Kommentar
07:03 Uhr, 01.11.2016

Crashgefahr: Dieser Markt sieht gefährlich aus!

Der Gesamtmarkt hält sich den Umständen entsprechend gut. Für einige Sektoren wird es in den kommenden Wochen wohl aber eng. Es deutet sich ein Crash an.

Als Anleger fragt man sich immer wieder, wie lange gewisse Dinge noch gut gehen können. So dauerte es beispielsweise überraschend lange, bis die Aktien von Ölunternehmen auf den Ölpreiscrash im Jahr 2014 reagierten. Die Aktien der großen, integrierten Ölunternehmen (z.B. Exxon) zeigten sich zunächst vollkommen unbeeindruckt vom Geschehen.

Geht man ein paar Jahre weiter zurück, kommt einem die Übertreibung bei den Rohstoffpreisen in den Sinn. Als Gold bei 1.900 Dollar stand und die Bildzeitung „Gold“ rief, war jedem klar, dass das so nicht ewig weitergehen kann. Oftmals kann es doch noch überraschend lang weitergehen. So war es auch 2008.

Anfang 2008 kam es erst zu spektakulären Fehlspekulationen (Jérôme Kerviel von der Société Générale), dann musste Bear Sterns notverkauft werden. Zwischen diesen überdeutlichen Warnsignalen und dem endgültigen Kollaps des Marktes fast sechs Monate später lief der Markt einfach weiter. Aber auch hier war klar: da ist etwas faul.

Faul war auch etwas zur Jahrtausendwende. Internetunternehmen, die kaum Umsatz schrieben und mehr Geld verbrannten, als man sich selbst in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können, wurden mit Milliardensummen bewertet. Einige Aktien stiegen wöchentlich im zweistelligen Bereich an. Auch das konnte nicht von Dauer sein.

Jetzt gibt es wieder eine Entwicklung, die ganz offensichtlich nach Vorsicht ruft. Zugegeben, sie ist nicht so dramatisch und spektakulär wie die Übertreibungen 2008 und zur Jahrtausendwende, doch sie kann Anleger ganz schön auf dem falschen Fuß erwischen.

Seit Monaten befindet sich der Rohstoffmarkt im Ausnahmezustand. Die OPEC kündigte viele Vereinbarungen an. Bisher ist noch keine unterschrieben worden. Der Ölpreis konnte sich dennoch gut erholen. Das gilt auch für andere Rohstoffe. Erdgas gibt es nicht mehr gratis, nachdem der Preis 2016 den tiefsten Stand seit 1998 erreichte. Auch einige Industriemetalle wie Zink und Blei konnten sich von ihren Tiefs lösen.

Das alles hat zu einer außerordentlichen Rallye bei Rohstoffaktien geführt. Minenwerte, die sich vor allem auf die Förderung von Industriemetallen fokussieren, konnten im Durchschnitt über zwei Drittel an Wert gewinnen. So schön das für Anleger ist, so ist die Nachhaltigkeit doch mit einem großen Fragezeichen versehen.

Zink und Blei mögen gestiegen sein, doch auf diese Metalle kommt es nicht wirklich an. Der Markt ist zu klein. Wesentlicher sind Kupfer, Nickel und Eisenerz. Kupfer und Nickel bewegen sich nach wie vor entlang ihrer Tiefs. Eisenerz konnte sich von seinen Tiefs lösen, doch im Langfristvergleich ist der Anstieg so gut wie nicht zu erkennen.

Vergleicht man die Aktien von Rohstoffunternehmen mit Fokus auf Industriemetalle und einen Rohstoffindex, dann ergibt sich eine beachtenswerte Divergenz. Die Fundamentaldaten sprechen für weiter fallende Preise. Die Faktoren, die den Preis der Aktien bestimmen, sind nach wie vor ungünstig. Dazu gehört einerseits die Preisentwicklung der Rohstoffe selbst, aber auch die Entwicklung des Dollar Index. Beides ist in dem Rohstoff- Dollarindex abgebildet.

Seit Jahresbeginn steigen Aktien, während das Umfeld weiter ungünstig bleibt. Die Deutsche Bank, die eine ähnlich Untersuchung für den europäischen Minensektor durchgeführt hat, kommt zu dem Schluss, dass eine Korrektur von 20 % droht. Eine ähnliche Größenordnung ist auch international zu erwarten. Vieles hängt vom weiteren Vorgehen der US-Notenbank ab, doch wenn die Zinsen im Dezember tatsächlich angehoben werden und die EZB gleichzeitig die Verlängerung ihres QE Programms ankündigt (Dollar dürfte dann weiter aufwerten), wird es für Rohstoffaktien ganz schwierig. Es droht eine Wiederholung zu Anfang 2016, sprich: crashartig fallende Kurse.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Andreas - Mitteleuropa
    Andreas - Mitteleuropa

    Ich kann der Argumentation nicht folgen, und die Deutung der beiden Verläufe der Grafik dünkt mich überspitzt. Wie bereits andere vor mir schrieben, befinden sich die Kurse von vielen grossen Rohstoff-Förderern (z. B. BHP) aus einer längeren Perspektive betrachtet auf einem sehr tiefen Niveau, ganz im Gegensatz zu den grossen europäischen und US-Aktienindizes. Der Ölpreis wurde aus geopolitischen Gründen in den vergangenen Jahren massiv nach unten manipuliert, insbesondere durch Saudi Arabien. Doch das Herrscherhaus wird diese Strategie auf Dauer nicht durchhalten können, mit der Zeit werden immer mehr Stakeholder bzw. breitere Bevölkerungsschichten in diesem Rentier-Staat die negativen Folgen spüren.

    Es mag sein, dass die Kurse von Rohstoff-Unternehmen im Gefolge eines Crashs ebenfalls korrigieren werden; jedoch dürften andere Werte sehr viel stärker aufschlagen.Die Zinswende mag kommen oder auch nicht, die Konjunktur bei uns lahmen oder auch nicht - der unglaubliche Hunger Asiens und seinen Hunderten von Millionen Menschen nach Erzen, Metallen und Energie wird so rasch nicht versiegen. Ich glaube in diesem Sinne an Asien, und ich meine aus den Nachrichten herauszulesen, dass sich immer stärker inflationäre Tendenzen bemerkbar machen. Unter dieser Prämisse wäre es eine verpasste Gelegenheit, nicht ein paar Aktien von Rohstoff-Unternehmen zu halten.

    09:01 Uhr, 05.11. 2016
  • whynot
    whynot

    Um wieviel "lustiger" könnte es werden, wenn die Fed bei der von ihr schon lange PR-seitig vorbereiteten Zinserhöhung für den DEZ zurück rudern muss z. B. weil die Märkte zuvor schon einbrechen (kann sie auch als Ausrede zur Ablenkung von der schlechter als dargestellten Lage der US Wirtschaft verwenden). Damit könnte die Fed mit ihrem Märchen von der ach so tollen wirtschaftl. Erholung, das sie uns schon monatelag erzählt, endgültig das Vertrauen verlieren (die Märkte in diesen TAgen sind ja geradezu FEd-höhrig und glauben noch an ihre Allmacht) - mit massiven Folgen wie z. B. $-Einbruch, was für weiteren Wirbel in allen Märkten sorgen wird (wie wäre es z. B. mit einem massiven Abstoßen von US-Schuldtitel, die niemand mehr bei einem EInbruch des $ halten möchte?). Der Reflex "Zinsen bleiben tief - die Party geht weiter" wird auf Dauer nicht funktionieren - da ist diesesmal die große Schieflage in der Erwartungshaltung.

    12:53 Uhr, 01.11. 2016
  • Bigdogg
    Bigdogg

    wir haben weiss der Teufel was für Übertreibungen im Anleihemarkt, in Teilen des Aktienmarktes (USA) etc... Und sie finden ausgerechnet den auf Sicht von 5 Jahren immer noch ausgebombten Rohstoffmarktes crashgefährdet?? Naja...das sie kein wirklicher Freund des Rohstoffmarktes sind, wissen wir ja -

    12:31 Uhr, 01.11. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • kingkong007
    kingkong007

    Das kann man durchaus so sehen !

    08:56 Uhr, 01.11. 2016
  • moneymaker22
    moneymaker22

    Timing ist alles, gibt da so einen schönen Spruch: manchmal ist der Markt länger irrational als man selbst liquide ist, deswegen Augen auf beim Wertpapierkauf :-))))))

    08:18 Uhr, 01.11. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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