Kommentar
09:28 Uhr, 22.09.2016

Das ist das wichtigste Argument der Fed

Janet Yellen gewährt in ihrer Pressekonferenz wieder hochinteressante Einblicke. Diesmal ist nicht weniger im Angebot, als das Argument, weshalb die Zinsen aktuell noch niedrig bleiben können.

Die Notenbanker haben ihre Einschätzungen in Bezug auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wieder angepasst. Per se ist das nicht negativ. Vor allem der erwartete Zinspfad zeigt immerhin positive Zinsen an - auch langfristig.

Dennoch wurden die Einschätzungen über die zukünftigen Zinsen wieder etwas nach unten revidiert, sodass die US-Notenbank nun bis Ende 2017 die Zinsen dort sieht, wo sie ursprünglich hätten Ende 2016 stehen sollen. Die Notenbank hat also viel Zeit, um die nächsten Zinsschritte in aller Ruhe zu planen.

Die Fed ist zwar optimistisch, was die Wirtschaft angeht, doch gerade weil es ihr gut geht, sollten die Zinsen aktuell noch nicht angehoben werden. Das Paradoxon wird durch die Grafik erklärt. Für die Hintergründe der Argumentation muss man allerdings etwas ausholen.


Ursprünglich dachten die Notenbanker, dass die Wirtschaft bei einem anhaltenden Aufschwung schneller überhitzen würde. Eine Überhitzung hätte sich gezeigt, wenn die Arbeitslosenrate unter 4,5 % gefallen wäre. Nun stagniert die Arbeitslosenrate aber schon seit vielen Monaten, obwohl viele Jobs geschaffen werden. Es werden auch mehr Jobs geschaffen als junge Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen. Trotzdem bleibt die Rate konstant.

Die Notenbank sieht diesen Trend und vermutet, dass einfach wieder mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Die Partizipationsrate ist viele Jahre lang gesunken. Bisher ging man davon aus, dass sie durch den demographischen Wandel und strukturelle Veränderungen nach der Krise niedriger bleiben würde. Das scheint nicht der Fall zu sein. Bisher entmutigte Menschen kehren auf den Arbeitsmarkt zurück.

Solange das der Fall ist kommt es zu keiner Überhitzung. Die Rückkehrer kommen natürlich nur zurück, weil es der Wirtschaft gut geht. Diesen Prozess will die Fed nicht unterbrechen, denn es ist ein ausgesprochen positiver Trend. Je länger dieser Trend anhält, desto länger können die Zinsen niedrig bleiben, da kein Arbeitskräftemangel eintritt und daher auch keine Überhitzung droht.

Die Notenbank will natürlich vorausschauend handeln. Die Partizipationsrate hat noch viel Luft nach oben. Da könnten die Zinsen noch jahrelang niedrig bleiben. Da sich jedoch nach und nach Anzeichen von Ungleichgewichten zeigen (z.B. bei Geschäftsimmobilien, die im Verhältnis zu Mieteinnahmen extrem teuer geworden sind), wird die Partizipationsrate nicht das einzige Kriterium sein.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Chronos
    Chronos

    Nachdem Rene B. wieder "moderieren" lässt, also zensiert auch hier eine Ansicht.

    Wie kann man nur 2 Aspekte isoliert betrachten und daraus Schluße ziehen?

    Wenn das Argument Zins in den Raum geworfen wird, muss im Umkehrschluß auch immer

    die Schulden in die Rechnung einfliessen. Fehlt mir oben.

    Der andere Text, nachdem GMT B&H "entdeckt" hat und es etwas amateurhaft unter neuen Schläuchen verkauft.

    Jetzt mal ehrlich, kommt ihr da wirklich erst jetzt drauf?

    Zweitens "kläffen" fast alle synchron die gleiche Melodie.

    Ironischerweise komplett gedreht, wie es hier verkauft wird.

    Und dabei sind Fehler enthalten.

    Auch der DivDax ist ein alter Hut, und Dog of Dow funktioniert immer

    noch am besten.

    DivDax A0C33D

    Auf Einzelaktien ist Perfo aus bekannten und auch schon mal aufgezählten

    Gründen falsch. Sogar wie der backtest.

    13:55 Uhr, 23.09.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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