Kommentar
16:53 Uhr, 16.01.2019

CHINA - geht dem Riesen die Luft aus?

Peking versucht die Wirtschaft anzuschieben. Es funktioniert nur nicht – das erste Mal seit Jahrzehnten.

Chinas Regierung lässt derzeit nichts unversucht, um die Wirtschaft anzuschieben. Bereits vor Monaten senkte die Regierung Steuern, um den Konsum anzukurbeln. Das hat nicht so recht funktioniert. Zuletzt lag das Wachstum der Konsumausgaben im November gegenüber dem Vormonat bei nur noch 0,5 %. Seit 2014 lag der Wert zwischen 0,6 % und 1 %.

Gegenüber dem Vorjahr lag das Wachstum noch bei 8 %. Das ist allerdings der niedrigste Wert seit 15 Jahren und der Trend ist sehr klar abwärts gerichtet. Die Steuersenkungen haben den Trend nicht einmal kurzfristig aufgehalten. Das Wachstum der Industrieproduktion wiederum nähert sich dem niedrigsten Stand seit 1990 an.

Bleibt alles so wie es derzeit ist, wächst die Wirtschaft in diesem Jahr maximal um 6 %. Setzt sich der Trend ungebremst fort, steht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine 4 vor dem Komma. Das ist eine massive Abkühlung, die fast schon einer Rezession gleichkommt und die Beschäftigung sowie Lohnsteigerungen deutlich bremst. Genau das ist für die Regierung problematisch.

Sie kann allerdings wenig tun. Im Normalfall würde die Zentralbank die Zinsen senken. Anleihen werfen jedoch schon heute so wenig ab, dass der Zins in China auf dem Niveau des US-Zinssatzes ist (Grafik 1). Weitere Zinsreduktionen würden zu Kapitalflucht führen. Wer leiht China schon zu niedrigeren Zinsen als den USA Geld?

Nun kann die Regierung auch versuchen, die Kreditvergabe anzukurbeln. Das hat sie in der Vergangenheit immer wieder getan. Vor allem dieses Instrument war erfolgreich, wenn es darum ging, das Wachstum zu stimulieren. Genau das geht heute nicht mehr. Die Verschuldung ist zu hoch. Sie darf nicht weiter steigen, wenn China in Zukunft eine sehr harte Landung vermeiden will. Aus diesem Grund wird nur sehr dosiert auf Kredit gesetzt wie China jetzt frisch verkündete. Es wird keine Kreditschwemme geben. Lediglich kleinere Unternehmen sollen besser mit Kredit versorgt werden.

Ohne hohes Kreditwachstum gibt es jedoch weniger Wirtschaftswachstum. Dieses wird allerdings benötigt, um überhaupt die Schulden in den Griff zu bekommen. Trotz aller Anstrengungen wächst das Kreditvolumen noch mit 10 % pro Jahr. Bis vor kurzem war das in Ordnung, denn die Wirtschat wuchs nominal ebenfalls mit knapp 10 %.

Das Wachstum kühlt sich weiter ab und die Inflation sinkt. Die Produzentenpreise deuten an, dass die Inflation weiter sinken wird (Grafik 2). Das nominale Wachstum erreicht 2019 daher nur noch 6-7 %. Bei einem Kreditwachstum von 10 % ist das zu wenig, um die Verschuldung abzubauen.

China könnte die Währung schlagartig um 10 % abwerten. Auch das würde helfen, führt allerdings zur Kapitalflucht. Dennoch ist es das kleinere Übel im Vergleich zu allen anderen Maßnahmen, die Peking treffen kann. Eine solche Abwertung hilft dem Export und damit der Industrieproduktion. Es sorgt auch für Inflation und höheres nominales Wachstum.

Der Schock einer solchen Abwertung wäre für die Welt allerdings groß. Das kann als Bumerang zurückkommen und ist daher unwahrscheinlich. Die Regierung tut daher jetzt das einzige, was sie wirklich tun kann: sie senkt die Steuern und erhöht die Staatsausgaben. Wie gut das funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Die Steuersenkungen im vergangenen Jahr haben kaum Wirkung gezeigt. Die Schlinge zieht sich weiter zu. Mit Glück stabilisiert sich die Lage nach den aktuell angekündigten Maßnahmen wenigstens.

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1 Kommentar

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  • JürgenSK
    JürgenSK

    Tja, die sitzen ziemlich im Schwitzkasten. Ob das noch Jahre gutgeht ist wohl schwer zu sagen. Kühlt hier die Wirtschaft weiter ab, trifft es China ja nochmal.

    22:34 Uhr, 16.01.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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