Kommentar
14:02 Uhr, 25.05.2017

China, der sinkende Tanker

China ist groß. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kann man das Land schon als Tanker bezeichnen. Dieser bekommt jedoch so langsam Schlagseite.

Es war ein Schuss vor den Bug als die Rating Agentur Moody's jetzt das Kreditrating für China gesenkt hat. Das Rating wurde um eine Stufe Aa3 auf A1 gesenkt. Das ist nicht die Welt und der Schritt hatte sich fast ein Jahr lang angekündigt, doch es ist ein Signal.

Persönlich finde ich das Signal etwas zu subtil. Die Lage ist nämlich desolat. Darüber können auch die vergleichsweise niedrigen Staatsschulden nicht hinwegtäuschen. Im Vergleich zu den USA steht die Regierung gut da. Mit weniger als 50 % Verschuldungsgrad liegt China bei der Hälfte der US-Verschuldung.

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Am Ende kommt es jedoch nicht allein auf die Staatsschulden an. Während der Finanzkrise haben wir gesehen, dass am Ende der Staat einspringt bzw. einspringen muss, wenn es eng wird. Das gilt insbesondere für Banken. Würde hier eine nach der anderen bankrott gehen und das Finanzsystem kollabieren, kann Peking noch so tolle Pläne in ihrer Planwirtschaft beschwören: sie wären zum Scheitern verurteilt.

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Das Finanzsystem ist die Achillesferse. Im Vergleich zu US-Banken sind chinesische Banken dreimal so hoch verschuldet. Der Hebel ist also beträchtlich. Es braucht nicht viel, um das Gleichgewicht zu kippen. Darüber hinaus ist der Privatsektor (Haushalte und Nicht-Finanzunternehmen, Grafik 2) mit stattlicher Verschuldung ausgestattet. Die Verschuldung liegt hier 60 Prozentpunkte höher als in den USA. Insgesamt ergibt sich aus beidem eine gesamtwirtschaftliche Verschuldung, die denen der USA gleicht.

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Die USA sind nun aber ein Land, welches eine Währung druckt, die alle haben wollen und haben müssen. Der Dollar ist Reservewährung Nummer 1 und die meisten Ländern können gar nicht genug davon bekommen. China hat diesen Luxus nicht.

Als vor einigen Jahren jeder in China Geschäfte machen und auch Finanzanlagen kaufen wollte, durfte es keiner. Jetzt soll das Kapital kommen und Anleihen kaufen, doch nun will niemand mehr. Den optimalen Zeitpunkt, um die Schulden in die Welt abzuwälzen, hat China verpasst.

Mir ist unverständlich, wieso China immer noch ein Investment-Grade Rating hat. Vor allem die Schulden des Finanzsektors kann man praktisch den Staatsschulden hinzuzählen, denn am Ende muss der Staat haften. Unter diesen Voraussetzungen ist der chinesische Staat sehr viel höher verschuldet als der amerikanische. Die Ratings sind aber nicht sehr weit auseinander. China wird trotz der Abstufung noch immer zu positiv gesehen.

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8 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Kein Grund zur Freude. Wenn dieser Tanker sinkt, reisst der Strudwl alles mit.

    06:56 Uhr, 30.05.2017
  • 3 Antworten anzeigen
  • Goethe63
    Goethe63

    Was soll schon passieren? Sehr viele, viel zu viele Anleger sind sich ihrer Sache sicher und so wird weiter Geld und Gold in heiße Luft Geld gepumpt. Aktienmärkte steigen und auf einmal RUMMS!!! Knallt es wieder mal so richtig und keiner will´s gewesen sein und das Gejammer geht los, wie in den ganzen Jahren zuvor, noch mehr Geld wird verbrannt. Börsen brechen ein, Banken und Firmen bankrottieren, Arbeitslosenraten steigen, Immobilien auf Pump gekauft wechseln via Zwnagsversteigerungen den Besitzer. Der dumme Staatsbuerger wird dazu verpflichtet, ob er will oder nicht, das von den Politkern gesteuerte (weil nicht gesteuert wird, wie versprochen) Finanzchaos mit sauer erarbeiteten Steuern zu stützen. Ein weiter so mit unseren selbstverliebten machtgierigen Politkern, aufgeblasenen Managern und schlechtangelernten Wirtschaftskaptänen ist der falsche Weg, nur lernt niemand dazu. Einzig Familienunternehmen haben es schon lange kapiiert und handeln verantwortlich! Ein Juncker, Merkel, Macron, Weidmann Draghi etc würde nie so handeln, wenn es deren eigenes Geld wäre, Sie handeln alle völlig unverantwortlich, unter dem Deckmatel der Verantwortung und Schönrederei.

    Ein rote Armee-Fraktion braucht es nicht. Nur bei der nächsten Wahl das Kreuz ander richtigen Stelle

    19:58 Uhr, 25.05.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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