Kommentar
08:01 Uhr, 23.05.2020

Das Land der begrenzten Möglichkeiten

Die Coronakrise zeigt eindrucksvoll, dass die US-Wirtschaft zugunsten weniger manipuliert ist. Wann kommt der Aufstand?

Man mag es kaum glauben, aber sowohl Obama als auch Trump wurden aus ähnlichen Gründen gewählt. Obama gewann die Wahl, weil er Hoffnung machte, Hoffnung für viele Minderheiten, dass das Land gerechter werden kann. Trump machte ebenfalls Hoffnung, Hoffnung für viele Arbeiter in Industrien ohne große Zukunft und zurückgelassenen ländlichen Regionen.

Beide versprachen etwas, was sie nicht halten konnten. Die aktuelle Krise macht das wieder eindrucksvoll deutlich. Die Arbeitslosigkeit unter denjenigen, die keinen High School Abschluss haben, schnellte auf 21,2 % nach oben. Dies berücksichtigt nicht die vielen Menschen, die sich aus dem Arbeitsmarkt statistisch verabschiedet haben und daher nicht gezählt werden.

Wer immerhin einen High School Abschluss hat, dem geht es etwas besser. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 17,3 %. Bei Collegeabsolventen sind es 15 %, bei Absolventen mit einem Masterabschluss sind es nur noch 6,7 % und bei Doktoranden 3,2 %. Je höher die Bildungsstufe ist, desto geringer ist die Arbeitslosenrate (Grafik 1).


Bildung ist in den USA für die meisten nicht erschwinglich. Der soziale Aufstieg ist in den USA so schwierig wie in kaum einem anderen entwickelten Land. Wer Geld hat, kann sich Bildung leisten und verdient mehr. Wer kein Geld hat, kann seinen Kindern nur bedingt einen Aufstieg ermöglichen. Nicht zuletzt deswegen glauben immer mehr Amerikaner, dass es die nächste Generation nicht besser haben wird als die letzte.

Das zweite Problem ist die Jobsicherheit. Jobs, die wenig bezahlen, sind die ersten, die wegfallen. Ein Drittel der Jobs der untersten 20 % der Einkommenspyramide sind inzwischen weggefallen (Grafik 2). Es sind Arbeitsplätze, die keinen Abschluss verlangen, z.B. im Verkauf im Einzelhandel, als Putzkraft im Büro, als Einlasser im Vergnügungspark oder Gepäckträger im Hotel.


Je mehr jemand verdient, desto weniger wahrscheinlich ist Arbeitslosigkeit. Nicht nur ist das Bildungssystem so aufgestellt, dass es den sozialen Aufstieg behindert, die Wirtschaft ist auch so konstruiert, dass Menschen ohne Abschluss besonders stark von Krisen betroffen sind.

Auch in Europa gibt es das Problem, es ist jedoch weniger stark ausgeprägt. In den USA besteht das Problem seit langem und es verschärft sich mit jeder Krise. Geringverdiener werden mit jeder Rezession um viele Jahre zurückgeworfen, da es kein geeignetes Sicherheitsnetz gibt.

Die Bevölkerung ist unzufrieden. Das zeigen die Wahlergebnisse. Einen ernstzunehmenden Aufstand gab es bisher nicht. Vielleicht bringt diese Krise das Fass zum Überlaufen. Verwunderlich wäre es nicht. Fehlende Perspektiven und Dutzende Millionen, die innerhalb von gut einem Jahrzehnt zum zweiten Mal vor dem Nichts stehen, sind keine gute Mischung.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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