Fundamentale Nachricht
14:38 Uhr, 14.05.2020

COVID-19: Auswirkungen auf globale Aktien

Langfristig hängen die Aktienmarktrenditen von den realisierten und erwarteten Gewinnen ab, die eng mit dem Wirtschaftswachstum verknüpft sind. Giles Parkinson, Co-Fondsmanager des kürzlich registrierten Aviva Investors Global Equities Endurance Fonds, schätzt die branchenübergreifenden Auswirkungen der Krise ein.

Anleger haben ein gutes Gespür dafür, die in der Krise besonders robusten Unternehmen auszuwählen. Jede Rezession ist anders: In diesem Abschwung haben Aktien von Unternehmen der Reise- und Freizeitbranche außergewöhnlich schlecht abgeschnitten. Hinzu kommen die Verwerfungen des Rohölmarktes. Neben dem Überangebot von Schieferöl hat der Ölmarkt nun auch ein Nachfrageproblem, da eine geringere Reiseaktivität einen geringeren Energieverbrauch bedeutet. Die Anleger beginnen nun auch, sich mit den Auswirkungen auf die jeweiligen Lieferketten zu befassen.

Einige Sektoren haben sich als widerstandsfähiger erwiesen

Technologieunternehmen haben überdurchschnittlich abgeschnitten – weniger die Chiphersteller, sondern eher Cloud-Softwareunternehmen mit scheinbar regelmäßigen Umsätzen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit ihre Einnahmen letztlich durch geringere Unternehmensbudgets beeinträchtigt werden.

Basiskonsumgüter haben sich im Allgemeinen ebenfalls als widerstandsfähig erwiesen, aber auch hier gibt es Unterschiede. Einige Segmente, die in einem Abschwung normalerweise gut abschneiden, sind von den spezifischen Merkmalen des COVID-19-Lockdowns betroffen.

Was Bilanzen über die Stärke eines Unternehmens aussagen

Jetzt den Zustand der Unternehmensbilanzen zu prüfen, um festzustellen, ob die Unternehmen den Abschwung überstehen werden, ist zu spät. Anleger können dennoch anhand von zwei Fragen feststellen, wie sich eine Aktie in den letzten zwei Monaten entwickelt hat. Erstens: „Inwieweit waren die täglichen Einnahmen des Unternehmens während des Lockdowns betroffen?“ Zweitens: „Wie sieht ihre Bilanz aus?“ Wenn ein Unternehmen eine hohe Verschuldung aufweist – vor allem zusätzliche Vertragsklauseln, die den Verschuldungsgrad betreffen – und seine Einnahmen fast auf Null gesunken sind, dann hat sich sein Eigenkapital extrem schlecht entwickelt.

Die Krise bringt Aktienanleger zum Vorschein, die lediglich Gewinn- und Verlustrechnungen lesen können. Sie müssen aber in der Lage sein, eine Bilanz zu lesen, um die Stärke eines Unternehmens in Zeiten wie diesen zu ermitteln.

Erneuter Fokus auf Unternehmensführung und -verhalten

Quantitative Faktoren werden häufig in eine Bloomberg-Tabelle verfrachtet und dann schnell durch Arbitrage ausgeglichen. Die Beurteilung qualitativer Kennzahlen, wie das Unternehmensverhalten, ist schwieriger und daher aber aussagekräftiger für die Einschätzung des Firmenwertes.

Einige Führungskräfte von Unternehmen haben während der Krise eine Gehaltskürzung versprochen. Das ist ein interessanter Trend. Andere haben die Unterstützung für ihre Kunden und Lieferanten verstärkt. Die Auswirkungen hiervon können über die Pandemie hinaus andauern.

Längerfristige Auswirkungen der Pandemie

Die Vorhersage längerfristiger thematischer Entwicklungen über die Pandemie hinaus ist bekanntlich schwierig. Meiner Meinung nach ist es oft einfacher zu berücksichtigen, „Was wird sich nicht ändern?“ Ich denke, man kann diese Frage selbst besser beantworten und um diese Antworten herum eine stärkere Investmentthese aufbauen.

Eine Sache, die sich nicht ändern wird, ist zum Beispiel das Verschwinden von physischem Bargeld und Schecks im Verhältnis zu elektronischen Zahlungsmitteln wie Giro- und Kreditkarten.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen