Das Einkommenswunder der Corona-Krise
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Nicht jeder ist gut durch die Krise gekommen. Das kann man nicht anzweifeln. Die Volkswirtschaften insgesamt sind hingegen vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Das gilt sowohl für die Einkommen als auch für die Beschäftigung. Das Beschäftigungswunder ist in Europa vor allem auf Kurzarbeit zurückzuführen. Man sitzt die Krise aus.
Das hat bereits während der Finanzkrise gut funktioniert. Die Arbeitslosenrate stieg in Deutschland nur wenig an. In Ländern wie den USA, wo Unternehmen die Beschäftigung je nach Umständen schnell anpassen, ist das anders. Immerhin wurden auch dort von 20 Mio. verlorenen Jobs 12 Mio. bereits wieder gewonnen.
Die Beschäftigung ist noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Trotzdem sind die Einkommen gestiegen. Das liegt nicht nur an den Transferleistungen des Staates. Löhne und Gehälter liegen bei annualisiert 12,3 Billionen Dollar. Vor der Krise waren es 11,8 Billionen. Obwohl die Beschäftigung geringer ist, wird mehr verdient.
Zusätzlich zu den Einkommen aus Arbeit gibt es die üppigen Transferleistungen. Insbesondere die Schecks der Regierung führten zu einem erheblichen Anstieg der Einkommen in einzelnen Monaten (Grafik 1). Im Durchschnitt aller Krisenmonate haben sich die Transferleistungen gegenüber dem Vorkrisenniveau verdoppelt.
Dank eines gut laufenden Aktienmarktes sind auch die Kapitaleinkommen gestiegen. Das wirklich bemerkenswerte sind jedoch die Löhne. Das kann man fast nur als Wunder bezeichnen. 8 Mio. weniger Jobs und trotzdem ein höheres Einkommen, auch ganz ohne staatliche Transferleistungen.
Das unterscheidet die aktuelle Krise signifikant von allen anderen Rezessionen. Nach der Finanzkrise dauerte es 27 Monate bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wurde. Dieses Mal waren es lediglich 9 Monate. Die Beschäftigung nimmt zwar schneller zu als nach der Finanzkrise, allerdings ist die absolute Lücke noch größer als damals (Grafik 2).
Es gibt eine Erklärung für das Einkommenswunder. Da vor allem im Niedriglohnsektor Stellen abgebaut wurden, war der Einkommensverlust geringer als etwa in der Finanzkrise. Alle Branchen waren betroffen, auch hochbezahlte. Bis sich etwa der Finanzsektor wieder erholte, dauerte es Jahre. In dieser Krise wurden in vielen hochbezahlten Branchen weiterhin Stellen geschaffen.
Insgesamt arbeiten weniger Menschen, dafür arbeiten die, die einen Job haben, in höher bezahlten Sektoren. Alle anderen konnten bisher immerhin auf staatliche Leistungen zählen. Die Sparquote stieg in allen Bevölkerungsgruppen an. Das Ersparte dürfte den Konsum weiterhin tragen.
Viele machen sich Gedanken darüber, ob die Wirtschaft auch ohne staatliche Transfers weiterhin stark bleiben kann. Da die Einkommen bereits wieder das Vorkrisenniveau überschritten haben, kann sie stark bleiben. Einkommen sind letztlich Konsum und der ist in den meisten Wirtschaften der wichtigste Treiber des Wachstums. Konsum und Wirtschaft können dank Einkommenswunder auch ohne den Staat weiter wachsen.
Clemens Schmale
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