Kommentar
08:16 Uhr, 05.09.2014

China: Banken melden Anstieg der Kreditausfälle - platzt die Blase?

Seit zwei Jahren sind die Daten aus China widersprüchlich. Im einen Monat wächst das Land weniger als erwartet, im nächsten wieder mehr.

Anleger wechseln zwischen Hoffnung und böser Vorahnung. Seit Jahren wird ja auch darauf hingewiesen, dass sich in China eine gewaltige Kreditblase aufgebaut hat. Das zeigt sich nun auch so langsam in den Bankbilanzen

Die größten chinesischen Banken – die Industrial & Commercial Bank of China, China Construction Bank, Agricultural Bank of China, Bank of China und Bank of Communications – melden im ersten Halbjahr 2014 deutlich höhere Abschreibungen auf Kredite. Insgesamt belief sich der Betrag auf 7,64 Mrd. USD. Das ist doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Als notleidend werden inzwischen 100 Mrd. USD bezeichnet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 21%.

In Absolutbeträgen klingt das vielleicht viel. Relativ gesehen sind die Summen noch nicht wirklich bedrohlich. Im Vergleich zur Gesamtkreditsumme liegt der Prozentsatz der zweifelhaften Kredite noch immer unter 2%. Die Abschreibungen betragen bisher weniger als 10% der Nettozinseinnahmen. Das ist noch absolut im Rahmen und nicht wesentlich schlimmer als in Deutschland. Trotzdem lastet es auf der Profitabilität der Banken und ein Ende des Trends ist noch nicht in Sicht.

Beobachter gehen in Zukunft von einer weiteren Zunahme der Abschreibungen auf faule Kredite aus. Das ist insofern bedenklich, als dass es ein Zeichen des „geringen“ Wachstums ist. Wenn die Summe fauler Kredite bereits bei einem Wirtschaftswachstum von 7,5% zu steigen beginnt, möchte man sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sich das Wachstum auf 6% abkühlen würde.

Ein anderes Problem stellen die Sicherheiten dar. Diese sind oft von geringer Qualität. Kann ein Schuldner seinen Kredit nicht mehr zurückzahlen, dann ist die tatsächliche Ausfallquote wahrscheinlich höher als in anderen Ländern, weil die Sicherheiten weniger wert sind.

Noch kann man nicht von dunklen Wolken am Horizont sprechen. Die Regulierer drängen Banken dazu Abschreibungen vorzunehmen, solange die Banken noch gute Gewinne schreiben, um schlechten Zeiten vorzubeugen. Diese schlechten Zeiten könnten nämlich durchaus kommen. Die Regierung wird die Wirtschaft natürlich nicht abstürzen lassen. Daran besteht kein Zweifel. Was die Regierung aber durchaus tut ist die Bekämpfung der Korruption und Ineffizienz. Das hatte sie vor knapp einem Jahr angekündigt und zieht es auch durch. Man hört immer wieder, dass Beamte ihre Luxuswohnungen auf den Markt werfen, um möglicher Strafverfolgung zu entgehen. Weniger Korruption heißt letztlich, dass der Staat Banken auch weniger dazu drängen wird kaum überlebensfähige Unternehmen weiter zu stützen. Langfristig ist das gut. Kurzfristig müssen sich Banken dann aber auf echte Kreditausfälle einstellen.

Sollte die Anti-Korruptions- und Effizienzkampagne doch zu größeren Verwerfungen führen, dann dürfte der Staat wieder einspringen. Das tat er bereits in den 90er Jahren. Damals wurden 200 Mrd. USD in Bad Banks ausgelagert. In geringem Umfang hat das bereits begonnen. Die noch aus den 90er Jahren stammende Bad Bank China Cinda Asset Management ist inzwischen börsennotiert. Das Geschäftsmodell besteht darin, faule Kredite zu kaufen. Inzwischen dürfen 5 weitere Bad Banks gegründet werden. Ob das das Problem wirklich löst, sei dahingestellt. Die privaten Bad Banks müssen sich ja auch finanzieren. Es hilft wenig, wenn Banken ihre faulen Kredite los werden, aber über den Interbankenmarkt in den Bad Banks wieder mit drin hängen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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