Das große Dilemma der Notenbanken
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Die Hütte brennt, und die Feuerwehr schaut zu. Das kann einem durch den Kopf gehen, wenn man sich die explodierende Inflation und die Reaktion der Notenbanken ansieht.
Hiobsbotschaften gibt es täglich, so auch heute wieder. Das Statistische Bundesamt meldete am Morgen, dass die Erzeugerpreise in Deutschland im Oktober 2021 um ganze 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zugelegt haben. Damit wurde der stärkste Preisanstieg seit November 1951 verzeichnet. Der größte Preistreiber sind dabei die Energiepreise. Sie verteuerten sich um ganze 48,2 Prozent.
Auch wenn die Schwankungen der Erzeugerpreise in der Regel deutlich größer ausfallen als die der entscheidenden Verbraucherpreise, so ist die Situation doch besorgniserregend. Die Inflationsrate in der Eurozone lag im Oktober bereits bei 4,1 Prozent und damit deutlich über dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Trotzdem will die EZB selbst im kommenden Jahr nicht an der Zinsschraube drehen, wie frühere Andeutungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nahelegen. Die Anleihenkäufe dürften zwar sinken, aber der Leitzins bei null Prozent bleiben.
Eine Inflation von vier Prozent und ein Zinsniveau von null Prozent bedeutet negative Realzinsen von minus vier Prozent. Bezogen auf das Preisniveau werden Sparer also jedes Jahr um vier Prozent enteignet. Das ist nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus sozialer Hinsicht höchst fragwürdig und führt zu enormer gesellschaftlicher Sprengkraft. Schließlich werden die Sparer durch die EZB enteignet, während Börsenkurse und Immobilienpreise immer weiter explodieren.
Die Notenbanken stehen vor einem riesigen Dilemma: Tun sie weiter wenig bis nichts, so riskieren sich nicht nur eine weitere Eskalation bei der Teuerung, sondern auch einen Vertrauensverlust in die Fiat-Währungen. Treten sie allerdings zu stark auf die Bremse, dann riskieren sie einen dramatischen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Angesichts der wieder eskalierenen Corona-Lage käme dies völlig zur Unzeit.
Verkompliziert wird die Aufgabe der Notenbanken allerdings auch dadurch, dass ihr Einfluss auf die Preisentwicklung vermutlich geringer ist, als allgemein angenommen wird und als sie selbst mitunter den Eindruck erwecken. Die Erdgaspreise etwa explodieren, weil die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Daran würde auch die EZB mit Zinserhöhungen wenig bis nichts ändern können, schon gar nicht kurzfristig. In vielen anderen Bereichen der Weltwirtschaft führen Corona-Beschränkungen zu Lieferengpässen. Auch hier dürfte der Einfluss der Notenbanken sehr gering sein.
Je später die Notenbanken reagieren, desto stärker werden sie auf die Bremse treten müssen, um einen völligen Kontrollverlist zu vermeiden. Eine stärkere Reaktion würde dann aber erst Recht zu wirtschaftlichen Problemen führen. Die Notenbanken stehen derzeit vor dem größten Dilemma seit Jahrzehnten.
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