Kommentar
10:47 Uhr, 08.01.2019

Führender Ökonom: Staatsschulden sind gar nicht so schlecht!

Seit Jahrzehnten leben die meisten Industriestaaten über ihre Verhältnisse. Doch die immer rasanter steigende Staatsverschuldung ist eigentlich gar kein Problem, meint jetzt ein führender Ökonom.

Mit den Staatsschulden verhält es sich leider wie mit manchen heimtückischen Erkrankungen: Man merkt erst dann, dass sie ein Problem sind, wenn es fast schon zu spät ist. Für viele Länder dieser Welt könnte dieser Moment der Wahrheit in den kommenden Jahren vor der Tür stehen. Ganz besonders problematisch ist die Situation nicht nur in vielen südeuropäischen Ländern oder in Japan, sondern ausgerechnet auch in den USA.

Der folgende Chart zeigt die Staatsverschuldung der USA auf Bundesebene. Inzwischen beläuft sich der Schuldenberg auf astronomische 21,2 Billionen Dollar. Dies entspricht einem Betrag von ganzen 65.000 US-Dollar pro Person, vom Säugling bis zum Greis.

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Problematisch ist nicht nur die Höhe der Staatsschulden, sondern auch, wie schnell sie wachsen: Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat sich die Höhe der US-Staatsschulden mehr als verdoppelt. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Seit dem Jahr 2008 haben die USA auf Bundesebene mehr neue öffentliche Schulden gemacht als in den ganzen 232 Jahren ihres Bestehens zuvor!

Angesichts dieser immer weiter ausufernden Staatsverschuldung rund um den Planeten kommt es doch etwas überraschend, dass ein weltweit anerkannter Ökonom versucht, zu beschwichtigen. Öffentliche Schulden seien eigentlich gar nicht so schlecht, sagte nun Olivier Blanchard, der scheidende Vorsitzende der American Economic Association, in seinem Abschiedsvortrag.

In einem Tweet hob Blanchard dies sogar als Kernpunkt seines Vortrages hervor:

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"Die Botschaft aus meiner AEA-Rede: Niedrige Zinsen bedeuten nicht nur, dass Staatsschulden geringe fiskalische Kosten haben, sondern auch, dass sie nur geringe Kosten für das Gemeinwohl bedeuten. Man kann sie benutzen, aber man sollte sie weise benutzen", schrieb Blanchard.

In seiner Rede hob Blanchard hervor, dass wegen der aktuell nur geringen Realzinsen eine steigende Staatsverschuldung weniger problematisch sei als angenommen. Bisher galt eine Schuldenquote von mehr als 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) als problematisch. Doch die USA und viele andere Industriestaaten liegen inzwischen deutlich darüber und die Schuldenlast steigt immer weiter.

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Es stimmt zwar, dass bei geringen Realzinsen eine hohe Schuldenlast leichter zu tragen ist. Bei negativen Realzinsen können zusätzliche öffentliche Schulden sogar einen Wohlstandsgewinn bedeuten, weil der Staat inflationsbereinigt weniger zurückzahlen muss, als er sich geliehen hat. Allerdings ist das ein Vabanque-Spiel, denn die Realzinsen werden nicht auf Dauer niedrig bleiben. Zudem führen die hohen öffentlichen Schulden dazu, dass ein immer größerer Anteil der Wirtschaftsleistung auf den Staat entfällt. Private Unternehmen werden immer abhänger von Staatsaufträgen, wodurch die Wirtschaft insgesamt weniger leistungsfähiger und ineffizienter wird.

Statt sich auf die Suche nach einem Ausweg aus den immer größeren Schuldenexzessen zu begeben, nutze Blanchard seine Abschiedsrede dazu, die hohen Staatsschulden als eher unproblematisch darzustellen. Eine verpasste Chance? Diskutieren Sie die Frage unter diesem Artikel oder auf meinem Guidants-Desktop.


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17 Kommentare

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  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    „Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll“

    Ludwig von Mises

    vor der krise ist nach der krise

    Folglich wird die Bilanzsumme der EZB und somit auch das Haftungsrisiko für die Bundesbank als größten Anteilseigner immer gigantischer. Mit Grauen fürchten wir die von Teilen der Politik forcierte Europäischen Einlagensicherung (EDIS). Diese bedeutet, dass deutsche Banken und somit deutsche Sparer für teilweise vollkommen marode Institute in Südeuropa haften müssen. Wir glauben nicht, dass irgendjemand dies ernsthaft will. Spätestens dann werden die Bürger erfahren, wem das Geld auf ihrem Konto wirklich gehört.

    https://prometheusinstitut.de/...

    20:15 Uhr, 08.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    die verlangerung von privaten schulden, rettung von banken und autoherstellern, etc in den öffentlichen sektor "staat" damit die umlagerung auf alle bürger, welche mit den schulden nichts zu tun haben, ist dad grösste verbrechen der Menschheitsgeschichte.

    "Nicht der Staat geht Pleite, sondern seine Bürger"

    "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh"

    „Eigentlich ist es gut, dass die Menschen der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
    – Henry Ford (1863-1947), Gründer der Ford Motor Company

    zu gunsten einiger weniger elitärer

    „Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, daß aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.“
    – Gebrüder Rothschild, London, am 28.Juni 1863 an US-Geschäftspartner

    Diesen da

    „Das Kernproblem konventioneller Währungen ist das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren. Der Zentralbank muss vertraut werden, dass sie die Währung nicht entwertet, doch die Geschichte des Fiatgeldes ist voll von Verrat an diesem Vertrauen. Banken muss vertraut werden, dass sie unser Geld aufbewahren und es elektronisch transferieren, doch sie verleihen es in Wellen von Kreditblasen mit einem kleinen Bruchteil an Deckung. Wir müssen den Banken unsere Privatsphäre anvertrauen, vertrauen, dass sie Identitätsdieben nicht die Möglichkeit geben, unsere Konten leerzuräumen. Ihre massiven Zusatzkosten machen Micropayments unmöglich. ...

    Eine Generation früher hatten Nutzer von Time-Sharing-Computersystemen ein ähnliches Problem. Vor dem Aufkommen von starker Verschlüsselung mussten die User sich auf Passwortschutz für ihre Daten verlassen und dem Systemadministrator vertrauen, dass dieser ihre Informationen vertraulich hielt.

    -Diese Privatsphäre konnte jederzeit aufgehoben werden, - wenn der Administrator zu dem Schluss kam, dass sie weniger wog als andere Belange, oder auf Anweisung seiner Vorgesetzten. -

    Dann aber wurde starke Verschlüsselung für die Masse der Nutzer verfügbar, und Vertrauen war nicht länger nötig. Daten konnten auf eine Weise gesichert werden, die einen Zugriff durch Dritte – egal aus welchem Grund, egal mit wie guten Entschuldigungen, egal was sonst – unmöglich machten.
    Es ist Zeit, dass wir dasselbe mit Geld machen. Mit einer elektronischen Währung, die auf einem kryptografischen Beweis beruht und kein Vertrauen in Mittelsmänner benötigt, ist Geld sicher und kann mühelos transferiert werden.“

    – Satoshi Nakamoto[17]

    Siehe da, aufhebung des bank 100 jahre alte bankgeheimnisses durch die cdu im juni 2017, still und heimlich, als in den medien die unwichtige homoehe gefeiert wurde.

    19:18 Uhr, 08.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    da die Schulden exponentiell steigen, muss dies auch die Geldmenge tun.
    Denn am Anfang einer Spiral, steht der Erste, welcher als erstes Geld verliehen hat, und er möchte IRGENDWANN, sein Geld zurück + Plus Zinsen X!
    Diese Zinsen müssen irgendwo herkommen.. Wäre Fiat Geld endlich... geht diese Gleichung mathematisch also nicht aus...
    Geldverleihen plus Zinsen... woher kommt die Geld-Menge X für die Zinsen??

    Die Spirale weiter sich exponentiell aus bis schliesslich kolabieren wird..
    Wie unser Universum.. ...
    .

    „Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen.”
    – Kurt Tucholsky (1890 – 1935), deutscher Journalist und Schriftsteller

    .

    „Es sind gar nicht primär Konsum- und Gewinnsucht, die den Kapitalismus rastlos vorwärtstreiben, sondern die durch Zins und Zinseszins lawinenartig wachstenden Geldvermögen und ein unerbittlicher Zwang, unter dem die Schuldner stehen, nämlich mit jeder Produktion auch den Zins erwirtschaften zu müssen.“ – Josef Hüwe, Wirtschaftspublizist im November 1991

    .

    „Durch Kunstgriffe der Bank- und Währungspolitik kann man nur vorübergehende Scheinbesserung erzielen, die dann zu umso schwererer Katastrophe führen muss. Denn der Schaden, der durch Anwendung solcher Mittel dem Volkswohlstand zugefügt wird, ist umso größer, je länger es gelungen ist, die Scheinblüte durch Schaffung zusätzlicher Kredite vorzutäuschen.”
    – Ludwig Heinrich Edler von Mises (1881-1973), österreichisch-US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler

    .

    „99 Prozent der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht es nicht, die Ökonomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als “nicht existent”. Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem erkennen, ist keine wirkliche ökologische Wende möglich.”
    Prof. Hans-Christoph Binswanger, schweizer Wirtschaftswissenschaftler

    .

    lesen bildet misesde.org

    16:05 Uhr, 08.01. 2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    In einem Schuldgeldsystem entsteht Geld nur genau dann, wenn sich jemand verschuldet. Da die Geldmenge gleichzeitig mathematisch zum Wachsen verdammt ist, da ansonsten das Schneeballsystem des Zins- und Teilreservebanksystems zusammenbricht, muss sich also ständig jemand weiter verschulden. Wenn es also die Privatleute nicht direkt und in genügender Höhe tun, tut es der Staat für sie indirekt. Daher kann der Staat gar nicht nennenswert seine Schulden tilgen, es sei denn er will den deflationären Kollaps herbeiführen. Das sind simple Definitionsgrenzen innerhalb eines mathematischen Modells, welches fiat money heisst.

    15:34 Uhr, 08.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • hotte38
    hotte38

    Solche Aussagen muss an garnicht erst kommentieren sondern einfach ignorieren.

    14:58 Uhr, 08.01. 2019
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Mir ist in der Geschichte der Menschheit kein Staat bekannt, der jemals die aufgetürmten Schulden zurückgezahlt hätte. Insofern ist die Definition einer Staatsschuldengrenze als problematisch oder nicht problematisch im Grunde nur etwas für das dumme Volk.

    Aktuell sind Aktien die einzige Asset-Klasse, in die man investieren kann. Immobilien sind zu teuer und zudem ist die Handelbarkeit schwierig und teuer und Anleihen haben eine zu niedrige Verzinsung.

    Je problematischer die öffentliche weltweite Verschuldung wird, desto höher werden Aktien steigen. Bevor diese neuerliche Aktienhausse kommt, werden wir zuvor noch ein Tal der Tränen sehen. Hier verweise ich auf den jüngsten Artikel von Herrn Schmale (Erst Erholung dann Halbierung), der mir aus dem Herzen spricht. Herr Schmale hätte noch anführen können "und nach der Halbierung eine Vervielfachung".

    13:28 Uhr, 08.01. 2019
  • tschak
    tschak

    Die Leute verstehen nicht, dass es kluge Schulden geben kann, und DUMME Schulden. Werden parallel dazu assets "geschafften", die gar einen Multiplikatorwert haben, man denke hier an Bildungsinstitutionen, "Humankapital", etc..dann leuchtet dies Einem viell. sofort ein?!?!!

    12:56 Uhr, 08.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Glattsteller
    Glattsteller

    Theoretisch ist es auch auf den ersten Blick kein Problem. Die Notenbanken können die ganzen Schuldentitel aufkaufen und die Schuldscheine durch den Schredder jagen. Problem ist nur das ersten, die Gefahr eine Hyperinflation auf lange Sicht besteht und zweitens, das die Gläubiger sich irgendwann fragen werden/müssen welchen Wert Ihre Schuldentitel überhaupt noch haben. Sprich am Ende ist es kein technisches Problem, sondern ein Glaubensproblem.

    12:48 Uhr, 08.01. 2019
  • new-agens
    new-agens

    Dass die inhaltliche Aussage von Blanchard gen Null tendiert - okay, nix Neues. Kleine Anregung: Ein besonderes Augenmerk sollte ausnahmsweise mal nicht auf der europäischen, US-amerikanischen oder chinesischen Schuldensituation liegen, sondern bei der Mutter aller Schuldenmacher: Japan. Gibt´s tolle unversitäre Studien ´drüber, dass die alten Argumente alsbald real und nachvollziehbar nicht mehr ziehen - Tenor: BoJ nimmt ALLE Anleihen ins Portfolio als Vorbereitung auf eine Monetarisierung ab konkret 2021/22 - v. a. private Adressen und Pensionsfonds schichteten konsequent auf ausländische Vermögenswerte um.

    12:16 Uhr, 08.01. 2019
  • Frankey
    Frankey

    solche Aussagen gehören für mich in die Kategorie "Beruhigungspille".

    11:59 Uhr, 08.01. 2019

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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