Chinas Wirtschaft setzt zu perfekter sanfter Landung an
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1. Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts hat sich im zweiten Quartal 2010 auf 10,3% yoy nach 11,9% yoy im ersten Quartal 2010 verlangsamt (Bloomberg-Median: 10,5%; DekaBank: 10,2%). Nach unserer Berechnung ist die Wirtschaft im zweiten Quartal damit saisonbereinigt um 2,0% qoq gewachsen, nachdem der Anstieg im Vorquartal noch bei 2,8% qoq gelegen hatte. Die erwartete und von der Regierung angestrebte Abkühlung ist damit eingetreten.
2. Belastet wurde das Wachstum vor allem durch die Entwicklung der Industrieproduktion. Diese stieg im Juni nur noch um 13,7% yoy (Mai: 16,5%). Saisonbereinigt ist die Industrieproduktion nach unserer Berechnung sogar um 0,3% mom geschrumpft.
3. Die Investitionen haben sich im Juni trotz der bremsenden Maßnahmen am Wohnungsmarkt und in der Schwerindustrie nur unwesentlich abgeschwächt. Die städtischen Sachanlageinvestitionen stiegen im Juni um 25,5% yoy, nachdem sie im Mai noch um 25,9% yoy zugelegt hatten. Exporte (+43,9% yoy im Juni) und privater Konsum (Einzelhandelsumsätze +18,3% yoy im Juni) entwickeln sich gut.
4. Erfreulich ist, dass der Preisdruck nicht zugenommen hat. Die Inflationsrate lag im Juni bei 2,9%, nach 3,1% im Mai (Bloomberg-Median und DekaBank: 3,3%). Die Erzeugerpreise stiegen um Juni 6,4% yoy, nachdem sie noch im Mai um 7,1% yoy zugelegt hatten.
5. Die gegenwärtige Abkühlung der Wirtschaft passt in den Plan der Regierung, einer drohenden Überhitzung gegenzusteuern. Die bei einigen bestehenden Sorgen, dass die Abschwächung noch deutlich stärker ausfallen könnte als angestrebt, werden jedoch vorläufig nicht zu beseitigen sein. Denn die Maßnahmen zur Eindämmung der Spekulation am Wohnungsmarkt sind erst vor wenigen Monaten eingeführt worden. Das Transaktionsvolumen ist bereits deutlich gesunken, und im weiteren Jahresverlauf dürfte auch die Neubautätigkeit noch darunter leiden. Zudem werden die Sparmaßnahmen in Europa die Konjunktur dort belasten, was die Aussichten für die chinesische Exportkonjunktur eintrübt. Auch in den USA waren die Konjunkturzahlen der letzten Wochen eher etwas enttäuschend. Die Auftragsentwicklung der chinesischen Exportindustrie war zuletzt bereits schwächer.
6. Regierung und Zentralbank werden daher wohl zunächst in abwartender Haltung bleiben. Weitere Maßnahmen zur Dämpfung der Wirtschaft erscheinen nicht notwendig. Nach unserer Einschätzung ist es jedoch auch zu früh, die Wirtschaft wieder zu stimulieren. Für uns steht aber fest, dass die Regierung ausreichend Möglichkeiten hat, der Gefahr einer ausgeprägten Wachstumsschwäche entgegenzusteuern, und dass sie sie dies auch tun würde. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die nächsten wirtschaftspolitischen Schritte die Konjunktur wieder stimulieren werden anstatt sie zu bremsen. So könnten die Beschränkungen der Kreditvergabe etwas gelockert werden. Im Investitionssektor wird der Schwerpunkt auf den weiteren Ausbau der Infrastruktur sowie den sozialen Wohnungsbau gelegt werden. Auf fiskalischer Seite dürfte vor allem der private Konsum gestützt sowie der Bildungs- und Gesundheitssektor ausgebaut werden. Auch sollten weitere Lohnanhebungen erfolgen. Das Tempo der Aufwertung des Renminbi gegenüber dem US-Dollar wird zunächst niedrig bleiben, und die Leitzinsen sollten in diesem Jahr nur um einen Schritt von 27 Basispunkten erhöht werden. Unverändert erwarten wir, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um 10,2% und im kommenden Jahr um 8,9% wächst.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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