Kommentar
07:20 Uhr, 01.12.2016

Das gibt dem US-Dollar weiteren Auftrieb!

Kommt die Parität zum Euro nun oder kommt sie nicht? Nun, das hängt ganz maßgeblich von einem Umstand ab.

Eine Währung wertet auf, wenn die Nachfrage nach der Währung groß ist und z.B. Euro gegen Dollar verkauft bzw. Dollar gegen Euro gekauft werden. In den letzten Wochen war die Nachfrage nach Dollar groß. Das hatte viele Gründe. Allen voran ist sicherlich die Erwartung zu nennen, dass die Zinsen in den USA sehr viel früher und sehr viel stärker steigen werden als in der restlichen westlichen Welt.

Ein Großteil dieser Erwartung dürfte nun eingepreist sein. Der bisher geleistete Zinsanstieg auf dem Anleihemarkt beinhaltet viele Vorschusslorbeeren. Über 0,5 Prozentpunkte des Zinsanstiegs sind auf Inflationserwartungen zurückzuführen. Diese oszillieren nun um die Zielmarke der Fed von 2 %. Die Luft sollte also größtenteils draußen sein.

Nun muss der Inflationsanstieg auch erst einmal kommen. Dann sehen wir weiter, zumal die US-Notenbank nun doch wieder verlautbart, dass sie die Zielmarke von 2 % ernst nehmen und nicht maßgeblich überschreiten wollen. Inflation sollte demnach kein weiterer Treiber der Zinswende sein.

Die Zinsen können auch bei festen Inflationserwartungen weiter steigen. Es steigen dann einfach die Realzinsen. Hier ist allerdings kein großer Anstieg notwendig, um die Inflation in Schach zu halten – der Theorie nach zumindest. Die Notenbank geht davon aus, dass der Realzins, der ein Gleichgewicht (stabiles Wachstum, konstante Inflation) begünstigt, sehr niedrig ist.

Kurz gesagt: die Zinsfantasie sollte nun so langsam eingepreist sein. Was kann den Dollar dann weiter in die Höhe katapultieren? – Die US-Unternehmen.

US-Unternehmen horten im Ausland große Mengen an Cash. Grafik 1 zeigt die Unternehmen mit den höchsten Barreserven im Ausland. An oberster Stelle steht Microsoft mit 110 Mrd. Dollar. Apple steht nicht an der Spitze, denn Apple hat zwar den größten Bargeldbestand (über 200 Mrd.), doch „nur“ 90 Mrd. davon befinden sich im Ausland.

Seit langem blickt die Politik auf diese Cashreserven. Sie sind praktisch unversteuerte Gewinne der Unternehmen. Würden sie in die USA repatriiert, wäre dies ein großes Geschenk für den Fiskus. Es dürften Steuern in der Höhe von 25-30 % anfallen.

Das Geld in die USA zurückzuholen und Steuern zu kassieren, ist wohl der Traum eines jeden US-Finanzministers. Die Bargeldreserven aller Unternehmen haben inzwischen die Marke von 2,5 Billionen Dollar passiert (Grafik 2). Im Ausland liegen demnach unbezahlte Steuern in der Höhe von 625 bis 750 Mrd. herum.

Diese Steuern werden so allerdings niemals gezahlt werden. Weil die Steuern so hoch sind, bleibt das Geld im Ausland. Vor gut 10 Jahren, im Jahr 2005, gewährte die US-Regierung Unternehmen einmalig einen geringeren Steuersatz. Wer sein Geld in die USA zurückbrachte, musste lediglich 5,25 % Steuern zahlen. Insgesamt flossen damals 362 Mrd. Dollar zurück oder ungefähr 70 % des im Ausland geparkten Bargelds.

Obwohl es ein großer Geldbetrag war, der zurück ins Land strömte, bleiben beim Fiskus lediglich 20 Mrd. hängen. Überträgt man die Rückführungsquote von damals auf heute, würden 1,75 Billionen zurück ins Land fließen. Derzeit ist ein Rückführungssteuersatz von 10 % im Gespräch – also immerhin 175 Mrd. an Mehreinnahmen, die knapp die Hälfte eines jährlichen Haushaltsdefizits abdecken.

Wenn 1,75 Billionen zurück in die USA fließen, muss ein Teil davon erst einmal in Dollar getauscht werden. Investmentbanken gehen davon aus, dass US-Unternehmen knapp die Hälfte ihrer Barreserven bereits in Dollar halten. Würde dieses Geld (ungefähr 1,2 Billionen) zuerst zurückgeführt, müssten nur noch 500 Mrd. getauscht werden.

500 Mrd. sind nicht 1,75 Billionen, aber immer noch eine große Menge Geld. Wenn eine so hohe Nachfrage nach Dollar innerhalb kurzer Zeit auftritt, wird das am Wechselkurs kaum spurlos vorübergehen. Die Folge wäre wohl eine zweite Aufwertungsrunde des Dollar im kommenden Jahr, die im Bereich von 5-10 % liegen könnte.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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