Kommentar
13:19 Uhr, 13.12.2019

China hat größere Probleme als Trump

Ein Handelsdeal, kein Handelsdeal – die Aussagen dazu können sich innerhalb von Stunden um 180° drehen. China kann das gleichgültig sein. Es hat andere Probleme.

Chinas Wirtschaft macht 16 % der Weltwirtschaftsleistung aus. Damit hat China in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Es ist noch gar nicht lange her, da war China eher eine Randnotiz. Erst 2006 überstieg der Anteil 5 % und 2011 die Marke von 10 %. Der Großteil des Bedeutungsgewinns fand in den letzten 10 bis 15 Jahren statt. Das ist kein Zufall. China hat sich in dieser Zeit einer Wunderwaffe bedient. Diese heißt Kredit. Die Verschuldung privater Haushalte und Unternehmen verdoppelte sich in den letzten 11 Jahren.

Da die Wirtschaftsleistung in demselben Zeitraum gestiegen ist, ist der absolute Zuwachs an Schulden noch viel größer. Lagen die Schulden 2008 noch bei etwas über 5 Billionen Dollar, sind es heute fast 30 Billionen. Immerhin wurden die Schulden gut genutzt. Das schnelle Wachstum und der Bedeutungsgewinn der chinesischen Wirtschaft in der Welt zeigt das.

Nun zeigen sich immer mehr die Parallelen zu Japan in den 80er Jahren. Begonnen hatte in Japan alles in den 70er Jahren. Das Wachstum war deutlich höher als im Rest der Welt. Die Wirtschaft, die kurz zuvor nur 5 % der Weltwirtschaft ausmachte, erreichte einen Anteil von 10 %. Durch den Exzess der 80er Jahre gelang sogar ein Anstieg auf 16 %.

Wie heute China erkaufte sich Japan die Bedeutung damals durch Kredit und Übertreibung. Der Exzess baute sich über 15 Jahre lang auf. China geht ins zwölfte Jahr. Ein wenig Luft hat das Land also noch. Geht es allerdings nach der Verschuldung, die in Japan in der Spitze 220 % erreichte, hat China kaum noch Spielraum.

Dies gilt umso mehr, wenn man die demographische Entwicklung betrachtet. Diese läuft der japanischen um 15 Jahre hinterher (Grafik 3). Der Anteil der Erwerbsbevölkerung (20-65-Jährige) an der Gesamtbevölkerung schrumpft. Es gibt immer mehr Menschen über 65 Jahre im Verhältnis zur Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter.

Das macht es nicht einfacher, die Schulden zu tragen, geschweige denn abzubauen. China versucht bereits seit drei Jahren ein Deleveraging. Das hat bisher nicht funktioniert. Die Verschuldung steigt nicht mehr, aber das ist von einem Abbau weit entfernt.

Demographisch befindet sich China an dem Punkt, an dem in Japan die Deflation begann. Es war in Japan nicht nur die Demographie. Es war auch das Platzen der Schuldenblase. Auch hier steht China in nichts nach.

Chinas Wirtschaft muss ein Drahtseilakt gelingen und nicht nur für ein paar Quartale, sondern für viele Jahre. Gelingt das nicht, bricht Chinas Wirtschaft zusammen. Bei der Bedeutung, die China heute für die Welt hat, wäre das auch für den Rest der Welt eine Katastrophe. Der Handelskonflikt ist für Chinas Wirtschaft dagegen kaum der Rede wert.

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    Die Frage ist ganz einfach: Welches Potenzialwachstum hat Cina noch? Ich denke deutlich mehr als Japan. Japan ist komplett durchoptimiert. In China "geht" noch einiges.

    14:52 Uhr, 13.12.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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