Kommentar
16:21 Uhr, 24.10.2019

Das ist das größte und unterschätzte Risiko für den Markt!

Weder der Handelskrieg noch eine Rezession in der Industrie sind das größte Risiko für den Aktienmarkt.

Das größte Risiko ist die Inflation. Mit Inflation rechnet derzeit niemand. Im Gegenteil sogar, Notenbanken haben sich erneut dem Kampf gegen die Deflation verschrieben. Das macht das Ganze gleich noch gefährlicher, denn ein Inflationsanstieg ist weniger unwahrscheinlich als viele denken. Wer sich nun fragt, wo auf einmal Inflation herkommen soll, fragt vollkommen zu Recht. In Europa lahmt die Wirtschaft. In China ist das Wachstum so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht und auch in den USA verlangsamt sich das Wachstum erheblich.

Inflation ist natürlich vom Konjunkturzyklus abhängig. Boomt die Wirtschaft, sind Kapazitäten knapp. Hohe Nachfrage trifft auf begrenztes Angebot. Die Preise steigen. Während einer Rezession ist es genau umgekehrt. Konjunkturzyklen sind jedoch im großen Ganzen relativ kurzweilig.

Inflation schwankt mit dem Konjunkturzyklus, allerdings sind langfristig auch noch andere Kräfte am Werk. Notenbanken glauben immer noch daran, dass Geldpolitik der bestimmende Faktor hinter der Inflation ist. Wenn uns die letzten Jahre Eines gelehrt haben, dann sicherlich, dass das nicht stimmt.

Noch nie wurde global so viel Geld gedruckt. Trotzdem kam die Inflation nicht vom Fleck. Auch die niedrigen Zinsen haben die Inflationsrate nicht angehoben. Während Notenbanker noch rätseln, woran das liegt, ist die Sache eigentlich offensichtlich: es fehlt an Nachfrage bzw. das Angebot ist zu groß.

Niedrige Zinsen haben einen Effekt auf die Inflation, aber dieser wird massiv überschätzt. Wer ein neues Smartphone will, kauft es sich, vorausgesetzt das Geld ist vorhanden. Ob die Zinsen da bei 0 % oder 5 % stehen ist relativ unerheblich. Und ob die Notenbank nun Staatsanleihen kauft oder nicht, beeinflusst die Kaufentscheidung auch nicht.

Inflation entsteht, wenn Angebot und Nachfrage nicht im Gleichgewicht sind. Das Zinsniveau kann ein wenig dabei helfen, beides ins oder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der wesentliche Faktor ist aber wie viele Menschen Arbeit und damit Geld für den Konsum haben und wie schnell die Nachfrage (also die Beschäftigung) steigt.

Langfristig wird das vom Wirtschaftswachstum von der Erwerbsbevölkerung bestimmt. Daher wundert es auch nicht, dass Inflation, Wirtschaftswachstum und Wachstum der Erwerbsbevölkerung Hand in Hand gehen (siehe Grafik). Nun ergibt es sich, dass die Erwerbsbevölkerung in den USA und auch in anderen Teilen der Welt in den letzten Jahren wieder schneller gewachsen ist.


Die Nachfrage sollte einen Boom erleben. Kurzfristig (2-3 Jahre) kann eine Rezession dazwischenkommen. Langfristig (5-10 Jahre) ist allerdings mit einem erheblichen Anstieg zu rechnen. Die Inflation dürfte demnach steigen. Damit rechnet niemand. Ein unerwarteter Anstieg der Inflation wird sowohl auf dem Zinsmarkt als auch auf dem Anleihemarkt für Verwerfungen sorgen. Der Aktienmarkt ist vor allem deswegen hoch bewertet, weil die Zinsen und Inflation niedrig sind. Ändert sich das, ändert sich auch die Bewertung.

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2 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Der hier behauptete Zusammenhang, die Inflation folge der Wirtschaftsdynamik und dem Wachstum der Erwerbsbevölkerung, trifft so nicht zu. Das zeigen etwa die Jahre um 1915, 1940 oder auch um 1860: Eine stark zurückgehende Erwerbsbevölkerung wurde hier begleitet von stark ansteigenden Inflationsraten.

    Anzunehmen ist, dass die großen Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben, namentlich der Erste und der Zweite Weltkrieg, sowie der US-amerikanische Bürgerkrieg um 1860.

    Das bedeutet: „Stimmt“ das Umfeld, dann kann massive Inflation problemlos auch durch ganz andere Faktoren ausgelöst werden als durch eine Zunahme der Erwerbstätigkeit. Des Rätsels Lösung ist die Druckerpresse, denn in Kriegszeiten wird die Geldmenge traditionell massiv ausgeweitet.

    Das wiederum bedeutet: Auch ohne einen großen Krieg kann die Inflation massiv ansteigen. Nämlich dann, wenn die Notenbanken, aus welchem Grund auch immer, die Druckerpresse rotieren lassen.

    Und genau das werden sie in den kommenden Jahren tun, bei ihrem verzweifelten Versuch, das System noch einmal zu „retten“…

    11:51 Uhr, 25.10. 2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Ja die Zyklen bleiben uns zum Glück noch erhalten. Alles was nicht gesund ist und stabil dasteht wird langfristig sowieso fallen. Naja und ultralangfristig kehrt sich sowieso alles ins Gegenteil um =)

    19:07 Uhr, 24.10. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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