungen im Moment zeigen, ... ja, gerade das Gegenteil ist der Fall.

    Die USA -wenn sie das wirklich wollen- werden mehr hinbekommen, als viele hier sehen. Zinsen und Währung spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.

    11:33 Uhr, 25.11. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Denkmensch
    Denkmensch

    Investitionen werden weniger unter der Betrachtung des Zinsniveau oder des Wechselkurses getätigt, sondern ob sich diese Investition lohnt. Wenn dann auch noch Patriotimus die Investition beeinflusst so siegt die Hoffnung vor Vernunft. Rein Formal ist Ihre Annahme korrekt, jedoch ist sie insoweit nicht auf die Realität anwendbar, weil sie den Menschen in seiner nichtkalkulierbaren Reaktion außer Acht lassen.

    11:16 Uhr, 25.11. 2016
  • barkovsky
    barkovsky

    ich glaube, Obama bought new jobs with a massive Debt increase, who says Trump will not continue this line ? Triple AAA still in the house ! not to forget, the Money which will be brought home by US companies will flow into the market anyway, either by new engagement or by new buybacks, which probably will be the case, it could be massive ! off course this will be a one night stand show, but this night could buffer the problems which you describe Clemens, and nightcap the markets into a big beautiful Opium Rausch !

    10:36 Uhr, 25.11. 2016
  • Revolver
    Revolver

    ... schließe mich an

    mal sehen ob Trump die "eierlegende wollmilch sau" findet ;-)

    09:46 Uhr, 25.11. 2016
  • Whatever
    Whatever

    Ein sehr guter Artikel! Zeigt kurz und sehr anschaulich die Zusammenhänge auf.

    Das nächste Jahr wird mit Sicherheit sehr, sehr spannend.

    ;-D

    08:36 Uhr, 25.11. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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