China: Leichte Entspannung in Liquiditätskrise
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Am chinesischen Geldmarkt hat sich in den vergangenen beiden Wochen eine dramatische Liquiditätskrise entwickelt. Vor dem Ende des zweiten Quartals gerieten zahlreiche Banken in Liquiditätsengpässe. Die Zinsen am Geldmarkt, auf dem sich die Banken mit kurzfristigen Krediten versorgen, schnellten in die Höhe, weil die Geldhäuser die verfügbare Liquidität horteten und keine kurzfristigen Kredite mehr an ihre Wettbewerber vergaben.
Beobachtern zufolge entwickelte sich der Engpass vor allem deshalb, weil die Banken vor dem Ende des zweiten Quartals normalerweise ohnehin über weniger Liquidität verfügen und zuletzt Regierung und Notenbank bei der Versorgung der Banken mit frischem Geld sehr restriktiv agierten. Die chinesische Notenbank, die People‘s Bank of China (PBOC), weigerte sich zu Wochenbeginn vehement, zusätzliche Liquidität bereitzustellen. In einer Stellungnahme des Staatsrates vom Mittwoch hieß es, dass die Banken die vorhandene Liquidität besser nutzen müssten.
Am Freitag scheint sich die Situation nun etwas entspannt zu haben, zumindest wenn man den Zinsen vertrauen kann. Nachdem der Zinssatz für Übernachtgeschäfte gestern ein Rekordhoch von 13,91% erreichte, sank die Rate heute sehr deutlich um 3,84 Prozentpunkte auf 7,9%, wie Bloomberg berichtete.
Allerdings gibt es widersprüchliche Berichte darüber, ob die chinesische Notenbank nun tatsächlich eingegriffen hat oder nicht. Bloomberg berichtete unter Berufung auf eine chinesische Finanzwebsite, dass die chinesische Notenbank bereits gestern ausgewählten Banken Liquidität über umgekehrte Repo-Geschäfte bereitgestellt habe. Die Finanznachrichtenagentur Market News International (MNI), eine Tochter der Deutschen Börse, bezeichnete Berichte über ein Eingreifen der Notenbank hingegen als fehlerhaft und bezog sich dabei auf eine Quelle im Umfeld der PBOC. Auch nach Angaben der Industrial Commercial Bank of China (ICBC) hat die chinesische Zentralbank in der Nacht auf Freitag keine Liquidität am Geldmarkt zur Verfügung gestellt.
Für Verwirrung sorgten am Freitag auch Gerüchte über eine zeitweise Zahlungsunfähigkeit der Bank of China, einer der vier großen Geschäftsbanken der Volksrepublik. Medienberichten zufolge musste die Bank of China eine Zahlung um eine halbe Stunde verschieben, weil ihr das Geld ausgegangen war. Die Bank of China dementierte den Bericht aber und betonte, dass sie allen Zahlungsverpflichtungen pünktlich nachgekommen sei.
Ganz unabhängig davon, ob die Spannungen am chinesischen Geldmarkt kurzfristig wieder abnehmen oder nicht, könnte es sich um die ersten Zeichen einer viel fundamentaleren Krise handeln. Chinesische Lokalregierungen und ihre Unternehmen haben sich zum Teil hoch verschuldet, um große Immobilienprojekte und Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren. Das Ergebnis sind riesige Geisterstädte ohne Menschen in einer abgelegenen Gegend oder völlig überdimensionierte Autobahnen. Auch in Metropolen wie Peking und Shanghai steht ein Großteil der hochmodernen Bürohochhäuser leer. Bleiben die Einnahmen aus diesen Projekten generell hinter den Erwartungen zurück, droht das Platzen der großen chinesischen Immobilienblase. Kein Wunder also, dass die Entwicklungen am chinesischen Geldmarkt genau verfolgt werden. Denn Spannungen am Geldmarkt, das zeigt die Finanzkrise von 2008, sind oft eines der ersten Zeichen für eine drohende Krise.
Oliver Baron
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