Kommentar
07:06 Uhr, 09.01.2019

Das hören Sparer nicht gern: EZB müsste Geldpolitik weiter lockern

Quantitative Easing ist in der Eurozone Geschichte. Dieser historische Moment kommt just zu einer Zeit, da genau das Gegenteil gebraucht wird: mehr QE.

Notenbanken gestalten ihre Zinspolitik nach der wirtschaftlichen Entwicklung. Bei der US-Notenbank wird das durch zwei Ziele dargestellt: Preisstabilität und Vollbeschäftigung. In der Eurozone ist es nur die Preisstabilität. Das reicht aber im Prinzip auch als Maßstab für die wirtschaftliche Entwicklung.

Schrumpft die Wirtschaft, sinken für gewöhnlich auch die Preise. Das Mandat der Notenbank wird dann nicht erfüllt. Sie muss agieren. Im Idealfall tut sie das natürlich nicht erst, wenn die Fakten schon geschaffen wurden, sondern vorausschauend.

Vorausschauend müsste auch jetzt agiert werden. Anstatt die Geldpolitik zu straffen, müsste sie eigentlich lockerer werden. Das zeigt die Entwicklung der Stimmung in der Wirtschaft, gemessen am Einkaufsmanagerindex für die Eurozone (Grafik 1). Dieser befindet sich seit einem Jahr geradezu im freien Fall. Inzwischen befindet sich der Index wieder nahe der Tiefs der Jahre 2014 und 2016.


Damals konnte die EZB die Zinsen noch senken. Das tat sie auch. Sie senkte die Zinsen immer recht zuverlässig dann, wenn der Index nachgab. Bis 2013 konnten die Zinsen noch in 0,25 % Schritten gesenkt werden. Danach war das nicht mehr möglich, da das Zinsniveau bereits zu niedrig für solche Schritte war.

In einem letzten Akt der Verzweiflung – als der Leitzins nicht mehr gesenkt werden konnte, weil er bereits 0 % erreicht hatte – wurde eben der Einlagensatz unter 0 % gesenkt. Die Wirkung dieses Schrittes war bestenfalls nur optisch. Im schlechtesten Fall war dieser Schritt sogar negativ, da Banken nun Geld verlieren, wenn sie Überschussreserven haben.

Da die Zinsen nicht weiter gesenkt werden konnten, mussten andere Instrumente her. Es wurde QE begonnen (Grafik 2). Die maximale monatliche Kaufmenge wurde initiiert, als der Einkaufsmanagerindex ein mittelfristiges Tief im Jahr 2016 erreichte. Mit steigenden Werten wurde QE wieder zurückgefahren.


Bereits vor der Trendwende in der Stimmung wurde der QE-Ausstieg beschlossen. Mit fallender Stimmung wurden immer weniger Wertpapiere gekauft. Nun haben wir den Salat. Die Stimmung ist schlecht und die Notenbank hat erst einmal keine Möglichkeit mehr, die Wirtschaft anzuschieben.

De facto strafft sie die Geldpolitik durch das Ende von QE. Das Gegenteil wäre notwendig. Dafür hat sich die EZB aber zumindest vorläufig selbst den Weg versperrt. Damit liegt das Schicksal nun in den Händen der japanischen und amerikanischen Notenbank. Die japanische Notenbank hat QE offiziell nie verändert und die amerikanische Notenbank kann notfalls wieder lockern. Dazu hat sie sich vergangene Woche bereiterklärt.

In der Eurozone kann wenig getan werden. Immerhin besteht die Möglichkeit für neuerliche Lockerungen im Ausland. Das kann auch der Eurozone helfen. Nach derzeitigem Stand der Dinge muss es das auch.

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5 Kommentare

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  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    volltreffer herr schmale :D siehe FED heute

    17:01 Uhr, 09.01. 2019
  • benz49
    benz49

    Jawoll, das ist die Lösung. Dieses kranke System muss auf Biegen und Brechen am Leben erhalten werden. Durch ständige Infusionen und laufende operative Eingriffe. Bis zum letzten Atemzug. Und Ludwig von Mises kann sich dabei immer wieder im Grabe umdrehen.

    11:22 Uhr, 09.01. 2019
  • shark
    shark

    Was hat QE die letzten Jahre gebracht ??

    2,6 Bio € Staatsanleihen bei der EZB und kein einzig gelöstes Problem!!

    Und da fordern Sie ein erneutes QE !!

    08:53 Uhr, 09.01. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    "DIe EZB muss weiter lockern.... Das ist bitte nicht ihr Ernst!!!!! Wir haben unseren Wohlstand auf einem kranken System von Schulden und unnötigem Wachstum aufgebaut anstatt die abnormen Mengen von Vermögen und produzierten Gütern und Nahrungsmitteln anders zu verteilen. Auch macht das unsere Umwelt unumkehrbar kaputt. Es wäre Zeit für eine riesige Bereinigung in diesem kranken System - wir werden eines Tages die Notenbanken hassen !!!!!!!

    08:25 Uhr, 09.01. 2019
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    "In der Eurozone kann wenig getan werden. Immerhin besteht die Möglichkeit für neuerliche Lockerungen im Ausland. Das kann auch der Eurozone helfen. Nach derzeitigem Stand der Dinge muss es das auch."

    .

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt ... ^^

    .

    „Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll“

    Ludwig von Mises

    .

    Kommentare ...

    https://www.godmode-trader.de/...

    21:49 Uhr, 08.01. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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