Kommentar
09:50 Uhr, 16.12.2021

China öffnet die Geldschleusen: Das sind die Auswirkungen!

China hat sich lange bitten lassen. Jetzt ist es endlich soweit, die Geldpolitik wird gelockert. Ein besseres Gegenwicht zur Straffung in den USA gibt es nicht.

Zugegeben, es ist noch ein zartes Pflänzchen, was in der chinesischen Geldpolitik heranwächst. Aber es wächst. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate senkte die Notenbank den Mindestreservesatz für Banken. Dadurch wird die Geldpolitik gelockert, ohne die Zinsen zu verändern.

Banken können mit den gleichen Reserven bei einem geringeren Reservesatz mehr Kredit vergeben. Mehr Kredit wirkt in China Wunder und das hilft nicht nur der dortigen Wirtschaft. China ist großer Exporteur, aber auch der größte Importeur hinter den USA.

Peking hat der Abkühlung der Wirtschaft lange zugesehen, ohne zu reagieren. Im Schatten der Abkühlung und neuer Regulation rutschte der Immobiliensektor immer tiefer in die Krise. Jetzt ist der Druck zu groß geworden und Kredit darf wieder fließen. Der Senkung des Mindestreservesatzes folgt für gewöhnlich mit geringer Verzögerung eine Trendwende im Kreditimpuls (Grafik 1).

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Dieser Impuls ist für die Welt von großer Bedeutung. Es ist der wichtigste Indikator, über den bei uns nicht geredet wird. Gerade in Deutschland ist das ein Fehler. China ist Großabnehmer deutscher Exporte. Kein Wunder also, dass der Kreditimpuls und der Auftragseingang in Deutschland eng verflochten sind (Grafik 2).

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Noch direkter hängt der Impuls mit Rohstoffen zusammen (Grafik 3). Lockert China, dann wird mehr gebaut. China verbraucht von vielen Rohstoffen 50 % der globalen Jahresproduktion. Lockerungen in China sind fast eine Garantie für höhere Rohstoffpreise.

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Tendenziell korrelieren viele Märkte mit dem Impuls. Ob S&P 500 oder DAX, beide haben eine höhere Wahrscheinlichkeit zu steigen, wenn China lockert. Wirtschaftliche Indikatoren wie der Auftragseingang oder Einkaufsmanagerindizes hellen sich für gewöhnlich kurze Zeit später auf.

Rohstoffe profitieren am direktesten. Einige Rohstoffpreise fielen während der Verlangsamung in China nicht (z.B. Öl und Erdgas, ebenso viele Agrarrohstoffe und einige Metalle wie Kupfer). Getroffen hat es vor allem Eisenerz, auch als Folge der Krise großer Immobilienentwickler. Damit dürfte bald Schluss sein. Aktien von BHP oder Rio Tinto sollten Rückenwind bekommen.

Der Kreditimpuls wirkt nicht nur im Rest der Welt. In China tendieren Aktien grundsätzlich positiv, wenn sich das Kreditwachstum beschleunigt (Grafik 4). Dies gilt insbesondere für den CSI 300. Die Korrelation ist freilich nicht perfekt. Andere Faktoren spielen eine Rolle. Regulation ist in China ein Kurstreiber wie in kaum einem anderen Land.

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Wer der hohen Bewertung in den USA nicht traut, ist mit chinesischen Aktien nicht schlecht beraten. Viele Anleger haben Bedenken, eben weil Regulation die Kurse beeinflussen kann. Regulation wird allerdings nicht strenger, wenn die Wirtschaft angeschoben werden soll. Lockert China wie es sich derzeit andeutet, sind in den kommenden Monaten Rohstoffe, Emerging Markets und chinesische Aktien selbst interessant.

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  • therman
    therman

    Danke für Ihre interessanten Artikel !

    10:27 Uhr, 16.12.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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