Kommentar
14:00 Uhr, 02.08.2021

Chinas rabiates Vorgehen gegen "Big Tech": Was steckt dahinter?

Einerseits will China die USA technologisch überholen, andererseits geht Peking gegen die größten Konkurrenten der US-Technologieriesen vor. China scheint sich selbst zu schaden. Was steckt also wirklich dahinter?

Auf den ersten Blick ist es nicht logisch, was China gerade macht. Es wirkt so, als ob sich das Land in seinem Bestreben nach Technologieführerschaft selbst schadet. Big Tech investiert viel in Innovation. Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr kann es investieren und hat zugleich Zugriff auf große Datenschätze. So können Algorithmen trainiert werden. Größe ist im Rennen um die technologische Führerschaft relevant. China strebt diese Führerschaft an. Wie lässt es sich da erklären, dass China Big Tech gerade in Grund und Boden zu regulieren versucht? Untergräbt sich China damit nicht selbst? Diese augenscheinliche Selbstmanipulation macht keinen ökonomischen Sinn. Dennoch kann man nicht ausschließen, dass die Partei aus Angst vor zu mächtigen Technologiekonzernen die Prioritäten verschoben hat. Man nimmt in Kauf, dass Chinas Technologieriesen ins Hintertreffen geraten, um die Macht der Partei nicht zu untergraben.

Das dürfte jedoch nicht das primäre Ziel sein. Zweifellos zeigt Peking, wer das Sagen hat. Hinter dem Regulierungsschub stehen allerdings zwei andere Gründe. Einer soll hier behandelt werden, der andere in einem Folgeartikel.

China hat vor einem Jahr mit verstärkter Regulierung begonnen. International aufgefallen ist das erst, als der Börsengang von Ant Group abgesagt wurde. Der Finanzdienstleister wurde im Vorfeld mit 300 Mrd. Dollar bewertet. Es folgten weitere Maßregelungen. Die großen Onlinehändler wie Alibaba legen monopolistisches Verhalten an den Tag. Das wurde unterbunden. Alibaba musste sogar eine Rekordstrafe von knapp 3 Mrd. Dollar zahlen.

Das schreckt zwar auf, doch man darf nicht vergessen, dass US-Unternehmen in den USA und der EU vergleichsweise regelmäßig mit Strafzahlungen im Milliardenbereich belegt werden. Insgesamt hat die Regulierungswelle die Profitabilität von Chinas Technologieriesen nicht beeinträchtigt (siehe Grafik). Die Unternehmen sind immer noch auf Wachstumskurs. Von Gewinneinbrüchen kann keine Rede sein.


China will, dass die Unternehmen fair bleiben. Das ist auch richtig. Hinter dem jüngsten Regulierungsschub steht aber etwas anderes. Viele chinesische Unternehmen werden von Investoren aus den USA finanziert. Das gilt für junge Unternehmen ebenso wie jene, die an die Börse gehen.

Die größten Börsengänge von chinesischen Technologiekonzernen fanden nicht in China oder Hong Kong statt, sondern in den USA. Nun haben die USA klargemacht, dass sich die beiden Wirtschaften entkoppeln sollen. Gerade im Technologiebereich gilt Wettbewerb und keine Kooperation.

China reagiert darauf. Es kann nicht sein, dass chinesische Unternehmen auf den US-Kapitalmarkt angewiesen sind. Dort wurden zudem neue Vorschriften erlassen, um die Transparenz zu erhöhen. Die USA erhalten damit mehr Einblicke in chinesische Firmen.

China will das nicht und zwingt nun Unternehmen vermehrt dazu, Kapital in China oder Hong Kong aufzunehmen. China will Big Tech nicht kleinregulieren, sondern die Abhängigkeit vom US-Kapitalmarkt beenden. Persönlich habe ich daher keine Zweifel, dass chinesische Technologiekonzerne weiterhin wachsen werden. Den jüngsten Crash habe ich genutzt, um eine erste, kleine Position auf den Hang Seng Tech Index aufzubauen.

Clemens Schmale


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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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