Kommentar
13:26 Uhr, 01.12.2021

Chipsektor: Soll man dem Warnsignal folgen?

Der Chipmangel macht nicht nur Autobauern zu schaffen. Immer mehr Branchen sind betroffen. Da kann der Sektor doch nur outperformen…

Ohne Chips geht es nicht. Wer das vor der Coronakrise noch nicht wusste, weiß es spätestens jetzt. Die Schlagzeilen sind kaum zu übersehen und wer weder Wirtschaftsnachrichten liest noch Nachrichten schaut, bemerkt es spätestens beim Versuch, bestimmte Elektronik oder ein Auto zu kaufen. Den Unternehmen der Branche geht es entsprechend gut. Einige Chiphersteller und Designer gehören zu den größten Unternehmen der Welt. Die Marktkapitalisierung von Nvidia war schon in Reichweite der Billionengrenze. Kein Wunder, wächst das Unternehmen derzeit mit 60 % pro Jahr. Fast jeder, der Halbleiter herstellt, kann derzeit gewinnen. Der globale Umsatz erreichte vor der Krise ein Hoch bei ca. 450 Mrd. Dollar. Bis Ende 2021 könnte dieser Rekordwert um 20 % überschritten werden. Entsprechend groß ist die Euphorie und die Outperformance. Der S&P 500, der ja selbst eine hohe Rendite ausweisen kann, wirkt im Vergleich blass.


Von vielen Firmen hörte man, dass der Chipmangel so schnell nicht behoben sein wird. Autobauer rechnen mindestens bis Mitte 2022 mit Engpässen. Was knapp ist, aber nachgefragt wird, lässt sich teurer verkaufen. Was kann da noch schiefgehen?

Was wie ein Selbstläufer aussieht, ist keiner. Wie bei vielem ist der größte Abnehmer China. Ohne die Nachfrage aus China sähe das Wachstum ganz anders aus. Der Anteil an der globalen Nachfrage beträgt ungefähr ein Drittel. Stockt die Nachfrage in China, betrifft das fast jedes Unternehmen der Branche.

Wie es der „Zufall“ so will, gibt es eine hohe Korrelation zwischen Chinas Wirtschafts- und Geldpolitik und der Entwicklung der Umsätze (Grafik 2). Lockert China die Politik, bedeutet das, dass mehr investiert wird. Das gilt für Infrastruktur genauso wie für alle anderen Bereiche. Die Nachfrage nach Rohstoffen steigt genauso wie die Nachfrage nach Maschinen und eben Halbleitern.


Chinas Kreditimpuls geht der globalen Nachfrage voraus. Es lässt sich bereits jetzt erkennen, dass sich das Umsatzwachstum nicht mehr beschleunigt, sondern verlangsamt. Dieser Trend dürfte sich bis mindestens Frühsommer 2022 fortsetzen.

Das kann Anleger auf dem falschen Fuß erwischen. Jeder erwartet vom Chipsektor Wunder, ob bei Wachstum oder Gewinnen. Was logisch und offensichtlich erscheint, ist alles andere als gesichert, insbesondere in den kommenden Monaten. Anleger dürften darauf erst mit den nächsten Quartalszahlen aufmerksam werden. Spätestens dann könnte es dämmern, dass auch dieser Sektor nicht ewig und immer schneller wächst.

Wer entsprechende Aktien im Depot hat, sollte ernsthaft über Gewinnmitnahmen nachdenken. Die Kurse folgen dem Umsatzwachstum. Kursgewinne werden sich stark verlangsamen und möglicherweise umkehren. Gerade billig sind viele der Unternehmen nicht mehr.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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