Kommentar
07:16 Uhr, 22.10.2017

Das Geschäft mit dem Tod

Nichts ist so sicher wie der Tod. Entsprechend boomt auch das Geschäft damit. Ein erschreckenderes Urteil über die Gesellschaft gibt es wohl nicht.

Die Diskussion über Waffen und Rüstung kommt immer dann in Fahrt, wenn etwas geschieht. Zuletzt war es die Schießerei – man muss eigentlich sagen Massenhinrichtung – in Las Vegas, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Nach solchen Ereignissen flackert in den USA eine Diskussion über Feuerwaffen auf. Das war es dann aber meistens auch schon. Es bleibt bei einem kurzweiligen Sturm der Entrüstung. Danach ändert sich wie immer nichts.

Das ist mehr als bedenklich, denn die Zahl an Todesfällen durch Schusswaffen nimmt Jahr für Jahr zu. Die Grafik zeigt die Entwicklung der jährlichen Todesfälle. Sie stieg von 29.000 Ende der 90er Jahre auf zuletzt fast 37.000. Pro Einwohner gerechnet sind die USA für ein entwickeltes Land absoluter Spitzenreiter.

Die Zahl der Todesfälle bei Massenschießereien steigt seit den 80er Jahren kontinuierlich an. 2017 ist noch nicht vorbei, doch schon jetzt wurde ein neuer Negativrekord erreicht. Vermutlich wird ein weiterer Rekord erreicht werden: die Anzahl verkaufter Waffen.

Pro Jahr werden inzwischen an die 16 Mio. Waffen verkauft. Nach Vorfällen wie in Las Vegas steigt die Zahl der Verkäufe an. Das hat zwei Gründe. Einerseits fühlen sich viele sicherer, wenn sie selbst eine Waffe besitzen, andererseits fürchten Amerikaner auch, dass nach solchen Amokläufen die Regulierung verschärft wird. Jeder greift noch schnell zu.

Die Anzahl an Waffen steht in einem klaren Zusammenhang zu der Anzahl an Todesfällen. Wer keine Waffe hat, kann auch schlecht einen anderen Menschen erschießen. So einfach ist das, auch wenn das die Lobby nicht wahrhaben will. Sie argumentiert vielmehr damit, dass man noch mehr Waffen kaufen soll, damit man sich schützen kann.

Über 99 % der Menschen sind so vernünftig, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Diese 99 % können praktisch so viele Pistolen und Gewehre haben wie sie wollen. Es macht keinen Unterschied. Nun sind aber Waffen für jedermann zugänglich. Das eine Prozent oder wahrscheinlich vielmehr die 0,001 % sind das Problem. Es gibt keinen Test, der eruieren lässt, wer dazu gehört und wer nicht.

Will man die 0,001 % von Waffen fernhalten, muss man für 100 % der Bevölkerung den Zugang erschweren. Das geht in den USA freilich nicht, denn in der Verfassung ist das Recht auf eine Waffe festgeschrieben. Trotzdem fragt man sich, wieso nicht einfach die Verfassung geändert wird. Es wäre nicht das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass so etwas vorkommt.

Der Artikel in der Verfassung ist alt. Man darf sich schon fragen, ob er heute noch angemessen ist. Die Waffenlobby hat darauf eine klare Antwort und es ist unrealistisch anzunehmen, dass sich in den USA daran jemals etwas ändern wird.

Es ist auch nicht nur die Anzahl an Waffen, die verkauft wird, die ein Problem darstellt. In Deutschland gibt es pro 100 Einwohner in etwa 30 Schusswaffen. In den USA sind es mehr als 100. Pro 100.000 Einwohner gibt es in den USA knapp 4 Morde durch eine Schusswaffe. In Deutschland sind es weniger als 0,25. Obwohl in Deutschland „nur“ 70 % weniger Waffen in Umlauf sind, ist die Mordrate 94 % tiefer. Es ist also nicht nur ein Verfügbarkeitsthema, sondern auch ein gesellschaftliches. Das will nur niemand sehen.

So wird auch das Geschäft mit Schusswaffen und in größerem Stil auch Rüstung immer munter weitergehen. US-Feuerwaffenproduzenten machen trotz Absatzrekorden keine guten Zeiten durch. Recht so. Für die Rüstungsindustrie gilt das nicht. Hier boomen Geschäft und Aktienkurse.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • weißnix
    weißnix

    Wenn die Zahlen stimmen ist das erschreckend!

    07:02 Uhr, 24.10. 2017
  • Member
    Member

    @ Marktbegleiter Sehr guter Kommentar, Danke.

    @ C. Schmale Die Headline verträgt sich schwer mit dem Inhalt des Artikels. Tatsächlich ist der Tod in vielen Geschäftsbereichen Wirtschaftsfaktor. Gesundheitssystem, Versicherungen, Pharma, Spenden, Auslandskonten etc.. Es sind immer Menschen, die andere Menschen bedrohen, belügen, quälen, bevormunden und töten, niemals Waffen.

    15:01 Uhr, 23.10. 2017
  • 2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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