China: Folgt dem politischen Machtwechsel ein neuer wirtschaftlicher Kurs?
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Nachdem China im Jahr 2010 Japan überholt hat und nach den USA zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen ist, hat das Land in den vergangenen Jahren einen langsamen Strukturwandel eingeleitet. Es scheint jedoch, dass dieser zuletzt konjunkturbedingt wesentlich ins Stocken geraten ist. Ohne die notwendigen Reformen wird es das Land jedoch schwer haben, sein hohes Wachstumstempo in Zukunft zu halten, schreibt Pierre Ciret, Ökonom bei Edmond de Rothschild Asset Management, in seinem aktuellen Kommentar.
In seiner Rede vor dem KPCh-Kongress habe der frühere Präsident Hu Jintao das Ziel des Landes wiederholt, das nominale Bruttoinlandsprodukt zwischen 2010 und 2020 zu verdoppeln und Reformen durchzuführen. „Um dieses Ziel zu erreichen, wird die neue politische Führung eine moderate Erholung mit einer Änderung des Wachstumsmodells des Landes verbinden müssen“, so Ciret. „Trotz der unbestreitbaren Tatsache, dass Reformen durchgeführt wurden, ist die chinesische Wirtschaft nicht mehr imstande, vollkommen zentralisiert zu funktionieren. Im Hinblick darauf hat die Weltbank vorgeschlagen, Marktmechanismen und dem Wettbewerb eine stärkere Rolle einzuräumen. Im Vergleich zu anderen Ländern wird die Investitionsquote in China hoch bleiben. Sie wird sich jedoch anpassen müssen, und die Folgen werden beim Wachstumstempo bemerkbar sein“, heißt es.
Aus diesen Gründen hätten die chinesischen Behörden ihre offiziellen Wachstumsprognosen bereits auf durchschnittlich 7,5 Prozent gesenkt. Angesichts der Bedeutung Chinas im Welthandel und der Rolle des Landes in Asien oder im Verhältnis mit Partnern wie Brasilien oder Australien werde man die Folgen einer Veränderung des chinesischen Modells auch in anderen Ländern spüren. Diese Veränderung werde Zeit brauchen und es sei unwahrscheinlich, dass das Regime die Anpassung einer Volkswirtschaft mit 1,3 Milliarden Menschen mit Gewalt beschleunigen werde. Es häuften sich jedoch Zwänge an, wie z. B. eine alternde Bevölkerung oder ein langsameres Wachstum der Erwerbsbevölkerung, auf die reagiert werden müsse, so der Ökonom.
„Die Änderung der Art des Wachstums wird zu einem geringen Rückgang des Rohstoff- und Energiekonsums (in BIP-Einheiten) führen. Das Wachstum des Gesamtkonsums des Landes dürfte zwar höher sein als das gesamtwirtschaftliche Wachstum, aber ein immer größerer Anteil wird von den Dienstleistungsindustrien kommen, die ihrem Wesen nach weniger Rohstoffe benötigen als der industrielle Sektor. Laut Angaben des IWF wird der Handelsbilanzüberschuss Chinas mittelfristig zurückgehen und die Anhäufung von Devisenreserven wird sich abschwächen. Grundsätzlich ist dieser Ausgleich der internationalen Ströme ein positiver Vorgang. Aber welche Auswirkungen wird die Stabilität der chinesischen Reserven z. B. auf die Finanzierung der US-Schulden haben? Wird sich abgesehen von diesen Aspekten die allgemeine deflationäre Wirkung, die China (durch den Export billiger Waren) bislang hatte, abschwächen? Andererseits könnte China seine Rolle als treibende Kraft bei einem Anstieg der Rohstoffpreise verlieren und seinen Beitrag zum Gesamtdruck auf die Preise verringern“, so Ciret.
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