Kommentar
14:05 Uhr, 29.07.2020

China wird die USA nicht verdrängen

Die USA wehren sich gegen ihren Niedergang als Weltmacht. China gilt als Nachfolger. Dazu wird es nicht kommen.

In den letzten Monaten häufen sich Warnungen vor dem Kollaps des US-Dollar. Der Dollar ist letztlich das Symbol für den unangefochtenen Status der USA. Der Dollar ist seit Jahrzehnten die Weltreservewährung. Er dominiert das Weltfinanzsystem. Verlieren die USA hingegen ihren Einfluss und werden gar durch China abgelöst, ist auch der Status des Dollars plötzlich ein anderer. Die Währung würde kollabieren. Ein Kollaps lässt sich nicht vermeiden. Die USA haben ein chronisches Defizit mit dem Rest der Welt. Vereinfacht ausgedrückt leben die USA über ihren Verhältnissen. Finanziert wird das vom Rest der Welt und der Rest der Welt macht dankend mit. Werden die USA von China abgelöst, ändert sich das. Ebbt die Nachfrage nach Dollars ab, übt das einen enormen Abwertungsdruck aus.

Der Dollar Index hält sich angesichts der Defizit überraschend gut. Seit den 80er Jahren hat der Dollar an Wert verloren. Jedes andere Land mit so hohen Defiziten hätte jedoch eine ganz andere Abwertung erlebt. In Entwicklungsländern kommt es bei ähnlichen Defiziten früher oder später zum Währungskollaps. In entwickelten Ländern bleibt das aus, doch Abwertungen im Bereich von 50-70 % sind über viele Jahre denkbar.


Der Dollar bewegt sich in Zyklen in einem Abwärtstrend. Dass die Abwertung bisher nicht höher war, lag am Reservestatuts der Währung. Dieser scheint nun ein Ablaufdatum zu haben. Bereits 2018 sah es danach aus als ob der Abwärtstrend wieder aufgenommen würde. Ständig neue Krisen haben das verhindert, zuletzt die Coronakrise.

Aus zyklischen Gesichtspunkten dürfte der Dollar in den kommenden Jahren an Wert verlieren, wenn die Wirtschaft die Krisen hinter sich lässt. Langfristig bleibt aber die Frage, ob man den Dollar abschreiben muss. Das muss man nicht.

Obwohl der Dollar nominal abwertet, bleibt die Kaufkraft gegenüber anderen Währungen in einer breiten Range (Grafik 2). Das ist die erste wichtige Erkenntnis. Die Zyklen mit tendenzieller Abwertung ändern nichts an der Kaufkraft.


Ein Ende des Reservestatus würde das ändern. Um die USA zu verdrängen braucht es aber eine neue Reservewährung. Die hat China nicht. Das liegt nicht nur daran, dass Chinas Wirtschaft noch immer abgeschottet ist. Selbst bei freiem Kapitalverkehr ist fraglich, ob die Welt Billionen in chinesische Anleihen pumpen will.

China hat eine der höchsten Verschuldungsquoten weltweit. Die Regierung ist autoritär und daher weiß niemand, ob das Geld sicher ist, wenn man chinesische Anleihen kauft. China mag wirtschaftlich weiter an Bedeutung gewinnen. Es gibt jedoch viele Gründe, weshalb die Währung dem wirtschaftlichen Bedeutungsgewinn nicht folgen wird. Der Abgesang auf den Dollar ist verfrüht. Das Ende des Dollars als Weltwährung werde ich vermutlich nicht erleben.

Clemens Schmale


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7 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Demokratie ist die Herrschaft der (armen) Masse des Volkes. Das kann aber nur direkt geschehen: Schweizer Modell

    21:46 Uhr, 05.08. 2020
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    @ Stockholm

    Recht haben Sie. Sehe ich genauso mit der Demokratie.

    16:00 Uhr, 30.07. 2020
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ja Sie haben eine strikte Transatlantische Erziehung und Bildung genossen. Verständlich daher, dass Sie es so sehen. So die typische einseitige Sichtweite. Zudem werden wir im Westen rund um die Uhr mit Propaganda beschallt, ähnlich Nordkorea. Daher verständlich Ihre Aussagen. Ich sehe es ein bisschen anders.

    15:45 Uhr, 29.07. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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