Das Märchen von der starken deutschen Wirtschaft
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In Europa mangelt es nicht an Ländern, die weniger oder negatives Wachstum vorweisen. Lediglich Norwegen und Polen können wirklich als Lokomotiven gelten. Insgesamt sind die Länder zu klein, um den Rest der EU aus dem Tief zu heben. Dieses Jahr soll es immerhin besser werden. Viele Krisenländer zeigen eine Rückkehr zu Wachstum. Nur Italien widersetzt sich der Tendenz beharrlich. Für Deutschland werden zwischen 1,6 und 2% Wachstum prognostiziert. Das ist anständig. Ob es auch realistisch ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Heute wurde der ZEW Index veröffentlich, der Aufschluss über die Konjunkturerwartungen gibt. Die Erwartungen gingen stark zurück. Mit 8 Punkten (erwartet wurden 18) liegt der Index nicht mehr wesentlich über der Nulllinie und weit von dem Hoch bei 62 Punkten im Dezember 2013 entfernt.
An Erwartungen ist meist etwas handfestes dran. Betrachtet man den Verlauf von ZEW Index und Dax (Kursindex) seit Erhebung des ZEW Index im Jahr 1991, dann ergibt sich eine gewisse Signifikanz. Dax und ZEW laufen nicht parallel. Der ZEW Index hat eher eine Vorläuferfunktion. Verschiebt man den ZEW Index 6 Monate in die Zukunft, dann stimmen Dax und ZEW Verlauf ganz gut miteinander überein.
Überraschend ist die gute Übereinstimmung vor allem deshalb, weil es sich um Erwartungen handelt. Erwartungen und das, was dann letztlich eintritt, können weit auseinander klaffen. Trotz der guten Übereinstimmung von Dax und ZEW bleiben Erwartungen, was sie sind und müssen nichts mit der Realität zu tun haben. Gerade jetzt sorgen die Krisen in der Ukraine, Israel, Irak und Afrika nicht gerade für Hochstimmung. Wie stark der Effekt der Krisen dann tatsächlich auf die Wirtschaft sein wird muss sich erst noch zeigen.
So oder so, es ist verständlich, dass die Stimmung momentan nicht gerade sehr gut ist. Leider ist nicht nur die Stimmung schlecht und die Erwartungen verhalten, auch die momentane, reale Lage zeugt nicht gerade von Aufbruch.
Im Gegensatz zu Erwartungen, die sich erfüllen können, aber nicht müssen, gibt es ganz andere Indikatoren, die handfeste Zahlen zum Zustand der Wirtschaft liefern.
Dazu gehören unter anderem die Auftragseingänge der Industrie. Die Grafik zeit den Dax Kursindex und die Entwicklung der Auftragseingänge für die Industrie, den Bau, für Investitions- und Konsumgüter. Konsum und Bau halten sich einigermaßen gut. Hier kann man den Rückgang der letzten Monate noch fast als Rauschen abtun. Bei Investitionsgütern und der Industrie sieht das etwas anders aus. Würde man das charttechnisch auswerten, dann ist der mittelfristige Aufwärtstrend nach unten gebrochen. Bei Investitionsgütern kann man von einem Doppeltop (2010 und 2014) reden.
Die Auftragseingänge der Industrie sind unter dem letzten Hoch 2010 zurückgeblieben und liegen noch weit unter dem Vorkrisenniveau aus 2007. So richtig überraschend ist das nicht. Ohne Wachstum bei den wichtigsten Handelspartnern, die nun einmal in der EU sind, ist es schwierig zu expandieren.
Nach diesen etwas ernüchternden Bildern kann man auch sehr viel Positives aus der Entwicklung ziehen. Die Auftragseingänge sind inzwischen soweit zurückgegangen wie für eine kleine Wachstumsdelle üblich. Ein bis zwei Monate muss man noch mit Rückgängen rechnen. Dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei - sofern es sich nur um eine Wachstumsdelle handelt und nicht um eine Trendumkehr. Davon gehe ich persönlich erst einmal aus. Bis das wirklich klar ist, ist September. Zyklisch gesehen erreicht der Dax im September gerne ein Tief. Dann macht der Einstieg wieder richtig Spaß.
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Sehr geehrter Herr Schmale.
Der Vergleich ZEW zu DAX lässt für die nächsten 6 Monate den Dax weiter zurückfallen.
Damit sich die Deutschlands Euro-Anrainerstaaten gut erholen können, bedarf es einer angepassten Wirtschaftspolitik und Geldpolitik, die mit einer kräftigen Abwertung des Euro um mehr als 30 % die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Deutschland wiederherstellt. Dass damit Deutschland noch stärker wird, ruiniert wiederum letztere Anstrengungen. Die Lösung ist eine ebenfalls angepasste starke Währung für Deutschland, welche deutsche Exportwaren um 30% teurer macht. Damit wird es für schwächere Staaten möglich, Marktanteile zurückzuerobern. Für Deutschland hingegen ist es wieder möglich, erarbeitetes Vermögen zu akkumulieren.