Kommentar
09:41 Uhr, 14.06.2021

Das Einkommenswunder der Corona-Krise

Diese Krise ist wie keine andere und wohl die erste, in der die Einkommen während einer Rezession gestiegen sind.

Nicht jeder ist gut durch die Krise gekommen. Das kann man nicht anzweifeln. Die Volkswirtschaften insgesamt sind hingegen vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Das gilt sowohl für die Einkommen als auch für die Beschäftigung. Das Beschäftigungswunder ist in Europa vor allem auf Kurzarbeit zurückzuführen. Man sitzt die Krise aus.

Das hat bereits während der Finanzkrise gut funktioniert. Die Arbeitslosenrate stieg in Deutschland nur wenig an. In Ländern wie den USA, wo Unternehmen die Beschäftigung je nach Umständen schnell anpassen, ist das anders. Immerhin wurden auch dort von 20 Mio. verlorenen Jobs 12 Mio. bereits wieder gewonnen.

Die Beschäftigung ist noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Trotzdem sind die Einkommen gestiegen. Das liegt nicht nur an den Transferleistungen des Staates. Löhne und Gehälter liegen bei annualisiert 12,3 Billionen Dollar. Vor der Krise waren es 11,8 Billionen. Obwohl die Beschäftigung geringer ist, wird mehr verdient.

Zusätzlich zu den Einkommen aus Arbeit gibt es die üppigen Transferleistungen. Insbesondere die Schecks der Regierung führten zu einem erheblichen Anstieg der Einkommen in einzelnen Monaten (Grafik 1). Im Durchschnitt aller Krisenmonate haben sich die Transferleistungen gegenüber dem Vorkrisenniveau verdoppelt.


Dank eines gut laufenden Aktienmarktes sind auch die Kapitaleinkommen gestiegen. Das wirklich bemerkenswerte sind jedoch die Löhne. Das kann man fast nur als Wunder bezeichnen. 8 Mio. weniger Jobs und trotzdem ein höheres Einkommen, auch ganz ohne staatliche Transferleistungen.

Das unterscheidet die aktuelle Krise signifikant von allen anderen Rezessionen. Nach der Finanzkrise dauerte es 27 Monate bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wurde. Dieses Mal waren es lediglich 9 Monate. Die Beschäftigung nimmt zwar schneller zu als nach der Finanzkrise, allerdings ist die absolute Lücke noch größer als damals (Grafik 2).


Es gibt eine Erklärung für das Einkommenswunder. Da vor allem im Niedriglohnsektor Stellen abgebaut wurden, war der Einkommensverlust geringer als etwa in der Finanzkrise. Alle Branchen waren betroffen, auch hochbezahlte. Bis sich etwa der Finanzsektor wieder erholte, dauerte es Jahre. In dieser Krise wurden in vielen hochbezahlten Branchen weiterhin Stellen geschaffen.

Insgesamt arbeiten weniger Menschen, dafür arbeiten die, die einen Job haben, in höher bezahlten Sektoren. Alle anderen konnten bisher immerhin auf staatliche Leistungen zählen. Die Sparquote stieg in allen Bevölkerungsgruppen an. Das Ersparte dürfte den Konsum weiterhin tragen.

Viele machen sich Gedanken darüber, ob die Wirtschaft auch ohne staatliche Transfers weiterhin stark bleiben kann. Da die Einkommen bereits wieder das Vorkrisenniveau überschritten haben, kann sie stark bleiben. Einkommen sind letztlich Konsum und der ist in den meisten Wirtschaften der wichtigste Treiber des Wachstums. Konsum und Wirtschaft können dank Einkommenswunder auch ohne den Staat weiter wachsen.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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