Kommentar
12:23 Uhr, 19.10.2018

CHINA - Muss man sich um die Wirtschaft Sorgen machen?

Gerade erst ging die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds mit warnenden Worten zu Ende und schon kommt eine ganze Reihe an katastrophalen Daten aus China.

China ist bereits seit Jahren Sorgenkind. Die Regierung versucht, das Schuldenwachstum in den Griff zu bekommen. Dies führt dazu, dass sich das Wirtschaftswachstum abkühlt. Immer, wenn das geschieht, gibt es plötzlich einen neuen Wachstumsimpuls, weil die Regierung gegensteuert. China schleppt sich von einem kleinen und kurzen Boom-Bust-Cycle zum nächsten. Bisher ist das immer gut gegangen. Die Befürchtung ist, dass es einmal nicht gut geht.

Persönlich habe ich da nicht so große Angst. China leidet unter hohen Schulden, allerdings hat vor allem die Zentralregierung noch viel Munition, die sie im Notfall nutzen kann.

Aktuell sehen wir trotzdem einen Abschwung. Anleger wurden so z.B. von relativ schlechten Daten vom Automarkt überrascht. Die Verkäufe brachen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 10 % ein (Grafik 1). Das ist der dritte Monat in Folge, den es nach unten geht. Einen vergleichbaren Rückgang gab es zuletzt 2008.

Die Regierung steuert dem Abschwung unter anderem mit der Geldpolitik entgegen. Die Notenbank senkte die Mindestreserveanforderung für Banken (Grafik 2). Diese können mit den vorhandenen Mitteln nun mehr Kredit vergeben. Peking setzt mitten im Kampf gegen Überschuldung mit mehr Kredit gegen den Abschwung.

Das klingt schwer nachvollziehbar, wird allerdings seit Jahren so praktiziert. Als es das letzte Mal eine Wachstumsdelle im Jahr 2015 gab, wurden die Anforderungen von 20 % auf 17 % gesenkt. Anfang Oktober wurden die Anforderungen um einen Prozentpunkt gesenkt. Das sorgt dafür, dass 110 Mrd. Dollar an Mitteln frei werden.

Es wurde bereits angekündigt, dass es bis Jahresende wohl noch eine weitere Senkung um 1 % geben wird. Damit würde die Anpassung in diesem Jahr das Ausmaß von 2015 erreichen. Die Lage ist also durchaus ernst.

Die Lage mag ernst sein, aber sie ist keinesfalls hoffnungslos. Der internationale Handel brummt derzeit noch (Grafik 3). Exporte konnten zuletzt auf Jahressicht um 20 % zulegen. Das stützt die Wirtschaft. Problematisch ist allerdings die Entwicklung der Importe. Das Wachstum ist hier stark rückläufig, was darauf hindeutet, dass die Binnenkonjunktur schwach ist. Die starken Exporte zeigen immerhin, dass es dem Rest der Welt so schlecht nicht geht.

Es ist zu früh, um feststellen zu können, ob es der Regierung auch dieses Mal gelingt, den Abschwung abzufedern. Entsprechend ist eine gewisse Nervosität an den Aktienmärkten nachvollziehbar. Peking hält nach wie vor an seinen Wachstumszielen fest. Wenn die Geldpolitik nicht ausreicht, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, dann gibt es notfalls ein Konjunkturprogramm.

Den Willen Pekings würde ich nicht unterschätzen. Ich vermute daher auch, dass das Thema bald wieder abgehakt sein wird.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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