Kommentar
10:05 Uhr, 14.07.2021

China fast wieder in der Rezession

Während Notenbanken bei uns über ein Ende der lockeren Geldpolitik nachdenken, lockert die chinesische Notenbank wieder die Geldpolitik. Das macht sie ungern. Umso mehr Signalwirkung hat es.

Die chinesische Notenbank (PBoC – People’s Bank of China) lockert die Geldpolitik nicht gerne. Das hat gute Gründe. Chinas rasanter Aufstieg wurde durch Schulden finanziert. Gemessen an der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung ist Chinas Verschuldung global rekordverdächtig.

Das hat auch die Politik erkannt und kämpft seit Jahren gegen eine weitere Verschärfung der Lage. Behutsam soll die Verschuldung sinken. Das ist bisher nicht gelungen. Die Verschuldung stagnierte lediglich einige Jahre lang. Dann kam die Pandemie. Heute steht die Verschuldung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung um 30 Prozentpunkte höher als vor der Pandemie.

Kühlt die Wirtschaft ab, wird Unternehmen und Haushalten erlaubt, wieder mehr Schulden aufzunehmen. So können Investitionen und Konsum steigen. Die Wirtschaft wird kurzfristig angeschoben. Dieser Anschub dauert wenige Monate. Dann wird wieder auf die Bremse getreten. Grundsätzlich soll ja eine Entschuldung stattfinden.

Nun wird wieder gelockert. Die Not muss also groß sein. Wie groß sie ist, zeigen die Einkaufsmanagerindizes. Jener der Industrie fiel zuletzt auf 50,9 Punkte zurück (Grafik 1). Immerhin ist dieser Wert noch über der Marke von 50, die eine Expansion signalisiert. Der Rückgang kommt jedoch zu einer Zeit, da Europa und Nordamerika boomen. Das passt nicht zusammen.


Bei den Dienstleistungen sieht es noch schlimmer aus. Der Index fiel auf 50,3 Punkte. Das ist fast schon rezessiv und ein deutlich niedrigerer Wert als vor der Pandemie. Ein Grund für den Rückgang ist stockender Konsum. Im Juni wurden 12,4 % weniger Autos verkauft als ein Jahr zuvor. Das wird zum Teil mit der Knappheit von Chips erklärt. Diese sind knapp, erklären allerdings nicht einen Rückgang von 12,4 %. So knapp sind sie dann auch wieder nicht.

Man kann es drehen und wenden, wie man will, die chinesische Wirtschaft kühlt rasant ab. Das zeigt auch der Außenhandel. Importe und Exporte gingen gegenüber den Vormonaten zuletzt zurück. Saisonal ist das untypisch. Der Motor stockt und das ist auch für den Rest der Welt wichtig.

Chinesische Einkaufsmanagerindizes gehen dem Rest der Welt häufig voraus. China importiert Waren im Wert von 2,5 Billionen Dollar pro Jahr. Damit ist China ein wichtiger Motor für Exporteure von Hochtechnologie, Maschinen und Rohstoffen. Kühlt China ab, kühlen auch diese Exportwirtschaften ab (z.B. Südamerika für Rohstoffe, Deutschland bei Maschinen).


Anleger feiern den großen Rebound und wirtschaftlichen Boom. China zeigt, dass dieser Boom nicht sonderlich nachhaltig sein muss. Wenn sich der Boom in China als Strohfeuer entpuppt, muss man schon überlegen, wieso es in den USA oder Europa anders kommen sollte.

Immerhin steuert China nun gegen. Während der Pandemie ging die Notenbank bereits behutsam vor. Dieser Linie bleibt sie treu. Der Mindestreservesatz für Banken wird gesenkt, sodass Reserven von über 150 Mrd. Dollar freigemacht werden.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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