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10:08 Uhr, 27.04.2018

Das asiatische Anleiheuniversum ergrünt

China ist sich des Problems bewusst und sagt der Luftverschmutzung den Kampf an – das spiegelt sich laut Joyce Tan, Portfolio Specialist bei NN Investment Partners, auch im schnell wachsenden Green Bond Markt wider.

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Den Haag (GodmodeTrader.de) - China ist der weltgrößte Verursacher von Treibhausgasen. Bereits 2013 sagte China der Luftverschmutzung jedoch den Kampf an. Konkret bedeutet das eine landesweite Begrenzung der Kohlenutzung, verschärfte Kontrollen von Stahl- und Aluminiumhütten und das Verbot von Kohle zum Heizen in Privathaushalten, wie Joyce Tan, Portfolio Specialist bei NN Investment Partners, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Diese massiven Maßnahmen hätten schon Wirkung gezeigt: Laut Greenpeace sei die Konzentration des gefährlichen Feinstaubs der Partikelgröße PM 2,5 zwischen 2013 und 2017 im Durchschnitt um 33 Prozent gesunken. Aber damit nicht genug: Zu Beginn dieses Jahres habe China die Einfuhr von Plastikmüll aus anderen Ländern untersagt. Das sei ein bedeutender Schritt, gelte China doch als der weltgrößte Importeur von Kunststoffmüll, heißt es weiter.

„Mit dem zunehmenden Engagement von Regierungen und der Privatwirtschaft für Nachhaltigkeit erlebt auch der Rentenmarkt eine rapide Zunahme der Emission von Green Bonds. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um normale Anleihen, allerdings mit dem Unterschied, dass sie für umweltfreundliche Investitionen genutzt werden. 2017 war China schon der zweitgrößte Emittent von Green Bonds weltweit und übertraf damit traditionelle Vorreiter wie Frankreich. Nur die USA emittieren ein größeres Volumen“, so Tan.

Nach Angaben der Climate Bonds Initiative habe China vergangenes Jahr Green Bonds im Wert von 37,1 Milliarden US-Dollar aufgelegt, sowohl in Form von Onshore- als auch Offshore-Anleihen. Zum Vergleich: Noch 2015 habe sich das Volumen auf nur eine Milliarde US-Dollar belaufen. Überdies gingen Chinas Unternehmen am jungen Green-Bond-Markt allmählich von inländischen Geldquellen und Interbankausleihungen zu Emissionen über, die auf US-Dollar oder Euro lauteten, heißt es weiter.

„Auch andere asiatische Länder haben großes Interesse an dem Green-Bond-Markt. Diesen Februar gab Indonesien als erstes asiatisches Land grüne Staatsanleihen aus, und zwar in Form einer fünfjährigen Emission in Höhe von 1,25 Milliarden US-Dollar. Zudem sammelten die indischen Stromgesellschaften Azure Power und Greenko, beides Erzeuger sauberer Energie, im vergangenen Jahr insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf von in US-Dollar denominierten Green Bonds ein“, so Tan.

Das Emissionsvolumen von Green Bonds dürfte sowohl weltweit als auch in Asien weiter zunehmen. 2017 habe sich das weltweite Angebot an neu aufgelegten Green Bonds auf 155 Milliarden US-Dollar belaufen. Dieses Jahr werde es voraussichtlich auf über 250 Milliarden USD steigen. Green Bonds machten mittlerweile 1,6 Prozent des 900 Milliarden US-Dollar schweren asiatischen Marktes für Hartwährungsanleihen aus – vor nur fünf Jahren habe dieser Anteil noch bei null Prozent gelegen, heißt es weiter.

„Der wichtigste Faktor für die Entwicklung des asiatischen Green Bond Markts ist die nachhaltige Unterstützung durch die Regierungen. So hat z.B. Chinas Präsident Xi Jinping im Oktober abermals grüne Finanzierungen befürwortet, und Indien hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 Strom in Höhe von 175 Gigawatt durch Sonnen- und Windenergie zu gewinnen. China möchte zudem die Führungsrolle in Sachen Umwelt von den USA zu übernehmen, vor allem nach Präsident Trumps Rückzug aus dem Pariser Übereinkommen zum Klimaschutz“, so Tan.

Ein weiterer Faktor, der die Emissionstätigkeit bei Green Bonds in Asien möglicherweise noch weiter ankurbeln könnte, sei die Initiative neue Seidenstraße (One Belt, One Road), bei der es um Infrastrukturinvestitionen in Asien, Afrika und Europa, in Milliarden-Dollar-Höhe gehe. Da China sich zunehmend auf grünes Investieren konzentriere, liege es nahe, dass einige dieser Projekte ökologisch nachhaltig sein würden, heißt es weiter.

„Im September legte die Industrial and Commercial Bank of China ihre erste grüne Anleihe in Höhe von 2,1 Milliarden US-Dollar auf, um umweltschonende Projekte im Rahmen der One Belt, One Road Initiative zu finanzieren. Dank staatlicher Unterstützung und der wachsenden Nachfrage nach Infrastrukturinvestitionen dürften noch weitere Projekte dieser Art folgen. Im Ergebnis wird dies in den nächsten Jahren zur Weiterentwicklung und stärkeren Diversifizierung des asiatischen Anleihemarktes in US-Dollar führen“, so Tan.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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