Kommentar
09:04 Uhr, 19.12.2016

China macht sich Sorgen um den Knoblauchpreis

Es gibt viele Dinge, die die chinesische Notenbank beunruhigen. Aktuell ist es der Preis von Knoblauch. Das ist kein Scherz.

China liebt seinen Knoblauch. Das Land produziert 80 % der weltweiten Menge. Ein erheblicher Teil davon wird im eigenen Land verbraucht, aber auch der Export ist wichtig. Grafik 1 zeigt den weltweiten Handel mit Knoblauch, der 2015 ein Volumen von 6 Mrd. Dollar erreichte. Chinas Anteil daran lag bei 40 %.


Die gehandelte Menge geht in diesem Jahr zurück, der Wert des gehandelten Knoblauchs dürfte allerdings steigen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise massiv gestiegen. Grafik 2 zeigt den Preis einer Tonne Knoblauch. Dieser ist in diesem Jahr nicht nur um 75 % gestiegen, sondern erreicht auch neue Rekordniveaus.

Solche Entwicklungen beunruhigen die Notenbank und die Behörden. Es gibt durchaus fundamentale Gründe, weshalb der Preis steigt. Die Ernte war in dieser Saison nicht besonders gut. Ein Preisanstieg ist also gerechtfertigt, aber nicht in diesem Ausmaß.

Der überproportionale Preisanstieg ist unter anderem damit zu erklären, dass viele Händler die Knollen lieber lagern, anstatt sie zu verkaufen. Sie verknappen künstlich das Angebot, weil sie auf noch höhere Preise spekulieren. Damit hat China nun noch einen Markt, der durch Spekulation aus den Fugen gerät.

Die Anzahl an Märkten und Assets, die von Spekulation getrieben werden, lassen sich kaum noch vollumfänglich aufführen. Es geht von Industriemetallen über Kohle hin zu Bitcoins, Immobilien, Soja, Hühnereiern und nun eben auch Knoblauch.
Auf den ersten Blick erscheint es noch irgendwie kurios, dass Anleger und Warenhändler Preise von Gütern wie Hühnereiern und Knoblauch in die Höhe treiben, doch die Folgen sind realwirtschaftlich relevant. Viele Grundstoffe und Nahrungsmittel zeigen seit Monaten exorbitante Preisanstiege. Das schlägt sich inzwischen in der Inflation nieder.

Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Inflation und der Produzentenpreise. Nach jahrelanger Deflation bei den Produzentenpreisen stiegen sie im November auf Jahressicht um 3,3 %. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2011. Wohin das die Inflation treiben wird, kann man sich vorstellen.


In den letzten drei Jahren lag die Inflation im Durchschnitt bei deutlich weniger als 2 %. Nun ist sie innerhalb von vier Monaten um einen Prozentpunkt auf 2,3 % gestiegen. Konsumenten finden das gar nicht lustig und der Trend der Produzentenpreise zeigt, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.

Inflation per se ist für China kein Problem. Sie ist sogar hochwillkommen. Sie hilft mit den immensen Schuldenbergen umzugehen. Problematisch ist nicht die Inflation an sich, dafür aber ein zu schneller Anstieg. Steigen die Preise gemächlich, bemerkt das kaum jemand. Steigen sie innerhalb von Monaten um ein oder zwei Prozent an, dann bleibt das nicht unbemerkt.

Keiner will eine verärgerte Bevölkerung, vor allem nicht wegen steigender Knoblauchpreise. So absurd es klingt, es sind gerade diese Preisveränderungen, die die Menschen wahrnehmen, zumal die Bevölkerung in China noch sehr viel mehr Einkommen für Nahrungsmittel ausgeben muss als in entwickelten Ländern. Der Anstieg von Lebensmittelpreisen tut sofort und richtig weh.

Auf China rollt gerade eine Inflationswelle zu. Dazu trägt auch die Abwertung der Währung bei. Knoblauch allein ist dafür natürlich nicht verantwortlich, aber es ist schon fast zu einem Symbol des Problems geworden. Die Behörden werden sich weiterhin bemühen die Spekulation einzudämmen und notfalls Warenhändler zwingen ihre Lager zu räumen. Die Notenbank wiederum steckt in einem noch viel größeren Dilemma. Steigende Inflation übt noch mehr Druck auf die Währung aus. Je stärker diese abwertet, desto schneller steigt wiederum die Inflation.

Ein zu rascher Preisanstieg verärgert Konsumenten und führt für gewöhnlich zu einem Anstieg der Sparquote. Konsumenten treten in Käuferstreik. Das ist das letzte, was die Regierung in einer Zeit braucht, in der sie die Wirtschaft hin zu mehr Konsum drängen will.

Bild Handel.pngBild Knoblauch.pngBild Inflation.png

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Clemens Schmale hat ja irgendwie eine China-Phobie, man müsste meinen er wäre Japaner.

    Börse ist fast so alt wie die Ernte (altes Ägypten), daher hätte der Leser schon mal gerne gewusst was jetzt da anders ist mit dem Knoblauch?

    Spekuliert wurde mit solchen Produkten, gerade Gewürzen schon immer.

    Salz, Pfeffer, Safran, Ging, Opium auch nichts anderes als Kartoffeln oder Baumwolle und Getreide.

    07:32 Uhr, 21.12.2016
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Herr Schmale, sie wissen was das ist "fractional banking" Sie wissen wie absurd es ist. Erklären sie es mal den Menschen, welche zu bequem/faul sind sich zu informieren, naiv glauben was man ihnen sagt, statt selbst zu denken.

    Brauchen sie Sponsoren ausser Banken für GMD? Meist reicht schon der Hinweis einer Adresse unter dem Artikel.. Musst ich selbst erfahren, denn diese Menschen sind anders, sie belohnen Menschen für Aufklärung, Vernunft und vorallem Wahrheit. Seit dem füge ich keine Adresse mehr ein.

    Fragen sie in der Bitcoin Gemeinschaft nach... Ich wette es wird Einige geben.

    Da es für diesen keine Werbung gibt wie Euro "rettungsprogramm /vernichtungsprogramm" ;) .. Ist jeder Aufklärer willkommen.

    Erzählen sie ihre Gedanken, seien Sie frei in Ihren Gedanken, seien Sie sie selbst. Mensch

    21:35 Uhr, 19.12.2016
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Die Anzahl an Märkten und Assets, die von Spekulation getrieben werden, lassen sich kaum noch vollumfänglich aufführen. Es geht von Industriemetallen über Kohle hin zu Bitcoins, Immobilien, Soja, Hühnereiern und nun eben auch Knoblauch.

    .

    Wann Herr Schmale, trauen Sie sich offen ein Bericht zu schreiben über das fractional banking?

    .

    Meine Unterstützung haben Sie. Ich verneige mich vor Ihrem Mut. Ich weiß das schwer ist heut zu sagen was man denkt. Aber es gibt Menschen die tun es. Sie kennen das System besser als ich wahrscheinlich.

    Es kann nicht falsch sein die Wahrheit zu sagen, es kann nur falsch sein die Lügen zu stützen.

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    21:02 Uhr, 19.12.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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