Kommentar
10:12 Uhr, 30.07.2020

Das beste Konjunkturprogramm: Cash!

Die Coronakrise hat eine neue Art der Konjunkturprogramme hervorgebracht. Und es funktioniert.

Während der Finanzkrise sprachen alle von Helikoptergeld, aber es kam nie. Spekuliert wurde, dass der Staat seinen Bürgern Geld schenken würde. Das war am Ende nicht notwendig. In der Coronakrise ist das anders. Erstmals wird Geld verteilt und das nicht zu knapp.

In den USA gab es die Geldgeschenke in Form eines Schecks in der Höhe von 1.200 Dollar. Zusätzlich wurde die Arbeitslosenhilfe massiv erhöht. Einige Arbeitnehmer bekommen nun mehr als sie zuvor als Gehalt erhalten haben.

Geldgeschenke gab es allerdings nicht nur in den USA. In vielen europäischen Ländern wurde das Kurzarbeitergeld erhöht. In Spanien bekommen Haushalte mit besonders geringen Einkommen nun ein bedingungsloses Grundeinkommen. Selbstständige, die nicht arbeitslosenversichert waren, wird in vielen Ländern ebenfalls durch Geldtransfers geholfen.

Es ist das erste Mal, dass weltweit viele Regierungen zu Direktzahlungen greifen und es ist gut, dass sie das tun. In normalen Rezessionen haben Regierungen bisher zu traditionellen Konjunkturprogrammen gegriffen. Dabei wird die Nachfrage durch höhere Staatsausgaben angekurbelt, z.B. indem mehr in die Infrastruktur investiert wird.

Solche Programme sind schwerfällig und wirken sich häufig nur auf wenige Branchen positiv aus. Geldgeschenke sind etwas anderes. Jeder kann selbst entscheiden, was er mit dem Geld macht. Kritiker befürchten, dass ein Großteil des Geldes gespart wird und daher der Konjunktur nicht hilft. Das stimmt so nicht.

Der Konsum ist während des Lockdown eingebrochen. Das war klar. Sind Geschäfte geschlossen, wird eben weniger konsumiert, weil man nicht einkaufen gehen kann. In einigen Ländern sind die Konsumausgaben schon wieder auf Vorkrisenniveau (Deutschland) und nur knapp darunter (USA).

Die Branchen sind natürlich unterschiedlich weit. In den USA liegen die Ausgaben für Essen in Restaurants noch immer 40 % unter dem Vorkrisenniveau (Grafik 1). In anderen Bereichen ist das Vorkrisenniveau wieder oder fast wieder erreicht.

Dieser Konsumrausch wird vor allem von denen getragen, die geringe Einkommen haben. Die Konsumausgaben der Haushalte mit den geringsten Einkommen haben das Vorkrisenniveau wieder erreicht (Grafik 2). Der Grund dafür liegt auf der Hand. Was eingenommen wird, kann nicht gespart werden. Die Einnahmen gehen eins zu eins in die notwendigen Ausgaben für Miete, Essen usw.

Ohne Geldgeschenke hätten diese Haushalte einfach weniger Geld und würden weniger ausgeben, nicht, weil sie freiwillig sparen, sondern weil sie einfach nicht die Mittel haben. Geldgeschenke für Haushalte mit niedrigen Einkommen sind ein sehr effizientes Konjunkturprogramm. Gespart wird nichts. Je höher die Haushaltseinkommen sind, desto mehr wird in Krisenzeiten gespart. Noch immer liegen die Konsumausgaben hier zweistellig im Minus. Gelgeschenke bringen dort nichts.

Regierungen haben Geldgeschenke als Konjunkturhilfen entdeckt. Im nächsten Schritt wäre eine gezieltere Anwendung wünschenswert. Das Experiment hat jedenfalls bisher gut funktioniert und Politiker nehmen dieses Instrument hoffentlich in ihr Arsenal auf.

Clemens Schmale


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6 Kommentare

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Die hohen Arbeitslosenzahlen in den USA sind leicht zu erklären: zu durchschnittlich 350 Dollar Arbeitslosengeld des Bundesstaates kommen 600 Dollar von DT. Macht zusammen 950 in der Woche oder 4200 Dollar im Monat. Wer geht da noch arbeiten? Da guckt man lieber Netflix.

    Ich glaube das die Regierungen mit diesen Massnahmen die Menschen in Sorglosigkeit treiben und gegen Ende des Jahres in ihrer Naivität von der Realität überrascht werden.

    Hat man die Arbeitsmoral erst ein mal versaut, wird es schwer davon wieder runterzukommen.

    19:36 Uhr, 30.07. 2020
  • mkronen
    mkronen

    Das hier ist Realsatire !

    17:51 Uhr, 30.07. 2020
  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Cash kommt m.E. gegenwärtig eine weitere (wichtigere) Bedeutung zu.
    Mit entsprechenden Rücklagen ist es möglich den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, erforderliche (geplante) Investitionen zu realisieren und die in solchen Zeiten erforderliche Ruhe und Übersicht zu bewahren. Letzteres ohne Cash schwer möglich bzw. kaum vorstellbar.

    13:02 Uhr, 30.07. 2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Nur keine Sorge, die Reichen werden reicher. 💤 Ergibt wenig Sinn, dem Flaschensammler die Flaschen zu neiden.

    12:50 Uhr, 30.07. 2020
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Ich bin von Ihrer Aussage entsetzt, Herr Schmale.

    Leistungsloser Konsum ... das kann auf Dauer nicht gutgehen. Wohlstand muss erarbeitet werden ... nicht verschenkt.

    12:36 Uhr, 30.07. 2020
  • MiTrade
    MiTrade

    Hallo,

    ich bin nicht von diesem leistungslosen Grundeinkommen bzw. Helikoptergeld begeistert. Ja, es gibt die Vorteile, die Sie aufzeigen. Doch es gibt immer den Punkt, auf den dieses Einkommen begrenzt ist und Menschen, die knapp darüber liegen werden nur motiviert, auch unter diese Grenze zu gelangen. Aber der größere Effekt ist die dadurch entstehende Inflation. Es gab schon einmal diese Idee und die Meinung man hätte finanziell alles im Griff. Die leistungslosen Zahlungen Deutschlands an die Ruhrgebietsarbeiter nach der Besetzung durch Frankreich vor 100 Jahren waren ein Baustein zur Hyperinflation (siehe Beitrag Oliver Baron vom 24.07.2020).

    Ich möchte weder sozialistische Träume von wem auch immer bedienen, noch möchte ich Fantasdilliadär werden. Bei der Art der Umverteilung der finanziellen Ressourcen wie im Beitrag, kenne ich jetzt schon Gewinner und Verlierer. Alles wie immer und darauf habe ich keinen Bock.

    10:33 Uhr, 30.07. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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