Kommentar
16:05 Uhr, 02.08.2021

"Buy the Dip": Kaufverhalten bei Aktien erreicht Extrem

Der Aktienmarkt verhält sich seit Pandemiebeginn außergewöhnlich. In mancher Hinsicht verhält sich der Markt so extrem wie noch nie.

Rücksetzer werden in intakten Aufwärtstrends immer gekauft. Das ist kein neues Phänomen. Die Regel gilt, seit es die Börse gibt. Dafür ist etwas anderes neu. Die Zeit, die benötigt wird, um den Rücksetzer wieder auszugleichen, ist auf historischem Tiefstwert. Noch nie wurden Rücksetzer so schnell wieder mit neuen Hochs belohnt. In den letzten 120 Jahren dauerte es im Durchschnitt 10 Tage, um Rücksetzer wieder auszugleichen. Die Abweichung von diesem Durchschnitt kann erheblich sein. In den meisten Jahren werden Rücksetzer jedoch innerhalb von 6 bis 15 Tagen mit neuen Hochs belohnt. Diese Range wird in diesem Jahr nicht mehr eingehalten. Nach oben gab es in der Vergangenheit Ausreißer. Nach unten gibt es bisher nur einen Extremwert und dieser findet in diesem Jahr statt.

Es dauert 2021 gerade einmal zwei Tage, bis ein Rücksetzer wieder gekauft und mit neuen Hochs belohnt wird.

Das ist wirklich außergewöhnlich und Anleger sollten sich daran nicht gewöhnen. Es ist unwahrscheinlich, dass Rücksetzer so lukrative Kaufgelegenheiten bleiben werden. Früher oder später wird Volatilität und zögerliches Verhalten zurückkommen. Spätestens, wenn Notenbanken das Sicherheitsnetz (Wertpapierkäufe) entfernen, dürften Rücksetzer wieder längere Erholungszeiten haben.

Neben der ungewöhnlich schnellen Erholungszeit gibt es in diesem Jahr noch eine zweite Überraschung. Es gibt nicht weniger Rücksetzer als sonst. Tatsächlich ist 2021 sogar ein Jahr, indem es überdurchschnittlich viele Rücksetzer gab. Sie waren nur sehr klein und da sie so schnell wieder gekauft wurden, fällt es kaum auf.

Dass es viele Rücksetzer gibt, ist wegen der Notenbankpolitik überraschend. Diese wird grundsätzlich als Unterstützung und Sicherheitsnetz gesehen. Eigentlich dürfte es mit diesem Sicherheitsnetz keine oder zumindest deutlich weniger Rücksetzer geben. Das ist nicht der Fall.

Die Tagesverluste sind sogar vergleichsweise hoch. Im Juli erlitt der Markt eine Panikattacke. Die Kurse fielen an einem Tag so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das zeigt, dass der Markt durchaus fallen kann und sogar ziemlich deutlich. Anleger haben lediglich Glück, dass solche Rücksetzer als attraktive Kaufgelegenheiten gesehen werden.

2021 ist damit ein besonderes Jahr. Einerseits gibt es viele Rücksetzer, andererseits werden diese so schnell gekauft wie noch nie. Ein Dauerzustand wird das nicht. Es dürfte eher die Folge der ultralockeren Geldpolitik und Konditionierung der Anleger sein.

Kleinanleger haben daran einen nennenswerten Anteil. Seit Pandemiebeginn machen sie einen immer größeren Anteil des Handelsvolumens aus. Sie sind es, die mit besonders großer Freude Rücksetzer kaufen und sorgen damit für die besonders schnellen Erholungen.

Clemens Schmale


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10 Kommentare

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  • nashorn
    nashorn

    Übrigens: Lob an Schmale, immer wieder eine Bereicherung diese Statistiken, wobei man mit der conclusio ja nicht immer übereinstimmen muss.

    11:53 Uhr, 03.08.2021
  • Zukunft21
    Zukunft21

    für dies alles gibt es ein Wort " MANIPULATION "

    17:53 Uhr, 02.08.2021
  • Ex-Seemann
    Ex-Seemann

    "Kleinanleger haben daran einen nennenswerten Anteil. Seit Pandemiebeginn machen sie einen immer größeren Anteil des Handelsvolumens aus. Sie sind es, die mit besonders großer Freude Rücksetzer kaufen und sorgen damit für die besonders schnellen Erholungen."... ist es nicht so, dass, wenn die Kleinen massenweise in den Markt strömen, dass die Party im Prinzip vorbei ist?

    17:30 Uhr, 02.08.2021
  • Limes123
    Limes123

    Möglicherweise deutet das Buy the dip auf eben diesen Crack up Boom hin. Als Beispiel möchte ich den Bovespo Index aus den 90 zigern nehmen. Der legte innerhalb 2 Jahren um 1000 % ! zu, jedoch real verloren die Anleger 50% ihres Kapitals.

    Würde mich freuen, wenn sie diesen Sachverhalt mal zum Thema machen würden.

    16:27 Uhr, 02.08.2021
    2 Antworten anzeigen
  • LukiLuke
    LukiLuke

    Dann kauf ich doch einfach Tesla, diese Blase wird wohl nie platzen 😂😂😂

    16:25 Uhr, 02.08.2021
  • Limes123
    Limes123

    für mich gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Blase im Aktienmarkt aufgelöst wird.

    Die erste, die Notenbank fängt die Inflation und setzt die kurzfristigen Zinsen hoch und zwar über die 5% der momentanen Inflationsrate ( 80ziger Paul Folcker) . Da die derzeitige Verschuldung der Staaten exorbitant hoch ist, würde es wohl eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaß geben.

    Die zweite, die Notenbank lässt Inflation laufen und die Schulden werden über eine Senkung der Kaufkraft zurückgeführt. Der Aktienmarkt, würde in diesem Fall einen Crack up Boom erleben, und steigt in ungeahnte Höhen, jedoch bleibt den Anlegern real ! nichts übrig.

    16:17 Uhr, 02.08.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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