Kommentar
08:27 Uhr, 30.03.2015

China im Aktienrausch - aber warum?

Chinesische Aktien haben auf Jahressicht schon fast 100% an Wert gewonnen. Gleichzeitig schwächt sich das Wachstum ab, es droht Deflation und eine Kreditkrise. Das kann doch nicht gut gehen!

China ist im absoluten Aktienrausch. Nach jahrelanger Seitwärtsbewegung geht es mit Aktien steil aufwärts. Das ist nicht das erste Mal, dass chinesische Aktien explosiv zulegen. Bevor der Markt im Jahr 2008 um 70% einbrach waren Aktien um 500% innerhalb kurzer Zeit (2 Jahre) gestiegen. Das war eine Rallye bzw. Blasenbildung par excellence. Jetzt droht sich die Geschichte zu wiederholen.

Das Handelsvolumen an den chinesischen Börsen liegt momentan beim Vierfachen des Umsatzes an US Börsen. In den letzten zwei Wochen betrug der tägliche Umsatz über 150 Mrd. USD. Das sind Rekordwerte, die zu denken geben. Grundsätzlich ist ein hohes Handelsvolumen gut für die Liquidität. Das gilt allerdings nur, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Derzeit wollen sehr viel mehr Anleger kaufen als verkaufen. Die Folge: die Preise müssen steigen, damit die unwilligen Verkäufer ihre Aktien auf den Markt werfen.

Momentan wollen sehr viele Anleger durch ein enges Nadelöhr. Das führt immer zu großen Bewegungen – egal in welche Richtung. 2008 wollten alle verkaufen. Damit sich Abnehmer fanden mussten die Kurse kräftig sinken. Jetzt erleben wir das Gegenteil davon. Wieso eigentlich?

Die Aussichten für die chinesische Wirtschaft sind nicht gerade rosig. Das Wachstum wird sich weiter verlangsamen. Die Inflationsrate sinkt und sinkt. Man muss in China sogar inzwischen deflationäre Tendenzen befürchten. Das Kreditwachstum ist noch einigermaßen gesund, aber im Vergleich zu den Vorjahren gerät es ins Stocken. Das sind alles keine Nachrichten, die normalerweise für steigende Kurse sorgen. Nicht so in China.

Der Grund für steigende Aktien liegt nicht etwa darin, dass alle von einer Geldflut der Notenbank ausgehen. Der Grund ist viel einfacher: es wird schlichtweg spekuliert. Die Beijing Morning Post berichtete, dass jetzt auch Jugendliche und Putzkräfte Aktien kaufen. China ist einfach nur im Aktienfieber. Mit fundamentalen Gegebenheiten hat das alles wenig zu tun.

Die Entwicklung lässt sich sehr gut an zwei Kenngrößen festmachen. Grafik 1 zeigt die Entwicklung des Shanghai Composite und das Wachstum der Anzahl von Handelskonten. Es ist schon beachtlich, wie genau die Anzahl der Handelskonten den Aktienmarkt widerspiegelt. Der Markt wird nicht von institutionellen Investoren getrieben, sondern von Kleinanlegern.

Grafik 2 zeigt noch einmal den Shanghai Composite und das Wachstum der Geldeinlagen auf Depots. Auch hier kann man einen Zusammenhang kaum leugnen. Das ganze funktioniert als Indikator so gut, dass man als Anleger die Entwicklung genau im Auge behalten sollte, wenn man in chinesische Aktien investiert. Chinaclearing (www.chinaclear.cn) veröffentlicht jede Woche die aktuellsten Daten zur Anzahl der neu eröffneten Handelskonten. Beginnt sich hier der Trend zu verlangsamen, dann ist es allerhöchste Zeit auszusteigen. Noch ist es aber nicht soweit. Wie im Jahr 2006 und 2007 kann das noch eine Weile so weitergehen. Insgesamt ist die Entwicklung jedoch bedenklich. Wenn Kleinanleger in Kaufpanik geraten, dann ist das Ende des Aufwärtstrends oft nicht mehr weit.

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12 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Ich verstehe den Schmale Artikel irgendwie nicht.

    "Mit fundamentalen Gegebenheiten hat das alles wenig zu tun."

    Ich finde jetzt gerade chin. Werte nicht überzogen. Bis auf China Life vllt. nur was ist bei uns eine MAN, LHA, SAP? Dort sind halt noch viele Firmen noch nicht solange an der Börse existent. Von der Bevölkerung ist die Story intakt.

    Sind halt wieder sehr viele Finanzdienstleister dabei, sind dennoch besser wie die meisten europäischen Banken.

    Auch die überhitzte Kleinanleger-Schelte sollte doch von der dortigen Presse oder Insidern kommen.

    Ist doch alles nichts gegen den KOSPI, Nikkei finde ich teuer, richtig teuer.

    Ich bin da in einigen China-Werten schon länger drin, also sehr langfristig gedacht.

    Die Story geht doch erst los, seitdem der YUAN int. gehandelt werden kann.

    alleine für die Währung finde ich den noch interessant A1JED1

    Werde da aber vermutlich sehr bald direkt was machen, dann fällt der Switch.von HKD raus.

    23:55 Uhr, 30.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

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    21:01 Uhr, 30.03. 2015
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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