Kommentar
18:37 Uhr, 25.01.2019

CHINA - Nur Gerede und keine Taten?

Die USA werfen China gerne vor, dass es viel verspricht, dann aber wenig bis nichts hält. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt liegen.

Die USA suchen die Schuld für eigene Fehler gerne andernorts. Aktuell ist China der Sündenbock. Es soll die Schuld daran tragen, dass die US-Industrie seit Jahren im Niedergang ist. Anstatt in den USA zu produzieren, kaufen Amerikaner billige Waren aus China.

Es ist absolut richtig, dass China viel in die USA exportiert. Zu großen Teilen sind das allerdings amerikanische Güter, es sei denn, man will iPhones als chinesisches Produkt bezeichnen. Die US-Politik hat es heimischen Unternehmen zu leicht gemacht, im Ausland billiger zu produzieren und dann teuer in die USA zu exportieren.

Am Niedergang des Produktionsstandortes USA sind die USA selbst schuld. Politiker haben sich von Lobbyisten einlullen lassen und die Regeln so geschrieben, dass die Unternehmen profitieren.

Ich kann die Skeptiker schon hören, die jetzt andere Argumente vorbringen. So erscheint es ja irgendwie offensichtlich, dass sich China nicht an das Versprechen hält, die Wirtschaft zu öffnen und umzubauen. Hier hilft ein Blick auf die Zusammensetzung der Wirtschaftsleistung (Grafik 1).


Chinas Industrie machte einmal 70 % der Wirtschaftsleistung aus. Heute sind es nur noch 40 %. Das ist ein gigantischer Umbau der Wirtschaft. Dienstleistungen sind bis zu einem gewissen Grad ein Maßstab für Konsum. Man kann es aber auch expliziter darstellen.

Der Wachstumsbeitrag des Konsums liegt seit Jahren unter gewissen Schwankungen bei 5,5 % (Grafik 2). Die Investitionen, als Gradmesser für die Produktion und Industrie, gehen seit Jahren zurück. China wird eine Konsumgesellschaft. Das wurde versprochen und wird gehalten.

Das nützt den USA noch am meisten. Bei Konsumgütern kommt man um US-Unternehmen nicht herum. Sie produzieren halt nur in China und nicht in den USA. Daher gibt es keinen Boom in der Produktion in den USA. Dafür kann China allerdings wenig. Ja, es hat Unternehmen genötigt in China zu produzieren, wenn Firmen ihre Waren vor Ort verkaufen wollen. Ist das ein Fehler?

Ganz und gar nicht. Hätte China einfach die Grenzen geöffnet, sähe die Lage ganz anders aus. Es hätte nie diesen Aufschwung gegeben. Die Einkommen lägen immer noch im Bereich für arme Länder. Niemand hätte sich ein iPhone leisten können. Ist das im Interesse der USA? Wohl kaum.

China tut sehr viel mehr als ihm zugestanden wird. Bis zur kompletten Öffnung ist es noch ein weiter Weg. Das ist aber auch gut so. Wäre etwa der Kapitalmarkt frei, hätten wir 2015 in China einen Zusammenbruch wegen Kapitalflucht erlebt. Das hilft niemandem.

China ist inzwischen „too big to fail.” Das weiß auch Chinas Führung sehr gut. Nicht umsonst werden gerade alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Abschwung zu vermeiden. So mancher ortet bei den wieder aufgehenden Kreditschleusen schon einen Anflug von QE. Ob das alles reichen wird, um die Wirtschaft zu retten, muss man sehen. Es bleibt zu hoffen. Einen Zusammenbruch Chinas übersteht niemand unbeschadet.

Wie dem auch sei, China baut seine Wirtschaft kräftig um. Das wird gerne ignoriert. Kein Land der Welt hat jemals in so kurzer Zeit so große Anstrengungen unternommen. Es gibt in Bezug auf China viel Schatten, aber durchaus auch viel Licht.

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    Die USA stellen die Leitwährung der Welt, was es ihnen ermöglicht hat jahrzehntelang auf Kosten anderer zu konsumieren. Ohne diese Vormachtstellung hätten sie sich nie in dieser Form verschulden können. Nun endet der Finanzzyklus und man möchte das Rad wieder umkehren und mit Steuersenkungen die Industrie wieder ins Land hohlen. Aber die Chinesen und die EU wissen sich durch Währungsabwertungen zu schützen. Wir werden sehen welche Strategie am Ende aufgeht. Ruppig für die Weltwirtschaft wird es allemal, denn ein Kartenhaus wird einstürtzen.

    08:17 Uhr, 26.01.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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