Kommentar
07:22 Uhr, 01.12.2015

China: Yuan auf dem Weg zur Weltwährung

China ist seinem Ziel, den Yuan als weltweite Reservewährung zu etablieren, ein großes Stück näher gekommen. Der Internationale Währungsfonds teilte gestern mit, dass der Yuan zukünftig Teil des Währungskorbs sein wird, der die Sonderziehungsrechte darstellt.

Die Änderung gilt nicht ab sofort, sondern erst ab dem 1. Oktober 2016. Bis dahin ist die derzeit gültige Zusammensetzung unverändert. Diese wird vom Dollar stark dominiert. Grafik 1 zeigt die derzeitige Zusammensetzung der Sonderziehungsrechte (SDR - Special Drawing Rights) und die zukünftige. Der Dollar hat derzeit einen Anteil von 41,9%. Zukünftig werden es 41,73% sein.

Für den Dollar ändert sich de facto nichts. Eine Reduktion des Anteils von weniger als 0,2% ist absolut unbedeutend. Da die chinesische Währung zukünftig einen Anteil von 10,92% haben wird, müssen andere Währungen Anteile aufgeben. Das geschieht vor allem beim Euro, dessen Anteil von 37,4% auf 30,93% sinkt.

Die SDR Währungsanteile werden nach mehreren Kriterien festgelegt:
- Wert der Exporte
- Höhe der Reserven in der entsprechenden Währung, die andere Länder halten
- Liquidität der Währung
- Internationale Bankverbindlichkeiten sowie ausstehende, internationale Schulden

Diese Kriterien erklären, weshalb der Dollar kaum an Gewicht verliert. Die USA sind zwar nicht als Exportweltmeister bekannt (eher als Importweltmeister), dafür aber wird ein Großteil der Reserven anderer Länder in Dollar gehalten. Darüber hinaus ist die Summe der ausstehenden Dollarschulden mit Abstand die größte weltweit vor allen anderen Währungen.

Für China wiederum sind die Exporte ausschlaggebend. Der Yuan wird bisher kaum als Reservewährung verwendet. Das liegt auch daran, dass die Währung nach wie vor gemanagt wird. Theoretisch ist die freie Konvertierbarkeit einer Währung Voraussetzung für die Aufnahme in die SDRs, aber die Bindung an den Dollar scheint für den IWF nicht darunter zu fallen.

Für China ist die Aufnahme seiner Währung ein großer politischer Sieg. Es wurde lange auf die Aufnahme hingearbeitet. Der IWF wollte eigentlich schon im August über die Aufnahme beraten, vertagte die endgültige Entscheidung allerdings bis heute.

Die heutige Entscheidung gibt dem Yuan gewiss Aufwind, doch ob der Yuan von anderen Ländern als Reservewährung auch wirklich genutzt wird, wird davon abhängen, wie schnell der Yuan einen Marktpreis bilden darf. Derzeit ist die Währung nicht nur gesteuert, sondern bis zu einem gewissen Grad auch unberechenbar. Die spontane Abwertung gegenüber dem Dollar im August zeugt davon.

Die Aufnahme in den Währungskorb der SDR hat mehr symbolische Bedeutung. Der Gesamtwert der SDR liegt bei ca. 250 Mrd. Dollar. Die zusätzliche Nachfrage nach Yuan aufgrund der Aufnahme ist marginal. Politisch ist das etwas anderes. Es ist quasi ein großes Kompliment des IWF an China und stellt der Währung und der Wirtschaft ein gutes Zeugnis aus.

Letztlich dürfte die Entscheidung des IWF auch ein klein wenig politisch motiviert gewesen sein. China und auch andere Länder beklagen sich seit langem in den Institutionen IWF und Weltbank wenig zu sagen zu haben. Nachdem China mit anderen Schwellenländern eine Alternative zur Weltbank aufbaut wäre früher oder später auch eine Alternative zum IWF im Gespräch gewesen. Durch den Einschluss Chinas und durch die Anerkennung dürfte es dazu wohl erst einmal nicht kommen.

Die Gewichtung des Yuan ist mit knapp 11% durchaus anständig. Betrachtet man den EUR/SDR und USD/SDR Wechselkurs (Grafik 2), dann zeigt sich allerdings, dass die SDR letztlich der EUR/USD Wechselkurs sind. Zusammen hatten die beiden Währungen ein Gewicht von fast 80%. Zukünftig sind es immer noch über 70%. An den Umtauschverhältnissen wird sich also wenig ändern.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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