Kommentar
09:29 Uhr, 07.11.2019

Das ist das Ungewöhnlichste am aktuellen Bullenmarkt - und sehr gefährlich

Der laufende Bullenmarkt ist aus vielen Gründen ungewöhnlich. Ein Aspekt sticht aber ganz besonders hervor.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.076,78 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.076,78 Pkt (CME)

Aktien steigen, wenn Unternehmensgewinne steigen. Im Prinzip ist es so einfach. Ein Unternehmen wird danach bewertet, wie viel Gewinn es erwirtschaften kann. Steigen die Gewinne, ist auch das Unternehmen mehr wert. Der Aktienkurs des Unternehmens sollte steigen. In den letzten Jahren galt das nicht mehr. Die Gewinne vieler Unternehmen konnten 2018 zulegen, weil die Steuern gesenkt wurden. Das ändert aber nichts daran, dass sich die Gewinne bereits seit 2014 im Abwärtstrend befinden. 2014 erreichten die Gewinne aller US-Unternehmen fast 1,9 Billionen Dollar vor Steuern. Im zurückliegenden Quartal waren gerade noch 1,5 Billionen.

US-Unternehmen haben in den letzten 5 Jahren 400 Mrd. an Gewinn verloren. Nur wegen Steuersenkungen bleibt unterm Strich mehr übrig. Die Ertragskraft ist jedoch gesunken. Steuersenkungen können das nicht unbegrenzt verdecken. Ohne Steuersenkungen würden auch börsennotierte Unternehmen heute kaum mehr verdienen als 2014.

Es ist ungewöhnlich, dass Aktien immer weiter steigen, obwohl die Gewinne nicht mitziehen. Langfristig macht das überhaupt keinen Sinn. Wie dramatisch die Situation inzwischen ist, zeigt die Grafik. Dargestellt sind die Vorsteuergewinne, ins Verhältnis gesetzt zur Wirtschaftsleistung. Die Marge fällt seit Jahren.

Die Marge beginnt für gewöhnlich 2-4 Jahre vor einer Rezession zu schrumpfen. Im aktuellen Zyklus sind es schon 5 Jahre. Das kann man auf zwei Arten interpretieren. Entweder kommt die Rezession noch oder die Margen steigen wieder, ganz ohne von einer Rezession weiter gesenkt zu werden.

Letzteres scheinen Anleger anzunehmen. Anders sind die Bewertungen kaum zu vertreten. Können Unternehmen ihre Margen wieder steigern, z.B. auf 11 %, wo sie vor dem Abwärtstrend lagen, entspricht dies einem Gewinnanstieg von 50 % für Unternehmen. Das ist ein gigantischer Sprung nach oben, der die derzeitigen Bewertungen allemal rechtfertigt.

Eine solche Erwartung ist eher unrealistisch. Je länger ein Aufschwung dauert, desto knapper werden Ressourcen wie Arbeitskräfte. Die Löhne steigen überproportional. Die Margen sinken daher tendenziell mit der Dauer eines Aufschwungs.

Trotzdem können die Margen auch ohne eine Bereinigung durch eine Rezession wieder zulegen. Die Margen schrumpfen nicht nur wegen steigender Kosten. Sie sind auch gesunken, weil Rohstoffpreise noch immer niedrig sind. Dies führte in den 80er Jahren zu systematisch sinkenden Margen. Ölpreise stiegen in den 70er Jahren und fielen daraufhin über 10 Jahre lang. Das lastete auf den Margen.

Auch ohne diesen Faktor bleibt es ungewöhnlich, dass Aktien immer weiter steigen, obwohl die Ertragskraft nicht mithält. Früher oder später muss eines der beiden (entweder Margen oder Aktienkurse) korrigieren. Dass die Margen bei steigenden Kosten in Zukunft wieder höher sein sollen, ist schwer vorstellbar. Das lässt nur den Ausweg über die Aktienkurse.

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  • Schimanski
    Schimanski

    Vor den Zeiten der Quantitativen Lockerung hieß es noch: "Politische Börsen haben kurze Beine". Gilt es nicht mehr? die Marktwirtschaft es fast komplett außer Kraft gesetzt.

    17:14 Uhr, 07.11.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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