Kommentar
13:48 Uhr, 11.05.2020

Covid 19 in den USA: Ist die zweite Welle schon da?

Die meisten Experten sind sich einig. Eine zweite Infektionswelle lässt sich nicht vermeiden. In den USA hat diese vermutlich schon begonnen.

Wer die Maßnahmen in Deutschland oder anderen europäischen Ländern für einen Flickenteppich hält, hat die USA noch nicht gesehen. Dort macht jeder Bundesstaat mehr oder weniger, was er will. Das ermöglicht einen guten Blick auf die Wirkung unterschiedlicher Maßnahmen.

Einige Bundesstaaten waren in einem strengen Lockdown. New York erlangte hier wohl die größte Bekanntheit. Neben New York gab es allerdings noch eine ganze Reihe anderer Bundesstaaten, die die Ausbreitung durch Lockdowns zu verhindern versuchten. Dazu gehören auch andere große Bundesstaaten wie Kalifornien.

In diesen Bundesstaaten sind die Fallzahlen rückläufig (Grafik 1). Die täglich neuen Fälle haben sich inzwischen fast halbiert. Für die betroffenen Staaten ist das ein gutes Ergebnis. Die jeweiligen Gouverneure wollen das Ergebnis nicht gefährden. Lockerungen der Maßnahmen erfolgen nur sehr langsam.


Der Verlauf in diesen Staaten gleicht dem in Europa. Die Herangehensweise ist eine ähnliche. In manchen Staaten sieht es jedoch ganz anders aus. Die Fallzahlen in Staaten ohne strengen Lockdown bleiben unverändert hoch (Grafik 2). Besonders interessant sind jedoch die Staaten, die die Wirtschaft wieder öffnen, ohne bestimmte Kriterien erfüllt zu haben.

Sie öffnen die Wirtschaft aus sich der Lockdown Staaten zu früh. Hier ist kein Rückgang der Fallzahlen zu erkennen. Stattdessen zeigt der Trend weiter nach oben. Wird zu früh geöffnet, muss mit einer Stagnation der Zahlen auf hohem Niveau gerechnet werden. Wird die Wirtschaft geöffnet, bevor sich überhaupt ein Plateau einstellt, geht die Krise einfach weiter und spitzt sich zu.

Die USA sind ein großes Land und ein Großteil der Bevölkerung ist in Staaten mit Lockdown angesiedelt. Für die USA als Land tendieren die Zahlen daher nach unten. Das überdeckt die Entwicklung in anderen Teilen des Landes, in denen sich die Krise weiter zuspitzt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Neuinfektionen in diesen Bundesstaaten den positiven Trend in Lockdown Staaten aufwiegen.

Wir wissen also schon jetzt, dass die Fallzahlen in den USA in wenigen Wochen wieder steigen werden, wenn in bestimmten Staaten keine Maßnahmen getroffen werden. Für den Rest der Welt ist das eine hochinteressante Entwicklung. Die USA werden das erste Land mit einer zweiten Welle sein. Die USA müssen sich damit auch zuerst damit auseinandersetzen wie sie damit umgehen wollen.

Es tauchen dabei mehrere Fragen auf. Wollen Bundesstaaten, die sich positiv entwickelt haben, den Trend riskieren oder schränken sie die Bewegungsfreiheit zwischen den Staaten ein? Und was macht die Regierung in Washington, greift sie ein, wenn sich die Fallzahlen wieder erhöhen oder Bundesländer ihre Grenzen schließen?

Auch aus wirtschaftlicher Sicht können wir viel lernen, z.B. ob steigende Zahlen in Nachbarländern auch den Konsum und die Mobilität im eigenen Staat beeinflussen. In Europa ist eine zweite Welle noch weiter entfernt und es kann viel über die richtige Reaktion gelernt werden, da die USA zuerst damit experimentieren müssen.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • Data75
    Data75

    Wahnsinn. Seit die Amis da sind wird alles aufgesaugt und keine Aktie mehr hergegeben. Kein Wunder, dass die Deutschen nur Klopapier gekauft haben. Die einzigen Verkäufer im Markt. Haben die Hosen voll. ;)

    20:00 Uhr, 11.05.2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    16:57 Uhr, 11.05.2020
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Das ist keine 2.Welle. Die Ohne-Lockdown-Staaten befinden sich in der ersten Welle. Überlagern die Zahlen dieser Staaten die abnehmenden Zahlen der anderen Staaten ist es trotzdem noch immer die erste Welle, auch wenn für die gesamten USA in der Graphik ein zweiter Buckel entstehen sollte. Was sollte daran "für den Rest der Welt eine hochinteressante Frage sein" ? Eine zweite Welle wäre, wenn in den Staaten mit abnehmenden Zahlen die Fälle wieder steigen würden - dann erst wäre es interessant für den Rest der Welt. Die einzige wirklich interessante Frage in diesem Jahr ist die nach der Über-/Normal-/Untersterblichkeit in Schweden und in anderen Ländern mit Lockdown. Nur das ist wirklich relevant, weil es in der Konsequenz zu unglaublichen politischen Verwerfungen kommen könnte. Dagegen ist ein zweite Welle in Montana dann pillepalle.

    15:00 Uhr, 11.05.2020
  • Rambo007
    Rambo007

    Der größte Feind des Menschen ist er selber, ganz bestimmt kein Virus.

    Keiner kommt auf die Idee, dass sich alle mal an einen Tisch setzen, da dieses ein hohes Maß an Intelligenz, Weitsicht und Vertrauen erfordert, da scheitern schon die meisten...

    Wenn nicht zügig ein Gegenmittel gefunden wird, dann kommt ein Taifun auf uns zu, wogegen Corona ein laues Lüftchen ist.

    14:33 Uhr, 11.05.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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