Kommentar
11:12 Uhr, 17.08.2017

China hat die Nase fast vorn

China kann sich drehen und wenden wie es will, irgendwie bleibt es am Ende dann doch immer ein Stück hinter den USA. Das ist zumindest in einem Aspekt praktisch Geschichte.

China ist schon faszinierend. Das Land widersetzt sich immer wieder den Naturgesetzen. Für ein Schwellenland ist die Wirtschaft viel zu hoch verschuldet. Handelte es sich nicht um China, sondern zum Beispiel um Brasilien, wäre das Kartenhaus schon längst zusammengefallen. Da es nun aber einmal China ist, geht es immer und immer weiter.

Noch interessanter sind die parallelen Strukturen. Die USA dominieren den Rest der Welt politisch und wirtschaftlich. Auch China hat eine große Abhängigkeit von der US-Wirtschaft. Es ist der wichtigste Exportmarkt. Die Exporte machen allerdings weniger als 5 % der Wirtschaftsleistung aus. Ein Abschwung in den USA bedeutet nicht automatisch, dass China mit nach unten gerissen wird.

Die Monopolstellung der USA gilt fast überall, nur nicht in China. Es geht dabei nicht nur um das politische Monopol und die überproportionale Bedeutung der US-Volkswirtschaft, sondern auch um die Dominanz einiger US-Unternehmen. Google hat das weltweite Monopol auf Suchdienste. Das gilt fast ausnahmslos – bis eben auf China. Dort hat Baidu das Monopol.

Amazon räumt den Markt nicht nur in den USA von hinten auf, sondern auch in Europa. Amazon gibt es auch in China, doch dort hat der US-Konzern gegen Alibaba einfach keine Chance. Der Traum von einem Marktanteil wie in anderen Regionen geht schlichtweg nicht in Erfüllung.

Der Streamingdienst Netflix ist in 190 Ländern vertreten. China kam erst in diesem Jahr hinzu und das auch nur in einer Kooperation mit Baidu. Obwohl China einer der größten Märkte weltweit ist, war es eines der letzten Länder, die Netflix zu erobern versucht.

Facebook hat inzwischen über 2 Mrd. Nutzer. Chinesen gehören nicht dazu. Das Netzwerk versucht immer wieder Fuß zu fassen, doch es gelingt seit Jahren nicht. Tencent und Weibo (chinesisches Twitter) dominieren den Markt unangefochten.

China widersetzt sich dem amerikanischen Monopol. Im Gegenzug haben chinesische Technologiewerte im Rest der Welt geringe Marktanteile. Ob sich das jemals ändern wird, sei dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass China Äquivalente zu den US-Monopolunternehmen hat, die in China relativ ungestört operieren und ein horrendes Wachstum ausweisen.

Die US-FANG Aktien bringen es zusammen auf eine Marktkapitalisierung von 1,65 Billionen Dollar. Das chinesische Äquivalent bringt es auf 850 Mrd. Der Gewinn der chinesischen Unternehmen lag 2016 bei 14,5 Mrd. FANG brachten es auf 32 Mrd. Die Bewertung ist also durchaus vergleichbar. So sind es auch die Aktienkurse (Grafik).

Das Wachstum der chinesischen Tech Werte ist höher als bei FANG. Ebenso haben sie einen Markt mit fast 1,4 Mrd. Menschen für sich alleine. Freilich gibt es ein politisches Risiko für die Unternehmen. Wer ein Netzwerk zur Verfügung stellt, kann immer belangt werden, dass es der Verbreitung regimekritischer Inhalte dient. Das geschah erst unlängst.

Unterm Strich dürften chinesische Internetgiganten zumindest kurzfristig die Nase vorn haben. Es wäre das erste Mal seit drei Jahren. Die Korrelation der Aktien ist auf den ersten Blick hoch. Man darf aber nicht vergessen, dass sich der Shanghai Composite in der zweiten Jahreshälfte 2015 fast halbierte. Langfristig sind chinesische Aktien weniger mit US-Aktien korreliert. Das kann den chinesischen FANG auf absehbare Zeit einen Vorteil verschaffen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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