Kommentar
20:00 Uhr, 30.05.2008

Charttechnik beim Devisenhandel - Stochastik: Der Dinosaurier

Nachdem bereits den Relative Stärke-Index, den Aroon-Indikator, den MACD, das Momentum und den Parabolic Price Time erklärt haben, stellen wir Ihnen diesmal mit der Stochastik den letzten wichtigen Indikator vor, der zum Standardrepertoire der technischen Analyse gehört und der von fast allen Tradern regelmäßig verwendet wird. Den Indikator gibt es bereits seit Ende der 1950er-Jahre, damit ist er sozusagen ein Dinosaurier der technischen Analyse.
Was ist die Stochastik?

Der Indikator berechnet in der Standardeinstellung die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kurs der letzten fünf Tage. Dahinter steckt die Idee, dass der Kurs im Aufwärtstrend im oberen Bereich der jüngsten Handelsspanne notieren sollte, im Abwärtstrend hingegen eher im unteren Bereich verweilen wird. Der Indikator kann nicht nur auf Tages-, sondern auch auf Wochen- und Monatsbasis sowie im Intradaybereich verwendet werden. Die Stochastik ist für das Day-Trading einer der besten Indikatoren, da sehr zeitnahe Signale geliefert werden.

Berechnung
Die Berechnung der Stochastik %K ist kinderleicht.
%K = [(SK – L) / (H – L)] *100

Im Nenner steht die maximale Handelsspanne eines betrachteten Zeitraums, der in der Standardeinstellung fünf Tage umfasst. Es wird also die Differenz zwischen dem höchsten Kurs (H) und des niedrigsten Kurses (L) der letzten fünf Tage errechnet. Im Zähler steht die Differenz zwischen dem aktuellen Schlusskurs (SK) und dem niedrigsten Kurs (L) der letzten fünf Tage. Der Kurs pendelt im Regelfall zwischen dem 20er- und dem 80er-Bereich hin und her.
%D: Von der Stochastik %K wird im Regelfall noch ein Drei-Tage-Durchschnitt berechnet, der dann als %D bezeichnet wird. Im FEXtrader der FXdirekt Bank ist dies eine rote Linie.

Interpretation
1. Eine Stochastik von über 80 deutet auf einen überkauften Zustand hin. Werte unter 20 gelten als überverkauft. Das Erreichen dieser Werte liefert damit mögliche Kauf- beziehungsweise Verkaufssignale. Stark überdehnte Kursbewegungen werden zumeist wieder korrigiert. Wie bei einem überdehnten Gummiband wird auf eine Gegenreaktion spekuliert. In starken Bullen- oder Bärenmärkten kann der Indikator jedoch für längere Zeit in den genannten Extrembereichen verweilen.

2. Tritt der Indikator in eine der Extremzonen ein, hat dies wenig zu sagen. Meistens laufen die Kurse noch in die bestehende Richtung weiter. Erst das Drehen und das Verlassen des Extrembereiches darf als Wendesignal gewertet werden. Ein Kaufsignal entsteht, wenn die blaue Stochastik-Linie die rote Durchschnittslinie von unten nach oben kreuzt. Umgekehrt ergibt sich ein Verkaufssignal, wenn die blaue die rote Linie von oben nach unten schneidet. Eine weitere Variante besteht darin, dass ein Schneiden des Indikators der 20er-Signallinie von unten nach oben als Kaufsignal und das Kreuzen der 80er-Linie von oben nach unten als Verkaufssignal gilt. Die letztgenannte Variante hat den Vorteil, dass nur recht wenige Signale entstehen, die meist recht treffsicher sind.

3. Wie auch beim RSI und MACD sind sogenannte Divergenzen besonders wichtig. Steigt beispielsweise der Kurs, ohne dass der Indikator die Bewegung nachvollzieht, so kann dies ein Hinweis auf bevorstehende Kursrückgänge sein. Divergenzen sind umso aussagekräftiger, je stärker der Kurstrend ist.

4.Der Indikator sollte vorzugsweise in Trendrichtung gehandelt werden. Dazu ist es unabdingbar, vorher zu bestimmen, ob ein Aufwärts-, Abwärts- oder Seitwärtstrend besteht.

5. Nach langen Trendphasen ist es unmöglich, mit dem Indikator ein Kurshoch oder Kurstief zu bestimmen. Bewegen sich die Kurse dagegen in klassischen Wellen, funktioniert die Stochastik sehr gut.

Beispiel Kaufsignale
Von Januar bis Mitte April befand sich EUR/USD im Aufwärtstrend. Gemäß Regel 4 interessieren uns nur die Signale in Richtung des übergeordneten Trends, d.h. die Kaufsignale. Ab Mitte Januar gab es nur drei Kaufsignale (22.01., 12.02. und 25.3.). Die Qualität dieser Signale war jeweils herausragend. Dem ersten Kausignal folgte ein Aufwärtsschwung von in der Spitze etwa 500 Pips bis zum nächsten Verlaufshoch. Nach dem Signal am 12.02. stieg der Kurs von rund 1,4500 in der Spitze bis zu einem Verlaufshoch von 1,5900. Das dritte Stochastik-Signal führte den Kurs zumindest noch von 1,5400 auf etwa 1,5800. Natürlich ist man hinterher immer schlauer und es lassen sich im Nachhinein stets Kursbewegungen finden, bei denen Indikatoren gut funktioniert haben. In der Praxis des täglichen Tradens stehen einem dagegen schon mal gehörig die Schweißperlen auf der Stirn, es geht jedoch hier lediglich darum, die grundsätzliche Arbeit mit dem Indikator zu erklären.

Beispiel Divergenz
Wie bestellt, kann auch noch eine Divergenz präsentiert werden. Nach einem Allzeithoch am 17.03.2008 bei 1,5907 erreichte EUR/USD in den folgenden vier Wochen am 16.04.2008 mit 1,5979, am 17.04.2008 mit 1,5982 und bei 1,6019 am 22. April nochmals neue Höchstkurse. Die Stochastik erreichte bereits am 12.03. ein Hoch bei deutlich über 80 und fiel seitdem kontinuierlich ab. Das letzte Verkaufssignal gab es am 31.3. mit dem Schnitt des Indikators von oben unter die 80er-Linie, was ein sehr ernster Hinweis dafür war, dass die Kursgewinnphase bei EUR/USD in den letzten Atemzügen lag. EUR/USD hat dann mit Zeitverzug ausgehend von 1,6000 gleichfalls den Rückzug angetreten und die Entwicklung der Stochastik nachvollzogen.

Jens Lüders - FXresearch

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