CK*Trends: Sport-Streaming pflügt die TV-Landschaft um
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Wie gerne erinnere ich mich an meine Kindheitstage, als mein Vater am Samstagnachmittag vor dem alten Nordmende Röhrenradio saß und vollkommen in die Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga versunken war. Welche Tragödien sich abspielten, wenn es ausgerechnet während der spannendsten letzten Minuten der Live-Konferenz-Schalte aller Spiele an der Haustür klingelte.
Die Technik hat sich seit jener Zeit immer wieder und immer schneller verwandelt. Auf das Röhrenradio folgte die TV-Übertragung mit der legendären abendlichen Zusammenfassung im aktuellen Sportstudio. Wie groß war der Aufschrei, als die ersten Fußballspiele nicht mehr im freien Fernsehen der öffentlich-rechtlichen zu sehen waren, sondern nur noch bei den „Abo-Gangstern“ von Premiere.
Jetzt steht der nächste Wechsel der Technologie an. „Alte“ Revolutionäre wie Premiere/Sky werden von den neuen Streaming-Diensten abgelöst, die eine Abhängigkeit von Satelliten-Schüssel auf dem Dach oder TV-Kabel überflüssig machen und praktisch überall und in Echtzeit per LTE oder WLAN empfangen werden können.
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Die Technik mag sich ändern, aber die Begeisterung bleibt. Ich werde nie vergessen, wie ich um ein Haar den Start einer vollbesetzten Lufthansa-Maschine verhindert hätte, weil auf meinem iPad die letzten Minuten eines Deutschlandspiels der WM 2014 liefen. Pilot und Crew standen mit mir in der Kaffeeküche und fieberten mit, während sich unser Zeitfenster für den Start immer weiter schloss. Mit dem Abpfiff rannte jeder auf seinen Platz und die Maschine war gerade noch rechtzeitig in der Luft. So etwas schafft kein Spielfilm und keine noch so gute Vorabendserie. Das schafft nur die Faszination von Live-Sport. Wenn schon nicht selbst im Stadion, dann zumindest live - dabei. Völlig unvorstellbar, sich ein Formel 1- Rennen oder ein WM-Finale zwei Stunden zeitversetzt oder gar am nächsten Tag anzusehen…wer weiß, wer mir bis dahin das Ergebnis verrät.
Kein Wunder, dass die Menschen immer eher bereit sind für diese Emotionen Geld zu bezahlen. Ob Porno, Gaming oder eben Sport. Es sind die Emotionen, die das Geld locker machen. Kein Wunder also, dass um diese Geldquellen herum immer wieder Verteilungskämpfe stattfinden. Mit den schnellen mobilen Internetverbindungen werden diese Geschäftsfelder erst richtig möglich. Kann ich eine Fernsehserie auch aufzeichnen und nächste Woche ansehen, so will ich das Champions League Finale live erleben. Wenn ich dabei gerade im Zug nach Braunschweig sitze, dann eben dort. Folglich sind es gerade die Sportereignisse, die prädestiniert dafür sind auf das mobile Gerät und somit in die Hosentasche zu wandern.
Der Kampf um die Marktanteile beginnt gerade erst und am Ende werden nur wenige große Player überleben. Diejenigen mit den tiefsten Taschen werden den Bieterkampf um Fußball, Formel 1 und Superbowl-Rechte in immer abenteuerlichere Höhen treiben, die Konkurrenz ausschalten und selbst die Pole-Position einnehmen. So wie es Amazon beim Onlinehandel vorgemacht hat. Erst dann beginnt die Zeit der Ernte, in der man die wahnwitzigen Kampfkosten wird einspielen können. Ob all das den ursprünglichen Werten des Sports dienlich ist - oder ob das am Ende wirklich dem Sportbegeisterten hilft. Wir werden sehen. In jedem Fall ist es ein weiterer Milliarden-U$-Markt und es ist ein großer Sport herauszufinden, wer das Amazon der Sportübertragung werden wird. Dass inzwischen auch E-Sports (Live-Übertragung von Computerspielen) Millionen in ihren Bann ziehen, macht das Geschäftsmodell breiter und attraktiver.
Viel Spaß mit der aktuellen CK*Trends-Studie von Dr. Wenzel - und vielleicht einfach mal wieder selbst die Sportschuhe geschnürt….das ist noch immer am wertvollsten.
Ihr
Dirk Müller
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