Kommentar
08:52 Uhr, 14.07.2020

Chinesische Aktien erst am Anfang einer explosiven Aufwärtsbewegung?

Chinesische Aktien haben sich während der Krise gut gehalten und setzen nun zum Sprung nach oben an. Schnelle und hohe Gewinne locken.

Der chinesische Aktienmarkt ist ein recht spezieller Markt. Fundamentaldaten spielen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen haben Spekulanten das Heft in der Hand. Das war schon immer so und in diesen Tagen scheint sich die Geschichte zu wiederholen.

Der Markt folgt praktisch seit Bestehen der immer gleichen Logik. Anleger, vor allem junge Anleger, entdecken Aktien für sich. Sie kaufen den Markt nach oben. Wenn das geschieht, entwickeln sich die Kurse explosiv nach oben. Besonders eindrücklich war das 2006 und 2007 (Grafik 1).

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Die Kurse stiegen innerhalb kurzer Zeit um den Faktor 6. Wenige Jahre später, 2014 und 2015, kam es wieder zu einem Spekulationsexzess. Der Index stieg von 2.000 Punkten auf 5.200 Punkte. Genauso schnell wie die Kurse steigen fallen sie danach auch wieder. Dafür gibt es gute Gründe.

Jede Blase platzt irgendwann. In China lässt der Staat die Blase platzen. 2015 wurden etwa die Marginanforderungen verändert. Der Staat versuchte die Blase zu verhindern, scheiterte aber daran. Dafür platze die Blase und der Staat versuchte das ebenfalls zu verhindern – und scheiterte genauso.

Bestimmte Marktteilnehmer wie Broker wurden dazu gezwungen Aktien zu kaufen, Leerverkäufe wurden verboten, einige Aktien wurden vom Handel ausgesetzt, Börsengänge wurden verschoben usw. All die neuen Regeln konnten weder den Aufbau noch das Platzen der Blase verhindern.

Aktuell bewegt sich der Markt wieder auf eine Übertreibung zu. Wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist, kann man schwer sagen. Das Entstehen einer Blase lässt sich erkennen, der genau Verlauf hingegen lässt sich schwer prognostizieren. Ein Blick auf die Margin Debt (Grafik 2) zeigt aber, dass die Bewegung noch am Anfang stehen könnte.

Chinesische-Aktien-erst-am-Anfang-einer-explosiven-Aufwärtsbewegung-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Im Vergleich zur letzten Blase ist der Kauf von Aktien auf Kredit noch wenig fortgeschritten. Daher lässt sich durchaus vermuten, dass der Markt noch viel Raum nach oben hat. Die Bewegung dürfte erst am Anfang stehen. Der Weg nach oben ist natürlich sehr volatil und der Regierung ist daran gelegen Übertreibungen zu verhindern. In der Vergangenheit ist es ihr nicht geglückt und es gibt keinen Grund, weshalb sie diesmal erfolgreich sein sollte.

Spekulative Anleger können darauf wetten, dass sich die Geschichte wiederholt. Kleinanleger entdecken Aktien und beginnen eine beispiellose Spekulationswelle. Die Kurse chinesischer Aktien dürften sich bei einer Wiederholung von 2007 oder 2015 noch deutlich nach oben bewegen.

Wer daran partizipieren will, geht eine Wette ein. Es hat nichts mit Investieren zu tun, dem fundamentalen Ausblick für chinesische Aktien oder der Überzeugung, dass Chinas Aktienmarkt langfristig gut laufen wird.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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