Kommentar
07:45 Uhr, 12.11.2018

China: Ist die große Wachstumsstory vorbei?

Chinas Wirtschaft befindet sich geradezu im freien Fall. Inzwischen dämpft das auch das Wachstum bei uns. Peking muss handeln.

Ich hatte an anderer Stelle darüber berichtet, dass es in Europa eine Wachstumsdelle gibt. Dies gilt insbesondere für Exportnationen wie Deutschland. Es lässt sich aber noch enger fassen. Österreich ist ebenfalls eine Exportnation, doch dort konnte sich das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gut halten.

In Deutschland ist das anders. Das liegt an der hohen Abhängigkeit von China. Der Anteil, den Deutschland nach China exportiert ist doppelt so hoch wie z.B. bei Österreich. Deutschland ist daher besonders stark von einer Abkühlung in China betroffen.

Eigentlich ist der Abschwung in China kein Geheimnis. Man weiß aber nie so genau, wie schlimm es wirklich ist. Die Einkaufsmanagerindizes (Grafik 1) sehen nicht gut aus, sind aber auch nicht gerade katastrophal. Sie halten sich über der Marke von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert.

Einen Abschwung wie 2008 kann man nicht erkennen. Das ist aber auch nicht notwendig. Die Einkaufsmanagerindizes halten sich auf wundersame Weise über 50. Das war auch 2015 der Fall, als sich China nicht anders zu helfen wusste als die Währung stark abzuwerten.

Die Realität sieht schlimmer aus, als es die Stimmung der Einkaufsmanager vermuten lässt. Die private Industrie befindet sich im größten Abschwung der jüngeren Geschichte. Sowohl Gewinne als auch Umsätze sind signifikant rückläufig (Grafik 2).

Die Industrie ist und bleibt eine wichtige Stütze der Wirtschaft. Das Wachstum, welches 2017 staatlichen Maßnahmen zu verdanken war, ist inzwischen wieder vollkommen verschwunden. Umsätze und Gewinne sind wieder auf dem Level, bevor die Regierung eingegriffen hat.

Die Gewinne halten sich derzeit noch besser als die Umsätze. Ewig wird das nicht möglich sein. Hinzu kommt, dass Unternehmen bekanntlich hoch verschuldet sind. Die Schrumpfkur ist schon deswegen bedenklich. Zweifel an der Schuldentragfähigkeit dürfen gar nicht erst aufkommen.

Der Abschwung ist heute stärker ausgeprägt als 2015. Chinas Volkswirtschaft wächst zwar noch, aber das nutzt der Industrie wenig. Stagnierendes Wachstum reicht nicht, um die Gewinne stabil zu halten.

Das hat auch mit der Neuausrichtung der Wirtschaft zu tun, die weg von der Industrie zum Konsum soll. Die Schulden befinden sich aber auf der Bilanz der Industrieunternehmen. Der Wandel darf nicht zu schnell stattfinden.

So wie sich die Lage derzeit darstellt, droht Peking die Kontrolle über die Wirtschaft zu verlieren. Hier kann nur ein Konjunkturprogramm helfen. Einen ersten Ansatz gibt es. So wurden die Steuern auf Autos gesenkt, was die Verkäufe ankurbeln soll. Das alleine reicht nicht. Peking muss jetzt entschlossener gegensteuern, um das Ruder herumzureißen. Das ist auch für Deutschland sehr wichtig. Ohne China gibt es kaum Chancen auf solides Wachstum.

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4 Kommentare

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    G3ckOoo

    Hält sich gerade so. Und nun stellen die USA China einfach ein Bein. Man rettet sich selbst durch Abschottung und lässt durch die Zölle andere dafür bezahlen, während der Rest der Welt und insbesondere China absäuft. Einziger Ausweg der Vertrauensverlust in den Dollar, wenn genug mitmachen. Also Dollar Vs Chinas Schulden. Ich denke das Ergebnis werden wir schneller sehen, als viele Crash rufen können. Die Herngehensweise der USA ist nun mal kein hinauszögern und Abwarten was passier, sondern beschleunigen des Vorgangs.

    11:32 Uhr, 12.11. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    so ist es - den Ausführungen gibt es nichts hinzuzufügen.

    10:16 Uhr, 12.11. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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